Kapitel 19

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Jennie Pov

Mein Blick gilt dem Fernseher und im Großen und Ganzen wirke ich nach außen hin wie die Ruhe selbst, aber zu behaupten, dass ich mich auch so fühle, wäre nichts weiter, als eine dicke, fette Lüge. Ich bin nicht nervös, so würde ich das nicht nennen, allerdings sammelt sich eine unglaubliche Freude in mir und das ganz allein, weil ich gleich wieder Jisoo sehen kann. Ganz verstehen kann ich mich auch nicht, immerhin ist es nicht so, dass wir uns über einen längeren Zeitraum nicht gesehen haben, aber ich entschließe mich einfach dazu, das gar nicht erst zu hinterfragen.

Sobald die Klingel in meine Ohren dringt, springe ich auch schon auf, dennoch weiterhin darauf bedacht, nicht direkt mit dem Fuß aufzutreten. „Ich gehe schon!", rufe ich meiner Mutter sofort zu und eile, oder wohl eher, humple zur Tür und öffne diese im nächsten Moment auch schon.

Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus, kaum blicke ich in ihr Gesicht, wobei ich mir nicht einmal die Mühe mache, meine Freude darüber, sie zu sehen, verstecke. „Schön dich zu sehen, Unnie!", begrüße ich sie, was auch ihr ein Lächeln auf den Lippen zaubert. „Du scheinst gute Laune zu haben. Das gefällt mir, ich mag dein Lächeln", meint sie nun und hebt sogleich die Hand, um mit dem Zeigefinger mein Kinn an zu stupsen.

Ihre Aussage macht mich tatsächlich etwas verlegen, was mich demnach auch für einen kurzen Augenblick verstummen lässt, dann hüpfe ich schon fast etwas zur Seite. „Komm rein", bitte ich sie herein, was sie dann auch tut, sodass ich die Tür wieder schließen kann.

Sie ist nicht einmal eine Sekunde drinnen, da legt sie bereits einen Arm um meine Hüfte, wirft einen Blick auf meinen Fuß und stützt mich ein wenig, auch, wenn das gar nicht nötig ist. „Tut's noch dolle weh?", fragt sie mich, doch ich schüttle den Kopf. „Ich stütze dich dennoch lieber, du sollst deinen Fuß nicht belasten, solange du noch krankgeschrieben bist."

Auch, wenn ich der Meinung bin, dass ich mit etwas Mühe bereits alleine gehen kann, sage ich nichts weiter, denn es würde ohnehin nichts bringen ihr zu widersprechen. Wozu also erst versuchen? Außerdem kann ich so ihre Nähe ein wenig auskosten, stören tut es mich immerhin kein bisschen. „Was auch immer du sagst", grinse ich deshalb und lege daraufhin einen Arm um ihre Schulter, um mehr Halt zu gewinnen. Da ich nun auch den Arm um sie gelegt habe, sind sich unsere Gesichter ziemlich nah, was ihr jedoch nichts auszumachen scheint. „Ach, ist das so, ja?", erwidert sie schmunzelnd und schaut mir dabei in die Augen. Es wäre gelogen, zu behaupten, dass dieser Moment kein Gefühl in mir auslöst, aber es ist definitiv eines, das ich in die Kategorie positiv schieben würde.

„Wer ist an der Tür gewesen, Jennie?", höre ich die Stimme meiner Mutter durch das Haus hallen, weshalb wir nahezu zeitgleich den Kopf zur Seite drehen. Die Anwesenheit meiner Mutter habe ich tatsächlich für einige Sekunden vergessen und auch Jisoo scheint etwas verwirrt zu sein, was mir die fragende Miene auf ihrem ihrem Gesicht verrät. „Meine Mutter", erkläre ich ihr knapp, wobei sich meine Lippen zu einer schmalen Linie formen. „Wenn du möchtest, können wir in mein Zimmer gehen, dort lässt sie uns in Ruhe." Meine Worte lassen sie wieder schmunzeln, dann schüttelt sie jedoch den Kopf. „Ich möchte deine Mutter gerne kennenlernen", beginnt sie zunächst und schlüpft schließlich geschickt aus ihren Schuhen.

„Komm, du musst mir zeigen, wo eure Teller sind, damit wir essen können."

Gemeinsam machen wir uns auf dem Weg in die Küche, wo ich mich zunächst auf einen Hocker niederlasse. Der Blick meiner Mutter fällt sofort auf Jisoo und obwohl die beiden noch nicht einmal ein Wort ausgewechselt haben, kann ich anhand ihres Blickes bereits sagen, dass sie ziemlich skeptisch ihr gegenüber zu sein scheint. Da ich verhindern möchte, dass eine Stille aufkommt, bin ich auch die erste, die etwas sagt.

„Das ist Jisoo, sie ist die ältere Schwester von Minhee. Ich habe dir von ihr erzählt, sie hat die letzten Tage nach mir geschaut." 

Kurz wirft meine Mutter mir einen, immer noch, skeptischen Blick zu, dann wendet sie sich jedoch Jisoo zu, welche sich leicht vor ihr verbeugt. „Freut mich Sie kennenzulernen, Mrs. Kim", meint sie hier zu, was meine Mutter mit einem Nicken erwidert. Ihre noch recht kalte Art und Weise scheint Jisoo jedoch nicht zu stören, stattdessen hebt sie die Tüte mit dem Essen etwas an, welche in ihrer Hand ruht. „Ich habe Essen mitgebracht, allerdings wusste ich nicht, dass Sie auch hier sind. Aber Sie können ruhig meine Portion haben."

Tatsächlich überrascht es mich schon ein wenig, so höflich habe ich sie bisher noch nicht erlebt und dennoch merke ich ihr an, dass es keinesfalls gespielt ist. Wahrscheinlich hat sie einfach nur großen Respekt vor älteren, so, wie es sich ja auch eigentlich gehört. Meine Mutter, welche vor einigen Sekunden noch etwas misstrauisch zu sein schien, strahlt plötzlich, dann winkt sie jedoch, nahezu verlegen, ab. „Das ist schon in Ordnung, ich möchte euch nichts wegessen und hunger habe ich auch keinen", lächelt sie und wirkt plötzlich wie ein ausgewechselter Mensch. Normalerweise würde sie mir eine Rede halten, dass ich bloß aufpassen soll, was ich denn esse, um ja nicht zuzunehmen.

„Hier, setz dich, Jisoo. Ich gebe euch zwei Teller und Besteck, dann könnt ihr in Ruhe essen", bringt sie hervor und öffnet bereits den Schrank, aus welchem sie schließlich das besagte Geschirr nimmt. Während ich die ganze Situation leicht perplex, aber auch erleichtert, betrachte, strahlen die zwei nahezu und ehe ich mich versehe, verfallen sie in ein Gespräch, welches kein Ende mehr nehmen möchte.

Während ich einfach nur stumm da sitze und das Essen in mich schaufle, reden die beiden über alles mögliche. Angefangen bei der Schule, bis hin zum Fakt, dass Jisoo selbst auch mal Tänzerin war und das ist für meine Mutter gefundenes fressen.

„Du solltest dir ein Beispiel an Jisoo nehmen, Jennie. Du kannst noch sehr viel von ihr lernen, dann wird Miss Soojin wahrscheinlich auch nicht mehr soviel zum beschweren haben", sind ihre Worte, doch Jisoo schüttelt sofort verlegen den Kopf. „Ich habe schon oft bei den Proben zugeschaut, Mrs. Kim. Jennie ist wirklich sehr gut." Bevor noch jemand etwas hinzufügen kann, nehmen wir die Haustür wahr und ehe ich mich versehe, stößt mein Vater ebenso hinzu.

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

TIPTOE || JensooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt