Kapitel 23

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Jennie Pov

Minhee redet schon seit Tagen über nichts anderes mehr, als über die „Hausparty des Jahres". Laut ihr würden wir einiges verpassen, wenn wir nicht mitkommen würden und weil Kibum und Bongyoung zugestimmt haben mitzugehen, habe auch ich nachgegeben.

Ich bin absolut kein Mensch, der gerne auf Partys geht. Wahrscheinlich hätte sie mich auch nicht überreden können. Aber da ich den ganzen Tag nicht alleine in meinem Bett liegen und über Jisoo nachdenken möchte, habe ich doch nachgegeben. In der Hoffnung, mich ein wenig ablenken zu können.

Ich lasse mich auf einen Hocker in der Küche sinken. Die Küche ist nicht sehr voll, es kommen immer nur welche rein, um sich was zum trinken zu holen und wieder zu verschwinden, weswegen es ein guter Rückzugsort ist. Von der Ablenkung spüre ich tatsächlich nicht viel. Meine Gedanken wandern dennoch immer wieder zu Jisoo. Wir haben seit diesem Tag an nicht wieder miteinander gesprochen. Wahrscheinlich will sie nicht einmal was von mir hören, solange ich keine klare Antwort habe.

Es klingt verlockend eine Beziehung mit Jisoo zu führen, tatsächlich wünsche ich mir im Moment nichts mehr als das. Frei zu sein, mich nicht verstecken zu müssen und die Beziehung zu führen, die ich auch wirklich will. Aber das ist einfach zu schön, als das es mir mein Schicksal jemals gönnen würde. Ich habe Angst, diesen Schritt zu wagen. Denn das bedeutet, dass ich Kibum sagen müsste, was Sache ist.

Minhee ist meine beste Freundin, selbstverständlich würde auch sie von meiner neuen Beziehung erfahren. Und von meinen Eltern will ich erst gar nicht anfangen. Sie würden mich niemals akzeptieren und wenn das in der Schule rauskommen würde, würde mir wahrscheinlich jeder von ihnen den Rücken zukehren. Zudem weiß ich nicht, wie Kibum und Minhee dazu stehen würden. Was, wenn auch sie mich nicht akzeptieren? Was, wenn Minhee nichts mit mir zu tun haben will, weil ich auf ihre Schwester stehe?

Mal von alldem abgesehen, ist da noch die Tatsache, dass Jisoo in einer Beziehung ist. Das bedeutet, dass ich eine Beziehung kaputt machen würde. Miss Soojin mag mich ohnehin schon nicht, wie wird sie mich dann behandeln, wenn ich ihr ihre Freundin wegnehme? Keiner würde sich mit mir sehen lassen wollen und ich würde für immer die egoistische Schlampe sein, die eine Beziehung ruiniert hat. Meine Klassenkameraden suchen doch nur nach irgendwas, um mich verurteilen zu können.

Verzweifelt greife ich nach einem Becher und fülle es mit etwas alkoholischem. Ich vertrage Alkohol nicht wirklich gut, was wohl daran liegen muss, dass ich normalerweise Keinen trinke. Aber ich brauche einfach einen kleinen Muntermacher, welcher mir dabei helfen soll, mich besser abzulenken.

„Kibum", rufe ich meinen Freund, welcher mit Bongyoung und Minhee in einer Ecke steht und sich mit ihnen unterhält. „Jennie, wo warst du?", informiert sich Minhee bei mir, ehe sie die Augenbrauen verwirrt zusammenzieht. „Hast du getrunken? Ich dachte du trinkst nicht", kommt es nun von Minhee. „Kleine Ausnahmen sind ja wohl mal erlaubt", zucke ich mit den Schultern. Ich spüre bereits, wie der Alkohol zu wirken beginnt, mit einem Mal fühl ich mich nämlich ein wenig entspannter.

Meine Arme lege ich um Kibum und schmiege mich an seine Seite. Ein wenig überrumpelt legt er einen Arm um meine Schultern, was mich wirklich wundert, da Kibum eigentlich immer der aufdringliche von uns beiden war. In letzter Zeit ist er jedoch ziemlich entspannt und hält sich mit so einigem zurück. Bisher hat's mir ganz gut gepasst, im Moment wünsche ich mir jedoch, dass er ins alte Muster verfällt.

„Hey, wollen wir ein bisschen tanzen?", fragt Minhee in die Runde. Bevor Kibum allerdings zustimmen kann, lege ich meine Hand auf seine Brust. „Geht ihr ruhig, wir kommen dann nach." Minhee scheint das nur recht zu sein, da sie gleichgültig mit den Schultern zuckt und anschließend mit Bongyoung in der tanzenden Menge verschwindet. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie heute einiges versuchen wird, um an ihn ranzukommen. Das ist schließlich schon seit längerem ihr Ziel.

Ich ergreife Kibums Hand und ziehe ihn mit mir. „Wohin gehen wir?", fragt er mich, da ihn auch das zu überraschen scheint. Statt ihm zu antworten, führe ich ihn in der ersten Etage angekommen in eines der Zimmer. „Der heutige Tag ist ziemlich untypisch für dich, Jennie", stellt er fest. „Ist alles okay?", hakt er besorgt nach.

„Alles bestens", bestätige ich ihm und drücke ihn sanft aufs Bett, ehe ich über ihn klettere. Da ich mich nicht unbedingt weiter unterhalten möchte, senke ich meine Lippen auf seine und beginne ihn zu küssen. Ich bezweifele stark, dass ich einen Kuss jemals freiwillig begonnen habe, aber wie es aussieht wurde es langsam Zeit. Diesmal ist er derjenige, der zögert, bevor er den Kuss erwidert und es fühlt sich so an, als hätten wir Rollen getauscht.

Im Moment ist mir das allerdings egal, da ich mich einfach nur auf andere Gedanken bringen möchte. Es dauert nicht lange, bis ich den Kuss wilder werden lasse und seine Hände umgreife, um sie unter mein Kleid fahren zu lassen. Spätestens jetzt löst er sich von mir und schaut mich überrascht an. „Jennie, wir haben noch nie...", weiter kommt er nicht, da ich ihn unterbreche.

„Du meintest doch selber, dass es langsam Zeit wird. Also was spricht dagegen? Wir haben lange genug gewartet." Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese Worte spätestens morgen, wenn ich wieder nüchtern bin, bereuen werde. Genauso wie meine derzeitigen Aktionen.

„Okay, ja... du hast recht", stimmt er mir zu und nickt noch einmal leicht. Seine Hand legt er an meinen Nacken und zieht mich wieder zu sich runter, um den Kuss weiter zu führen. Es stört mich, dass ich bei dem Kuss absolut nichts verspüre. Zumindest löst es nichts in mir aus, wie es der Fall ist, wenn Jisoo mich küsst... oder berührt.

Dennoch versuche ich diese Tatsache zu ignorieren und versuche mich voll und ganz auf ihn einzulassen, während er nun mein Kleid zögernd hochschiebt. Ich löse mich von seinen Lippen, lasse stattdessen meine Lippen zu seinem Hals wandern, während ich ein immer wiederkehrendes vibrieren wahrnehme. „Jennie, mein Handy..."

„Ignorier es einfach", bringe ich zwischen den Küssen raus, Kibum hingegen scheint gar nicht erst auf mich hören zu wollen. Dieser lässt nun nämlich von mir ab und ergreift sein Handy, um seine Nachrichten zu lesen. Gleich daraufhin drückt er mich auch schon von sich und beantwortet seelenruhig die Nachrichten auf seinem Handy. Abwartend schaue ich ihn an, kriege allerdings nicht eine Sekunde seine Aufmerksamkeit.

Er leckt sich über die Lippen, während sein Blick auf sein Display gehaftet ist. Als er meine Blicke wahrnimmt, räuspert er sich, legt sein Handy zur Seite und setzt sich auf. „Lass uns das verschieben. Die anderen warten auf uns."

***
Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

TIPTOE || JensooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt