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Jedes Mal war ich die Jenige, die wartete, hoffte und weinte. Gerade jetzt hinterfragte ich meine ganzen Handlungen. Wie konnte ich alles akzeptieren ohne wenn und aber? Ich hatte keine Kraft mehr!
Seufzend schloss ich meine Augen und erinnerte mich an alle Erlebnisse. 

"Öykü"
Ich öffnete meine Augen und sah in die Augen meines Onkels.
"Leg dich hin kizim. So wirst du Nackenschmerzen bekommen."
Er war immer noch so gütig zu mir. Nach allem was ich getan hatte.
Mein Onkel deckte mich zu und ich schlief sofort ein.
Ich wurde von meiner Yenge geweckt. Als ich meine Augen öffnete
"Muss du nicht mehr in die Schule canim?", fragte sie mich lieb. Ich schüttelte mein Kopf.
"Ich bin fertig mit der Schule. Ich habe mein Abitur bekommen"
Meine Yenge freute sich und gab mir ein Kuss auf die Wange. Ich konnte ihr die freudige Nachricht gar nicht berichten. Ich konnte mich gar nicht freuen. Ich hatte endlich mein Abitur hinter mir.
"Aferim Öyküm benim"
Ich lächelte. Zur Zeit lächelte ich nur in ihrer Anwesenheit.
Sie war einer der einzigen Menschen in meinem Leben, die sich für mich bemühten. Die mich so liebte, wie ich war.
Wir gingen gemeinsam runter in die Küche wo mich meine Cousine ansah.

"Wo ist Ömer?", fragte Asiye Yenge.

"Was weiß ich", antwortete sie. Ihr Verhalten war gegenüber ihren Eltern immer so unhöflich. Deswegen ging sie mir die meiste Zeit wo ich hier wohnte auch auf die Nerven. Doch viel sagte ich nichts. Ich hatte kein Recht dazu mich einzumischen. Es waren nicht meine Eltern, leider.
In dem Moment kam Ömer die Treppen runter und hielt sich am Kopf.
"Mein Kopf platzt", zischte er.

"Geschiet dir Recht! Wer sagt dir, das du so viel trinken sollst", schimpfte Asiye Yenge.
Wie Recht sie doch hatte. Was fand man an dem Zeug so unfassbar?
Ömer sagte dazu nichts und sah mich an.
Asiye Yenge ging Ömers Glas mit Tee füllen.

"Deiner war auch mit uns", flüsterte er mir ins Ohr.
Ich atmete tief ein und aus. Mein Cousin Ömer sah mich weiter hin an.

"Er hat mehr getrunken als ich. Er ist zwar mein bester Freund, doch Tamer verdient dich nicht"

"Was flüstert ihr die ganze Zeit?", fragte Esna.
Ich sagte dazu nichts, denn ich war sehr enttäuscht. Ich war eher enttäuscht von mir selber, dass ich so naiv war.
Ich saß am Abend und wartete stundenlang auf seine Nachricht.
Was machte Tamer? Er ging feiern, er besäuft sich voll. Während ich Zuhause blieb und an ihn dachte. Ich wusste nicht mehr weiter. Er war mir so fern. Ich konnte nicht nach ihm greifen, er entglitt mir
Nach dem Frühstück half ich Asiye Yenge beim Abräumen.

"Hast du schlechte Laune liebes?", ich sah sie an und wusste nicht, was ich sagen sollte.
"Alles gut Yenge", lächelte ich gespielt.
Asiye Yenge glaubte es mir zwar nicht, da sie mich ungläubig ansah. Jedoch nickte sie.
Nach dem Abräumen ging ich hoch auf mein Zimmer. Ich nahm mein Handy in die Hand.
Ich wählte seine Nummer, die ich mit der Zeit auswendig konnte. Meine Finger drückten sich auf die grüne Taste. Es klingelte zwei mal und er hob ab.

"Wir müssen reden."
Meine Stimme wirkte ernst.

Ich merkte wie er vor Schmerz auf stöhnte.

"Öykü es ist früh am Morgen, mein Kopf platzt !"
Wie konnte ich nur in so einen Menschen mein Herz, meine Seele schenken.
"In einer halben Stunde, am See.", legte ich auf.

..
Ich war schon fertig angezogen, nahm meine Tasche und ging die Treppen runter. Ich zog meine Ärmel bis zum Ende.

Ich war müde. Müde vom Leben.
Die Tatsache, dass ich ihm gleich sehen würde, ließ mein Herz schneller schlagen. Ich war so dumm, dass ich ihn immer noch liebte.
Von weitem sah ich sein Auto. Er hatte sich an sein Auto angelehnt. Neben bei rauchte er und ich verzog mein Gesicht, als ich diesen Geruch wahrnahm. Hatte er wieder angefangen?

"Hallo", begrüßte ich ihn. Er sah mir kurz in die Augen, danach sah er weg. An seiner Stelle hätte ich euch kein Mut ihm in die Augen zu blicken! Er sollte sich schämen!
Er hatte nicht mal den Mut mir in die Augen zu schauen. Ich war im Recht, ganz einfach!

"Fass es kurz, ich will gleich noch schlafen"
Ich atmete tief ein und aus. Seine Respektlosigkeit tat mir weh. Ich könnte los heulen ehrlich, doch so weit war ich auch nicht gesunken. Ich hatte so oft mein Stolz vor seine Füße gelegt. Doch weinen vor ihm? Nein!

"Was sind wir?", fragte ich ihn.
"Was ist das für eine Frage? Du bist meine Freundin"
"Ach? Deswegen gehst du Feiern, besäufst dich voll und scheißt auf mich!"

Die Grenze war überschritten. Meine Tränen nahmen den Lauf.
"Sesini bana yükseltme!" ( Pass auf seine Tonwahl auf)

"Aber du darfst alles oder? Dich besaufen! Feiern! Mich schlagen! Was macht Öykü? Sie sitzt Zuhause und wartet auf eine Nachricht von dir!"
Er zog mich am Arm, was dazu führte, dass ich Schmerzen bekam. Er hatte genau diese Stelle berührt.
"Ich mache was ich will!", brüllte er und ich sah ihn nur an.
"Gut dann gehe ich auch mit meinen Mädels Feiern! Gut dann schlafe ich auch mit fremden Männern!" schrie ich.
"Trau dich mal!", seine bedrohliche Stimme jagte mir eine Gänsehaut.
"Wie kann ich dich nur so sehr lieben?", meine Tränen verließen mein Gesicht nicht.

"Du tust mir weh. Wie körperlich, so auch seelisch. Tamer du ruinierst mich", flüsterte ich. Er sagte nichts, was sollte er sagen?
Ich drehte mich um, doch wurde zurück gezogen.
"Öykü gidemessin!" (Du kannst nicht gehen)
Ich schüttelte mein Kopf.
"Bitti", sprach ich aus. (Es ist aus)

"Nein. Nein! Du liebst mich. Du kannst und wirst es nicht beenden"
"Simdi mi aklina geldi?"
(Ist es dir jetzt in den Sinn gekommen)

Manchmal ist Gehen die Erlösung für alles. Erlösung für alles! Die Trennung von ihm war wie Balsam für meine Seele. Wieso schmerzte es dann so sehr?
.....
Vor zwei Jahren

...

ROSENKRIEGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt