Jennie Pov
Kaum betrete ich die Schule, ziehe ich die Kopfhörer aus meinen Ohren, stelle die Musik ab und verstaue mein Handy in meiner Tasche. Als ich vorhin Zuhause angekommen bin, bin ich meinen Eltern nicht sofort über dem Weg gelaufen. Mein Vater war bereits weg, er muss immer recht früh arbeiten, und meine Mutter ist erst aufgestanden, als ich los musste. Da sie mich nicht gefragt hat, wo ich die ganze Nacht gewesen bin, hat sie anscheinend zu meinem Glück nicht einmal bemerkt, dass ich weg war. Zwar hätte ich mir schon eine Ausrede einfallen lassen können, allerdings ist es mir lieber nicht lügen zu müssen. Außerdem habe ich bereits genug Stress, die ganze Zeit über muss ich an gestern denken, es will einfach nicht mehr aus meinem Kopf gehen.
Während ich mir den Kopf zerbreche, scheint Jisoo sich, zumindest wenn man an ihr Verhalten von vorhin betrachtet, keine großen Gedanken zu machen. Sie hat sich ganz normal verhalten, als wäre es Nichts, als hätten wir keinen Fehler gemacht. Natürlich hat es mir gefallen, es war wirklich schön, aber das spielt keine Rolle, denn es ist nicht richtig gewesen und noch einmal darf und wird es auch nicht passieren. Könnte ich es rückgängig machen, würde ich es tun, ganz egal, wie gut es sich angefühlt hat. Gegenüber den Menschen um uns herum ist das nämlich mehr als unfair, mein Empfinden ist demnach unwichtig.
Dazu, weiter daran zu denken und mich schlecht zu fühlen, komme ich gar nicht, denn sobald ich im Flur ankomme, sehe ich Kibum, welcher gegen seinen Spind gelehnt ist, die Arme verschränkt hält und lächelnd mit einigen Mädels aus meiner Klasse redet, welche einen Kreis um ihn gebildet haben. Für einen kurzen Moment bleibe ich stehen und betrachte die Situation von Weitem, die Mädchen, die um ihn stehen, haben definitiv großes Interesse an ihm, das weiß ich nicht nur, weil sie in meine Klasse gehen und die ständige Schwärmerei mitbekomme, sondern auch, weil es ihnen nahezu ins Gesicht geschrieben steht. Sie kichern über jedes Wort seinerseits, richten immer wieder ihre Frisuren und fassen ihn unter irgendwelchen Umständen sogar an, indem sie zum Beispiel seinen Bizeps fühlen, was er ganz offen zulässt.
Ich hingegen muss mit den Augen rollen und presse die Lippen aufeinander. Eigentlich möchte ich nur zu meinem Spind, dieser ist jedoch leider Gottes lediglich ein paar Schritte von seinem entfernt, das heißt, dass ich mir das Ganze hier noch etwas geben muss. Zwar nur für einen kurzen Moment, aber meine Laune ist bereits im Keller, demnach ist selbst ein kurzer Moment zu lange.
Kibum scheint die ganze Schwärmerei und die Tatsache, dass er im Mittelpunkt steht sogar zu genießen, aber das stört mich nicht einmal, wenn ich ehrlich sein soll. Viel eher nerven mich diese Mädchen, die sich in seiner Gegenwart so verhalten, als wären sie die größten Engel, dabei sind sie das nun ganz und gar nicht, eigentlich ist sogar das komplette Gegenteil der Fall. Sie verstellen sich total und das einfach nur, um einem einfachen Typen zu gefallen und sich an ihn ranzumachen. Wie verzweifelt kann man eigentlich sein? Mir wäre es lieber jetzt wieder Musik zu hören, um mir das Gekichere und Geflirte nicht länger anhören zu müssen, allerdings dürfen wir das innerhalb der Schule nicht und ich möchte sicherlich nicht riskieren, erwischt zu werden und meine Eltern noch mehr Gründe dafür zu geben, mir eine Standpauken zu halten.
Ohne meinen Blick auf ihn zu lenken, gehe ich an ihm und meinen Klassenkameradinnen vorbei, doch sobald er mich bemerkt, macht er sich mit einem „Jennie!", bemerkbar, was ich jedoch gekonnt ignoriere. Heute habe ich keinen Nerv für ihn, am liebsten wäre ich einfach nur zu Hause geblieben, um ihm und auch jeden Anderen aus dem Weg gehen zu können, das ist jedoch leider keine Option, den Grund muss ich wohl kaum erwähnen.
Er verabschiedet sich von den Mädchen und ohne in ihre Richtungen blicken zu müssen, weiß ich, dass sie mir giftige Blicke zuwerfen. Das interessiert mich jedoch nicht besonders, das tat es nie und wird es auch weiterhin nicht. Außerdem ertönt sowieso die Schulklingel, das heißt, dass sich jeder zu den Klassenräumen begeben muss, sie hätten also nicht länger dort stehen und ihm große Augen machen können.
Kaum öffne ich meinen Spind, spüre ich seine Präsenz auch schon hinter mir und keine Sekunde später legt er seine flache Hand auf die Tür meines Spindes und schließt diesen wieder, hindert mich daran, mein Zeug rauszunehmen. „Hi, Babe", raunt er mir ins Ohr, sobald die Klingel wieder Ruhe gibt, woraufhin ich jedoch das Gesicht genervt verziehe und meinen Kopf etwas von ihm wegziehe. Ich habe ihm bereits oft gesagt, dass ich es nicht mag, wenn er mich so nennt, dennoch lässt er es nicht sein. Darüber diskutieren möchte ich nun auch nicht, es bringt letztendlich ja sowieso nichts.
„Hey", erwidere ich knapp und möchte wieder den Spind öffnen, das geht jedoch nicht, da seine Hand immer noch auf diesem ruht. „Ich habe bereits auf dich gewartet. Wieso bist du heute so spät hier?" Seine andere Hand platziert er derweil an meine Hüfte, was mich innerlich seufzen lässt, dann drückt er seinen Körper gegen meinen. „Ich habe den Wecker nicht gehört", presse ich hervor. Die Nähe ist mir unangenehm, es gibt Tage, da lasse ich es bis zu einem gewissen Grad zu, immerhin kann ich ihn nicht immer abweisen, aber heute ist mir überhaupt nicht danach. Es ist nahezu unerträglich.
„Wir sind in der Schule, Kibum. Es könnte jederzeit ein Lehrer vorbeilaufen", versuche ich ihm zu verklickern und schiebe seine Hand etwas von meiner Hüfte. Ich möchte doch nur meine Bücher nehmen und in die Klasse verschwinden, ist das etwa zuviel verlangt?
„Die sind doch alle in den Klassen, jetzt hab dich nicht so. Freust du dich denn kein bisschen mich zu sehen?" Nun wandert seine Hand zu meinem Bauch, woraufhin er mich wieder an sich drückt, dabei belässt er es jedoch nicht, denn seine Lippen legt er wenig später auch noch auf meinen Hals. „Kibum", versuche ich ihn zu stoppen und mich etwas von ihm zu lösen, lege zusätzlich meine Hand auf Seine, da er auch diese wegnehmen soll. Im nächsten Moment drehe ich mich zu ihm um, wobei ich meinen Rücken gegen den Spind presse, um ihm nicht so nah sein zu müssen.
„Nicht hier, okay?", versuche ich es nun etwas sanfter.
Er seufzt daraufhin, fässt mich jedoch glücklicherweise nicht mehr so an. Anstatt das er mich jedoch ganz in Ruhe lässt, legt er den Kopf etwas schief und leckt sich etwas über die Lippen. „Meine Eltern sind heute Abend nicht Zuhause, was hältst du davon vorbeizukommen? Wir hätten das ganze Haus für uns und somit unsere Ruhe." Er kommt mir immer näher, legt schließlich seine Lippen auf Meine, was mich ungemein überfordert. Wieso muss er gerade heute wieder so aufdringlich sein?
Den Kuss erwidere ich nicht einmal richtig, nur ganz kurz und das auch nur, damit er nicht merkt, wie schlimm das gerade für mich ist, dann lege ich meine Hand auf seine Brust und drücke ihn etwas weg. Es bringt nichts, ihn grob abzuweisen, er wird so erst recht nicht locker lassen, genau deshalb lege ich meine Hand auf seine Wange und schaue ihm in die Augen.
„Ich würde vorbeikommen, aber ich muss heute etwas länger trainieren und anschließend hab ich noch etwas für meine Eltern zu erledigen, demnach habe ich wirklich keine Zeit. Tut mir leid...", lüge ich nun, was ihn wieder seufzen lässt. „Baby, da lässt sich doch bestimmt was machen", haucht er und möchte mich wieder küssen, doch ich drehe den Kopf zur Seite und schaue um mich, nur um zu bemerken, dass wir inzwischen die Einzigen im Flur sind. Mir ist durchaus bewusst, dass er mich überreden möchte, das wird jedoch nichts, denn ich weiß ganz genau, was er heute Abend machen möchte. Es wird mit der Zeit immer schwerer ihn abzuweisen, ich weiß nicht, wie lange ich es noch hinauszögern kann, aber ich möchte einfach nicht mit ihm schlafen.
„Der Unterricht hat schon angefangen, deshalb sollte ich jetzt gehen. Wie gesagt, das klappt heute leider nicht, also brauchst du nach der Schule nicht auf mich warten", sage ich nun, gebe ihm sogar noch einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, um in ruhig zu stellen und ziehe meine Hand wieder an mich. Geschickt schlüpfe ich unter seine Arme drunter, löse mich von ihm und bevor er noch etwas sagen kann, verschwinde ich im Schnellschritt um die Ecke.
Ganz egal, ob ich jetzt doch kein Buch habe, ich musste da einfach weg, er würde es nämlich weiterhin versuchen. So ist er nun einmal.
***
Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon
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TIPTOE || Jensoo
FanfictionWenn man das Leben der leidenschaftlichen Ballett Tänzerin, Kim Jennie, betrachtet, könnte man meinen, dass sie das Traumleben lebt, wovon jedes Mädchen ihres Alters zu träumen scheint. Sie gilt als eine der besten Tänzerinnen ihrer Schule, führt ei...