Kapitel 5

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Jennie Pov

Langsam öffne ich die Augen, muss einige Male blinzeln, um etwas erkennen zu können. Das Bild, das mir schließlich geboten wird, als ich etwas nach oben schaue, verwirrt mich im ersten Moment, da ich mich nicht in der gewohnten Umgebung befinde und zudem in das schlafende Gesicht von Jisoo schauen kann. Meine Gedanken kann ich jedoch schnell ordnen, somit realisiere ich, wo ich mich befinde und wie ich hierher gekommen bin. Allerdings noch nicht ganz, in was für einer Position ich mich gerade befinde.

Mein Bein ist etwas über ihres gelegt, ich liege quasi halb auf ihr drauf, wobei mein Kopf auf ihrem Arm ruht, welchen sie auch etwas um mich geschlungen hat. Nicht nur dieser Fakt, sondern auch die Gedanken daran, was gestern geschehen ist, treiben mir die Röte ins Gesicht und augenblicklich macht sich ein Gefühl des Unbehagens in meinem Bauch bemerkbar. Es ist nicht so, dass es nicht gemütlich ist, das wäre nämlich gelogen, aber es ist absolut falsch hier mit ihr so zu liegen und das, was gestern passiert ist, hätte auch aus mehreren Gründen nicht passieren dürfen.

Mal abgesehen davon, dass Jisoo die ältere Schwester meiner besten Freundin ist, führt sie eine Beziehung mit meiner Ballettlehrerin, die mich ohnehin schon auf dem Kieker hat. Zwar lebe ich mit einem Geheimnis, sofern man es als eines bezeichnen kann, allerdings bedeutet es nicht, dass ich leicht damit umgehen kann. Es beschäftigt mich durchgehend, insbesondere, wenn ich mit niemandem darüber sprechen kann. Und das hier ist definitiv etwas, das ich keinem erzählen kann.

Zudem kommt noch, dass ich einen Freund habe. Das zwischen Kibum und mir kann man zwar keine Liebe nennen, ich empfinde nichts für ihn und ich weiß, dass dies auch für ihn gilt, aber ich bewahre einen Schein mit dieser Beziehung und genau das könnte mir von nun an schwerfallen, immerhin ist Jisoo nicht eine Person, die ich nie wieder sehen werde.

Es ist also ein totales Chaos und ich weiß nicht, wie es weiter gehen soll, aber fürs Erste möchte ich mich von dieser Position lösen, ohne sie dabei zu wecken. Dann will ich einfach nur noch meine Schuhe anziehen und verschwinden. Ich weiß, das ist feige, aber ich kann unangenehme und peinliche Situationen einfach nicht ausstehen und möchte ihnen demnach aus dem Weg gehen. Zudem muss ich wirklich heim, meine Eltern könnten bemerkt haben, dass ich nicht länger da bin, sollte dies der Fall sein und sie sprechen mich später darauf an, werde ich mir jedoch eine Ausrede einfallen lassen.

Doch von meinem Plan hier unbemerkt zu verschwinden, wird nichts, denn ich schaffe es gerade mal meinen Kopf etwas anzuheben, da erstarre ich bereits, da sie anfängt sich etwas zu bewegen und sobald ich einen Blick riskiere, sehe ich, dass auch sie ihre Augen öffnet.

Mein Mund wird ganz trocken, sobald die Bilder von gestern erneut in meinen Kopf schießen. Die Sachen, die sie mit mir gemacht hat. Das, was sie gesagt hat und worum ich sie gebeten habe. Ich weiß selbst nicht, was gestern in mich gefahren ist, wie ich das einfach zulassen konnte und dann auch noch mit der Schwester meiner besten Freundin, welche vergeben ist und ich nicht einmal wirklich kenne. Wahrscheinlich gab es noch nie einen unangenehmeren Moment in meinem Leben als diesen. Ich möchte mich einfach in Luft auflösen oder tot umfallen, was definitiv nicht gesehen wird.

Während ich nichts sage und sie wie ein erschrockenes Reh anschaue, scheint sie kurz einen Moment zu brauchen, dann hebt sie jedoch ihre Mundwinkel an. „Ich denke einfach mal, du hast gut geschlafen. Du scheinst auf jeden Fall ganz bequem zu liegen", neckt sie mich und schaut schließlich noch an mir hinab, mustert mich und gibt sich nicht mal Mühe dies zu verstecken. Zwar trage ich meinen Pullover und auch meinen Slip wieder, allerdings habe ich mir gestern nicht mehr die Mühe gemacht meine Hose wieder anzuziehen, was ich nun bedauere. Denn sie treibt mich mit ihren Worten und ihrem Blick in die Enge. Ich bringe kein Wort heraus, sondern schlucke etwas und nehme schließlich mein Bein schnell von ihr, bis ich mich gänzlich löse.

TIPTOE || JensooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt