Kapitel 24

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Jennie Pov

Den ganzen Tag über schon liege ich nur im Bett und tue absolut gar nichts. Ich würde nicht einmal behaupten, dass mir langweilig ist. Stattdessen kann ich mich nicht dazu ermutigen irgendwas zu machen und um ehrlich zu sein will ich das auch nicht. Mir geht's elend und damit meine ich nicht die Kopfschmerzen, die ich heute Morgen dank dem gestrigen Alkohol hatte. Diese sind ohnehin schon verflogen. Ich meine eher meine derzeitige Lage.

Der gestrige Tag war die reinste Katastrophe und ich bereue es, überhaupt mitgegangen zu sein. Der Sinn war es, mich abzulenken, um nicht an Jisoo denken zu müssen, aber tatsächlich hat es nur das Gegenteil bewirkt. Ich fühle mich schlimmer, als es die letzten Tag der Fall war und das muss etwas bedeuten. Abgesehen davon schäme ich mich unglaublich für das mit Kibum. Ich bin froh, dass die anderen dazwischen gekommen sind, ansonsten würde ich im Moment nämlich viel mehr bereuen.

Im Moment kann ich ohne jegliche Zweifel behaupten, dass ich mein Leben hasse. Ich bin an dem Punkt angekommen, wo ich nachdenke und zu keiner Antwort komme, welchen Sinn all das hat. Schließlich lebe ich nicht für mich selber – ich lebe für andere. Und auf Dauer wird dadurch kein Mensch glücklich. Bevor Jisoo in mein Leben getreten ist, konnte ich es verdrängen, so tun, als würde mir nichts fehlen. Je mehr Zeit jedoch vergeht, umso klarer wird mir, dass ich mein Leben so nicht leben möchte.

Ich habe absolut nichts, was mich glücklich macht, stattdessen muss ich anderen vorspielen jemand zu sein, der ich nicht bin. Und das nur, um andere zufrieden zu stellen. Ich nehme es in Kauf unglücklich zu sein und das nur, weil ich Angst habe anderen die wahre Jennie zu zeigen? Nein, das kann nicht der richtige Weg sein. Allein dieser Gedankengang hört sich ungesund an und ich möchte nicht wissen, wo ich enden werde, wenn ich so weiter mache.

Wenn ich die letzten Wochen Revue passieren lasse, fällt mir auf, dass ich nur wirklich glücklich in Jisoos Nähe war. Denn bei ihr muss ich mich nicht verstecken. Bei ihr kann ich die Person sein, die ich wirklich bin.

Mit einem Mal frage ich mich, wieso ich mir das alles überhaupt so schwierig mache. Die Wahl steht zwischen glücklich sein und unglücklich sein. Also was gibt es da noch zu überlegen. Will ich mein Leben für andere weiter leben, nur, weil es ihnen so gefällt und ich nichts riskieren will oder will ich etwas riskieren, um letztendlich glücklich zu sein? Ich meine, verlieren kann ich nicht's, richtig? Wenn ich nichts tue, bin ich unglücklich. Wenn ich etwas tue, es aber schief läuft und ich ebenfalls unglücklich bin, kann ich wenigstens behaupten, es versucht zu haben. Dann habe ich wenigstens für mein Glück gekämpft.

Ich meine, was soll schon schief gehen? Auch, wenn meine Eltern mich verabscheuen werden, werde ich niemandem mehr etwas vorspielen müssen und kann einfach ich selbst sein. Der Gedanke treibt mir die Tränen in die Augen. Im Moment bin ich fest davon überzeugt, dem ein Ende zu setzen. Ich will so nicht weiter machen, auf keinen Fall. Ich will nicht den ganzen Tag in meinem Bett liegen, in Depressionen verfallen und weinen, weil ich unglücklich bin. Mein Glück liegt in meinen eigenen Händen – ich habe Einfluss darauf, ich kann etwas ändern.

Fest davon überzeugt, mein Schicksal selber in die Hand zu nehmen, setze ich mich auf und wische mir die Tränen weg, die sich angebahnt haben. Ich muss unbedingt mit Jisoo reden, sie ist die Einzige, die mir wirklich weiter helfen kann und sie ist auch die Einzige, die ich im Moment bei mir haben möchte. Allein an sie zu denken zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht.

Das konnte ich die letzten Tage zwar nicht behaupten, da es mich wirklich überfordert hat, aber jetzt, wo ich mich eindeutig entschieden hab, macht es mich nur glücklich an sie zu denken. Selbst wenn sie keine Beziehung mit mir eingehen möchte – ihre Unterstützung allein reicht mir. Ich muss Jisoo nicht als feste Freundin bei mir haben, sie kann auch die Rolle einer unterstützenden besten Freundin spielen. Zwar tut sie das schon und wäre sie nicht da, wäre ich wahrscheinlich um einiges verzweifelter, aber das ist ein komplett neuer Schritt, den ich wagen möchte.

Abgesehen davon haben wir seit Tagen nicht miteinander gesprochen und ich hoffe wirklich, dass ich es nicht vermasselt habe. Um ehrlich zu sein macht mich diese Tatsache um einiges nervöser.

Während ich mir Mut zuspreche, begebe ich mich ins Badezimmer, wo ich mir mein Gesicht wasche und einmal tief durchatme. Es ist relativ spät geworden, etwas, was mir einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Vielleicht schläft sie ja auch schon? Eigentlich könnte ich auch bis morgen warten, aber ich habe Angst, dass ich bis dahin wieder den Schwanz einziehen und mich anders entscheiden könnte, weswegen ich es jetzt einfach hinter mich bringen möchte.

Nachdem ich mich im Bad kurz frisch gemacht habe, vor allem, um zu kaschieren, dass ich geweint habe, begebe ich mich wieder ins Schlafzimmer. Dort ziehe ich mir einen Pulli drüber, da es relativ frisch draußen sein müsste, ehe ich mit zittrigen Händen mein Handy hervor hole und nach Jisoo in meinen Kontakten suche.

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

TIPTOE || JensooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt