Kapitel 21 - Die Welt abseits der ihren II
14:21 Uhr, Außerhalb Lisamis
Nathan führte uns einen Gang entlang, bis wir in einer kleinen Betriebshalle stehen blieben und er die acht Jugendlichen unseres Teams zu uns winkte.
„Also", wandte Nathan sich an die Rekruten. „Irgendwelche Ideen für unser Lager?"
Einen kurzen Moment tauschten die Jugendliche schnelle Blicke, bevor ein rothaariges Mädchen in meinem Alter das Wort erhob. „Vielleicht gibt es hier so etwas wie ein Bürotrakt", meinte sie. „Das wäre vielleicht ein guter Platz. Dort..."
„Aber dort hätten wir keine Fluchtmöglichkeiten", unterbrach ein Junge sie.
„Hast du den Bürotrakt, den es übrigens wirklich gibt, schon mal gesehen, oder woher weißt du, dass es dort keine Fluchtmöglichkeiten gibt?", fragte Nathan den Jungen leicht genervt. Erst jetzt erkannte ich, dass es der Junge war, der sich schon im Zug mit einem anderen Rekruten auseinandergesetzt hatte. Nathan schien ihn nicht leiden zu können.
Darauf wusste der Rekrut allerdings keine Antwort mehr und Nathan nickte dem Mädchen, was vorher gesprochen hatte, aufmunternd zu. „Vielleicht könnten wir es dann so aussehen lassen, dass das andere Team nicht weiß, welcher Raum unser Lager ist. Dann würde sie vielleicht erstmal in den falschen Raum laufen und wir könnten sie von hinten angreifen."
„Die Idee ist nicht schlecht", meinte Nathan und ich nickte zustimmend. „Jetzt müssten wir nur wissen, wo der Bürotrakt ist", schaltete ich mich ein. Nathan fasste mich an den Schultern und drehte mich um hundertachtzig Grad um. „Schon mal dieser Schilder da gesehen? Ich dachte ihr TVIs achtete immer so sehr auf alles", murmelte er.
An der Wand, die etwas fünf Meter von mir entfernt war, hang tatsächlich eine Wegweiser Tafel auf der auch die Aufschrift Bürotrakt mit einem Pfeil auf den entsprechenden Gang prangte. „Oh." Das bestätigte ja nur mal wieder, dass meine Konzentration echt nachgelassen hatte.
„Gut, da wir das geklärt haben, können wir ja los", damit schob Nathan sich an mir vorbei und lief auf den Gang zu. Seufzend folgte ich ihm, wie die Rekruten auch. Als wir die Treppen zum Bürotrakt hinaufstiegen, beeilte ich mich Nathan einzuholen. „Gehört das Gebäude hier eigentlich den Rebellen?"
„Nein, einem unserer Unterstützer", antwortete er. „Er hat es uns für Trainingszwecke zu Verfügung gestellt."
Der Bürotrakt bestand aus einem langen Flur, auf der immer im gleichen Abstand mehrere Türen waren, die zu den einzelnen Büros abführten. Ich blieb neben Nathan stehen, als dieser den Rekruten andeutete, dass sie ab hier selber weitermachen sollten. Schweigend beobachtete ich, wie das rothaarige Mädchen von vorhin mit einem anderen Rekruten darüber diskutierte, welchen Raum sie am besten als Lager nutzen sollten.
„Wenn sie noch länger brauchen, wir Alains Team uns hier finden", meinte ich nach einigen Minuten leise zu Nathan, der gelassen neben mir an der Wand lehnte. Er löste seinen Blick von den Jugendlichen und sah mich belustigt an. „Das sind Rekruten im ersten Monat der Ausbildung. Was erwartest du?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Wie rekrutiert ihr die Jugendlichen eigentlich für die Rebellen?"
„Viele wollen schon zu den Rebellen. Wir haben einige Jugendliche an den Schulen, die zu uns gehören und diese dann zu uns bringen. Manchmal suchen wir uns auch gezielt Leute aus, die wir dann rekrutieren."
„Und die Regierung ist noch nicht dahintergekommen?", fragte ich verwundert. Es gab einen ganzen Haufen von Politikern, die immer damit prahlten, wie gut sie angeblich alles in der Stadt kontrollierten. Sieht man ja. Aber zumindest bei Xernox hätte ich erwartet, dass sie von den Rebellen wissen. Vielleicht taten sie es ja auch, ließen es sich nur nicht anmerkten.
„Bis jetzt noch nicht", stellte Nathan schultern zuckend fest. „Aber solch eine Gefahr besteht immer." Er sah wieder zu den Jugendlichen. „Bei manchen Rekruten frag ich mich allerdings, warum genau sie eigentlich bei uns sind." Er stieß sich mit einem resignierten Seufzen von der Wand ab und tat einige Schritte auf die noch immer diskutieren Rekruten zu. „Seid ihr langsam mal fertig? Wenn ihr so weitermacht, können wir gleich aufgeben."
Das schienen die Rekruten allerdings nicht zu wollen, denn plötzlich hatten sie sich ganz schnell auf einen Raum fast am Ende des Ganges geeinigt. Ich sah mir den Raum etwas genauer an, als ich dem rothaarigen Mädchen dabei half den Schreibtisch und einen Schrank in die Mitte des Raumes zu schieben, damit wir dahinter Deckung haben könnten. Währenddessen sorgten Nathan und die anderen Rekruten dafür, dass die anderen Büros so ähnlich aussahen.
„Müssen wir unser Lager eigentlich irgendwie markieren?", fragte ich Nathan, der gerade im Türrahmen auftauchte. Er wühlte ein blaues Tuch aus der Jackentasche und warf es mir zu. „Das müssen wir hier irgendwo hinlegen. Man muss es sehen können, also nicht verstecken."
Bevor ich noch etwas erwidern konnte, war schon wieder weg. „Ist der immer so?", wandte ich mich an das rothaarige Mädchen.
„Yep. Zumindest beim Training", antwortete sie. „Ich bin übrigens Olivia."
„Jin", lächelte ich und sah mich dann überlegten in dem Büro um. „Wo legen wir das Tuch jetzt hin?"
Olivia sah sich genauso ratlos wie ich selbst um, während mein Blick am Fenster hängen blieb. Schnell kletterte ich über den Tisch und sah aus dem Fenster. Von hier aus konnte man keinen anderen Teil des Gebäudes sehen, als konnte man das Fenster von außen auch nicht sehen. Olivia, die anscheinend auf dieselbe Idee gekommen war wie ich, warf mir Klebeband zu, dass sie in einem Regal gefunden hatte. Ich kletterte auf die Fensterbank und fixierte das Tuch mit dem Klebeband oben in der Ecke des Fensters. So konnte man es sehen, aber nur schlecht erreichen.
„Ok, ich glaube wir sind hier fertig", meinte ich und Olivia nickte. Draußen auf dem Flur versammelte Nathan gerade den Rest unserer Truppe. Als alle da waren, sahen die Rekruten erwartungsvoll zu Nathan. „Ich werde euch nicht sagen, was jetzt zu tun ist, dass könnt ihr schön selber überlegen. Ist schließlich euer Training", meinte er bloß und lehnte sich abermals an die Wand hinter sich. „Und Jin braucht ihr auch nicht zu fragen."
Es dauerte weitere fünf Minuten, bis die Rekruten sich endlich auf einen Plan geeinigt hatte. Mir fiel dabei auf, dass sich die Vorschläge eigentlich hauptsächlich von Olivia und zwei Jungs kamen, während der Rest je nach dem nur zustimmend nickte oder den Kopf schüttelte.
„Gut", ging Nathan schnell dazwischen, bevor weiter Diskussionen begannen. „Wer ist ein guter Scharfschütze?"
Als Olivia sich als einziges meldete, nahm Nathan resigniert das modifizierte Scharfschützengewähr von der Schulter und hielt es mir hin. „Ich hoffe mal, du bist gut darin."
Mit einem Schmunzeln nahm ich es entgegen. „Ich werde seit meinem siebten Lebensjahr darin ausgebildet, also ja", war alles was ich dazu sagte.
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SKYLINE - Aufstand
Science FictionTeil 1 der Skyline Reihe. Ein Technischer Virus, der ihr Leben rettete. Ein Technischer Virus, der die tödliche Genmutation in ihren Zellen aufhielt und ihr ein Leben ermöglichte. Aber dieses Leben wird nie ein normales sein. Seit dem Moment, seit...