Kapitel 10

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Jennie Pov

Tatsächlich habe ich nicht lange warten müssen, gerademal einige Minuten und um ihre Geduld auch nicht auf die Probe zu stellen, habe ich immer wieder einen Blick aus dem Fenster geworfen, um zu sehen, ob sie bereits unten ist. Als ich sie erkannt habe und sie mir auch zeitgleich geschrieben hat, bin ich auch schon runter gelaufen, wir haben uns schließlich begrüßt und nun sitzen wir im Auto.

Eigentlich sind wir sogar schon da, denn Jisoo ist gerade dabei das Auto zu parken. Die Fahrt verlief ruhig, wir haben Musik gehört und hin und wieder etwas geredet, es war nicht unangenehm, aber ich bin dennoch froh jetzt hier zu sein.

Vom Parkplatz aus kann man aufgrund der Dunkelheit draußen bereits die Leinwand sehen, welche etwas weiter entfernt steht, allerdings nicht, was genau sie zeigt. Nachdem ich mich abgeschnallt habe, beuge ich mich deshalb etwas nach vorne und blicke durch die Frontscheibe direkt auf das Spektakel weiter vorne, wobei ich die Augen etwas zusammenkneife. „Hat der Film schon angefangen?", frage ich Jisoo, da ich nichts erkenne und keinerlei Wissen über diese Veranstaltung besitze, was bei ihr ja anders ist. Meinen Kopf drehe ich also in ihre Richtung, doch sie schüttelt Ihren ein wenig. „Noch nicht, wir haben noch etwas Zeit", erwidert sie.

Also steigen wir aus, während ich mich weiterhin in der Umgebung umschaue, nimmt Jisoo eine schwarz-rot karierte Decke aus dem Kofferraum, mit welcher im Arm sie auf mich zu kommt. „Komm, wir suchen uns einen guten Platz", lächelt sie, was ich mit einem Nicken quittiere, ehe wir auch schon los gehen.

Es ist nicht leer hier, eigentlich ist sogar eher das Gegenteil der Fall, dennoch sind nicht zu viele Menschen hier. Überwiegend Paare, wie mir auffällt, welche eng aneinander gekuschelt sind, aber auch einfache Freunde, welche teils in größeren Gruppen hier sind.

Schnell finden auch wir einen Platz und nachdem Jisoo die Decke ausgebreitet hat, setzen wir uns auch gleich hin. Während ich mich im Schneidersitz hinsetze, streckt sie die Beine aus und stützt sich mit ihren Unterarmen auf dem Boden ab. Sie atmet deutlich aus und ich lenke meinen Blick auf sie, wobei ich etwas lächeln muss.

„Es ist wirklich schön hier", lasse ich sie wissen und schaue ein weiteres Mal um mich. Wie bereits erwähnt, ist es Abend und somit dunkel, lediglich die Lampen etwas weiter vorne sorgen für Licht, sowie die Leinwand, welche derzeitig jedoch nichts abspielt, sondern lediglich ein Standbild zeigt. Die Menschen drum herum unterhalten sich miteinander, es ist jedoch nicht laut, jeder ist darauf bedacht eher leise zu sprechen und im Großen und Ganzen herrscht eine unglaublich angenehme Atmosphäre.

„Das perfekte erste Date. Habe ich recht?", erwidert sie, was mich jedoch seufzen lässt. Auf ihre Worte hin haue ich ihr leicht gegen den Arm, es ist nicht dolle, demnach tue ich ihr auch keineswegs weh. „Hör bitte auf das zu sagen, Jisoo", fordere ich sie auf, was sie jedoch etwas lachen lässt. Allerdings sehe ich keinen Grund zu lachen, denn eigentlich ist das mein voller ernst, sie soll das nicht als Date bezeichnen, das bereitet mir nur ein schlechtes Gewissen.

„Das ist kein Date, sagte ich doch bereits", erkläre ich ihr und schaue sie an, bemerke im nächsten Moment, dass sie die Augenbrauen zusammengezogen hat und mich schmollend ansieht, was mich - obwohl ich das eigentlich nicht möchte - etwas lachen lässt. „Guck nicht so", lache ich leicht und stupse mit meinem Zeigefinger in ihre Seite, was sie kurz zusammenzucken, aber ihre Gesichtszüge wieder entspannen und sie auch lachen lässt.

Sie beruhigt sich, bis lediglich ein kaum merkliches Lächeln auf ihren Lippen zu sehen ist, dann atmet sie wieder deutlich hörbar aus. „Ich will dich doch nur etwas ärgern", meint sie nun, was mich die Augenbrauen hochziehen lässt. „Wieso kann ich dir das nicht glauben?", meine ich seufzend, mein Blick gilt weiterhin ihr, auch, als sie sich etwas aufsetzt und den Kopf schief legt, während sie mich ansieht. „Ich kann mir bereits denken, was du für ein Bild von mir haben musst, aufgrund meines Verhaltens dir gegenüber. An deiner Stelle würde ich genauso denken und es ist keine Entschuldigung, aber kann ich dir vielleicht etwas erzählen?", beginnt sie nun mit einem Ton, der mir tatsächlich neu ist. Auch ihre Miene scheint ernster zu sein, dennoch sind ihre Gesichtszüge sehr weich, ich könnte meinen, sie sieht sogar ein wenig traurig aus.

„Natürlich", erwidere ich und nehme meinen Blick weiterhin nicht von ihr, sondern schenke dem, was sie zu sagen hat, meine ganze Aufmerksamkeit.

„Weißt du, der Grund dafür, dass ich dich vor Soojin so verteidige, ist nicht, weil ich die Heldin spielen und bei dir Eindruck schinden möchte. Du musst bemerkt haben, wie schwierig sie ist, so ist sie nun einmal. Bei manchen Menschen kann sie sich jedoch noch gut beherrschen, sie ist kein Monster, das sage ich nicht, es gibt auch gute Seiten an ihr, aber die Schlechten sind inzwischen wirklich sehr anstrengend geworden", erklärt sie mir, wobei ich weiterhin still bleibe und ihr einfach zuhöre.

„Sie ist nicht nur zu dir so. Du weißt nicht, wie oft wir uns bereits gestritten haben, weil sie immer an mir zu meckern hat und das in jeglicher Hinsicht, früher habe ich mir ihre Worte wirklich zu Herzen genommen und ich bin sogar schon an dem Punkt gewesen, wo ich das mit ihr beenden wollte. Aber sie hat mich damals nahezu angefleht und mir gesagt, dass sie sich ändern wird und das hat sie auch ein wenig, aber sie kann dieses Versprechen dennoch nicht einhalten." Noch während sie spricht, beginnt plötzlich der Film, weshalb wir beide unsere Köpfe zur Leinwand drehen.

Da sie jedoch noch nicht fertig gesprochen hat, rutscht sie etwas zu mir und lehnt sich zu meinem Ohr, in welches sie die nächsten Worte schließlich flüstert, um die anderen um uns herum nicht zu stören.

„Hör zu, Jennie. Ich erzähle dir das nicht, weil ich mein Verhalten rechtfertigen möchte. Das zwischen uns hätte nicht passieren sollen, denn ganz egal wie Soojin ist, das ist unfair ihr Gegenüber. Niemand verdient es hintergangen zu werden. Das ist jedoch auch der einzige Grund dafür, dass ich es bereue, wenn du verstehst, was ich meine. Meine Gefühle für Soojin... ich weiß zurzeit selbst nicht so ganz, wo ich mit ihr stehe. Wir sind schon ziemlich lange zusammen, so eine lange Beziehung beendet man nicht einfach so, man wirft so etwas nicht einfach weg.

Ich möchte nicht, dass du glaubst, dass das, was passiert ist, mir nichts ausmacht, auch wenn ich auf dich so wirke. Es ist aber nun einmal geschehen und ändern können wir es nicht, das Einzige was wir tun können, ist, es nicht zu wiederholen. Das hier alles bedeutet nicht das, was du befürchtest. Du bist interessant, ja, aber ich möchte dich einfach nur besser kennenlernen, Jennie. Denk also bitte nicht, dass ich etwas plane und irgendwelche Hintergedanken habe, so ist das nämlich wirklich nicht."

Sobald sie zu Ende spricht, entfernt sie sich von meinem Ohr. Ich hingegen drehe meinen Kopf zu ihr und schaue in ihre Augen, welche eine Aufrichtigkeit ausstrahlen. Das alles, was sie mir erzählt hat, kommt wirklich unerwartet. Ich hätte nicht gedacht, dass ihre Beziehung zu Soojin so kompliziert ist und anders eingeschätzt habe ich sie ebenso. Außerdem finde ich es gut, und irgendwie auch erleichternd, dass sie das, was zwischen uns geschehen ist, auch nicht okay findet und das aus denselben Gründen, wie es bei mir der Fall ist.

Ihre Situation mit Soojin unterscheidet sich in vielen Punkten mit meiner Eigenen, aber in einem Punkt ergeht es uns gleich. Wir sind beide in einer Beziehung, die wir im Grunde genommen nicht führen möchten, die Gründe, dass wir es dennoch tun, sind jedoch ganz andere. Es rechtfertigt tatsächlich nicht das, was wir getan haben, aber ich kann ihr Handeln besser nachvollziehen. Ich verstehe sie und die Tatsache, dass sie es nicht noch einmal so weit kommen lassen und mich einfach nur kennenlernen möchte, ganz ohne Hintergedanken, finde ich wirklich gut. Denn mir geht es nicht anders. Ich kenne sie nicht, aber es gibt, wie mir gerade auffällt, sehr viel über sie herauszufinden.

Vielleicht habe ich jemanden gefunden der mich verstehen kann, jemanden der mir dabei helfen kann, meine Last zu tragen und sie erträglicher werden zu lassen, weil sie zu wissen scheint, wie schwer diese Last doch sein kann. Denn ich möchte plötzlich dasselbe für sie tun.

Auf meinen Lippen bildet sich ein leichtes Lächeln, dann nicke ich etwas und lege meine Hand auf ihre. „Ich freue mich wirklich darüber, heute mir dir hier zu sein und würde dich auch gerne besser kennenlernen, Jisoo."

***
Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

TIPTOE || JensooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt