Kapitel 11

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Jisoo Pov

Ende. In weißen Buchstaben erstreckt sich dieses Wort, auf schwarzem Hintergrund, über die Leinwand, ehe schließlich der Abspann folgt und die Menschen drum herum wieder etwas unruhiger werden. Auf meinen Lippen ruht ein zufriedenes Schmunzeln, der Film wird nie langweilig, es ist zwar ein 80er-Film, aber diese Filme gehören meiner Meinung nach sogar noch zu den Besten. Ich bin mir sicher, dass er ihr auch gefallen hat, sie hat die ganze Zeit gebannt auf die Leinwand geschaut und mir hin und wieder kurze Fragen gestellt, was nur ihr Interesse an dem Film bestätigt.

Mein Blick fällt zu Jennie, welche wieder im Schneidersitz sitzt und sich nun ein wenig streckt. Einige um uns herum stehen bereits auf, andere bleiben jedoch noch faul liegen und bewegen sich keinen Millimeter. Der Film ging ganze zwei Stunden. Ich muss zugeben, dass mein Hintern mir ein wenig weh tut, die Decke ist nämlich ziemlich dünn und der Boden nicht gerade das, was man als weich bezeichnen würde. Als ich also aufstehe, lege ich ganz automatisch eine Hand auf meinen Hintern, reibe diesen und verziehe das Gesicht dabei ein wenig, schiele dann zu Jennie runter, welche mich fragend begutachtet. Sie muss mich nicht einmal fragen, ich weiß, wieso sie mich so anschaut.

„Du kannst mir nicht erzählen, dass du nach zwei Stunden auf dem Boden, keine Schmerzen spürst", gebe ich von mir, was sie jedoch nur etwas lachen lässt. „Stell dich nicht so an, Unnie", erwidert sie und streckt schließlich ihre Hand nach mir aus, womit sie mir signalisiert, dass ich ihr hochhelfen soll - was ich dann auch tue.

Sobald sie auf ihren Beinen steht, lasse ich ihre Hände wieder los, bücke mich und greife die Decke, um sie einzurollen. Da wir sonst nichts mit haben, machen wir uns also auf den Weg zum Parkplatz, welcher ja nicht allzu weit ist und als wir am Auto ankommen, verstaue ich die Decke im Kofferraum. Sobald ich diesen wieder zu mache und zur Fahrerseite gehe, um die Autotür zu öffnen, fällt mein Blick auf Jennie, welche, anstatt einzusteigen, gegen die Motorhaube lehnt und mir somit ihren Rücken zugewendet hat.

„Wieso steigst du nicht ein?", frage ich sie, als ich mich neben sie stelle und mich auch gegen die Motorhaube lehne. Sie erwidert meinen Blick und seufzt schließlich. „Ich möchte eigentlich noch nicht nach Hause", gesteht sie mir dann, weshalb ich kurz überlege und dann mit den Schultern zucke. „Wir müssen ja noch nicht nach Hause. Irgendeine Idee?"

Meine Worte lassen sie ein wenig lächeln, dann legt sie die Fingerkuppe ihres Zeigefingers an ihr Kinn und nimmt eine Position ein, die mir zeigt, dass sie auf meine Frage hin überlegen muss. Dieser Anblick lässt mich etwas lachen, Jennie ist einfach zu süß, ihre Gesellschaft ist wirklich angenehm und bereitet mir gute Laune. „Viellecht könnten wi-", setzt sie an, bringt ihren Satz jedoch nicht zu Ende, da plötzlich eine männliche, aber dennoch helle Stimme hinter uns ertönt, woraufhin wir uns nahezu zeitgleich umdrehen.

„Jennie?"

Ein Junge steht dort, vielleicht in Jennies Alter oder sogar ein wenig älter, genau einschätzen kann ich es nicht, aber älter als ich auf keinen Fall. Er kommt auf uns zu und stellt sich uns direkt gegenüber, tatsächlich habe ich absolut keine Ahnung, wer er ist, ich habe ihn noch nie gesehen, aber er scheint ganz offensichtlich Jennie zu kennen. „Kibum, was machst du denn hier?", fragt sie ihn ein wenig verwirrt, lächelt dann aber.

Woher die beiden sich kennen könnten, kann ich nicht sagen, eigentlich könnte alles der Fall sein, vielleicht sind sie verwandt, vielleicht aber auch einfach sehr gut befreundet oder sogar nur Klassenkameraden. „Ich bin mit einigen Freunden hier gewesen, abgesehen von Jihoon ist aber jeder nach Hause gegangen", erklärt er, wobei er die letzten Wörter verschluckt und somit nicht richtig ausspricht. Stattdessen hebt er die Hand, winkt jemanden hierher und ruft: „Hier drüben, Hyung!"

„Entschuldige", lacht er kurz darauf und widmet sich wieder uns. „Und ihr? Seid ihr auch nur zu zweit hier?", fragt er dann und schiebt die Hände in die Hosentaschen. „Ja, wir haben uns den Film gemeinsam angeschaut", erklärt sie ihm, hebt dann die Hand und deutet auf mich. „Das ist Jisoo, eine Freundin von mir und die ältere Schwester von Minhee", stellt sie mich vor, weshalb ich aus Höflichkeit lächle und die Hand hebe, welche er dann auch schüttelt. „Das ist Kibum, mein fester Freund", stellt sie dann auch ihn vor und tatsächlich muss ich bei ihrer Aussage die Augenbrauen etwas hochziehen und meinen Blick auf sie lenken.

Das kommt in der Tat sehr überraschend. Mal abgesehen davon, dass ich nicht wusste, dass Jennie überhaupt in einer Beziehung ist, überrascht es mich auch etwas, dass es ein er ist. Einfach, weil ich damit nicht gerechnet hätte. Eigentlich bin ich nämlich fest davon ausgegangen, dass sie nur an dem weiblichen Geschlecht interessiert ist. Ich weiß selber nicht, wieso.

„Ach, Minhees Schwester also. Freut mich dich kennenzulernen, sie redet wirklich viel über dich", meint Kibum nun, was mich lachen lässt, da ich diesen Satz schon einmal gehört habe und es amüsant finde, dass meine jüngere Schwester soviel über mich erzählt, dass es bereits ihn erreicht haben muss. „Freut mich auch", erwidere dann und lächle schließlich nur noch ein wenig. Mit meinen Gedanken schweife ich dann auch ein wenig ab, sobald er sich wieder Jennie widmet.

Ich würde nicht behaupten, dass die neue Information, dass die beiden zusammen sind, mich stört, Jennie und ich sind dabei Freunde zu werden, mehr nicht. Aber zu sagen, dass es mich absolut kalt lässt, wäre dennoch irgendwie gelogen. Ganz genau sagen, wieso dem so ist, kann nicht. Sie hat bisher mit keinem Wort erwähnt, dass sie sich ebenso in einer Beziehung befindet, vielleicht liegt es daran. Und die Tatsache, dass es sich dabei um einen Typen handelt, müsste wohl auch was dazu beitragen.

Plötzlich gesellt sich ein weiterer Typ zu uns, es muss der Junge sein, den Kibum vor einigen Sekunden hergerufen hat, sein Name muss demnach also Jihoon lauten. „Hallo, Jennie. Schön dich zu sehen", begrüßt er sie und grinst, was beweist, dass die drei sich auch alle kennen.

Jihoon lenkt seinen Blick nun auf mich und hebt die Augenbrauen etwas an, lächelt dann aber. „Wer ist denn deine hübsche Freundin?" Seine Worte sind an Jennie gerichtet, seine Augen gelten jedoch weiterhin mir. Tatsächlich muss ich ein wenig lachen und geschmeichelt fühle ich mich auch, nur muss ich zugeben, dass er, selbst wenn ich hetero wäre, absolut nicht mein Typ wäre. Ich hebe die Hand und stelle mich vor. „Mein Name ist Jisoo und Dankeschön", schmunzle ich. Er nimmt meine Hand und schüttelt sie, vielleicht etwas länger, eigentlich nötig, dann sagt er: „Jisoo... ein wirklich schöner Name. Meiner ist Jihoon."

Er ist wirklich amüsant, auch diesmal nicke ich dankend und sobald Kibums Stimme wieder ertönt, schaue ich wieder zu ihm. „Hättet ihr vielleicht Lust, mit uns mitzukommen? Wir wollten noch in eine Bar und es ist immerhin noch nicht sehr spät." Er legt nun einen Arm um Jennies Tallie und zieht sie zu sich, diese lenkt ihren Blick aber auf mich und fragt mich stumm, ob das in Ordnung für wäre, mit den  beiden mitzugehen.

Da es mir eigentlich nichts ausmacht und ich auch nicht die Spielverderberin sein möchte, zucke ich mit den Schultern und nicke dann etwas. „Klar, warum nicht", sage ich schließlich.

***
Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

TIPTOE || JensooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt