Jennie Pov
Obwohl heute der erste Tag ist, an welchem ich nach meiner kleine Ruhepause wieder die Schule besuchen kann, ist mir eigentlich überhaupt nicht danach. Meinem Fuß geht es gut, das ist es nicht. Tatsächlich könnte ich heute sogar wieder trainieren, so gut geht es mir, aber das würde man mich vermutlich sowieso nicht lassen. Demnach bedeutet es, dass ich den Rest der Woche kein Training habe und ab Montag geht es dann wieder richtig los.
Was an mir nagt, ist das, was mit Jisoo passiert ist. Einerseits weiß ich nicht, wie mir die Situation wieder so aus den Händen gleiten konnte und andererseits rege ich mich über mich selbst auf. Darüber, sie weggeschickt zu haben und auch über meine Unsicherheit und Unschlüssigkeit, die wahrscheinlich sogar sie nervt. Denn immerhin war ich diejenige, die angefangen hat ihr auf diese Weise näherzukommen. Ich kann auch nicht sagen, wie das passieren konnte. Wir haben uns abgesprochen, haben gesagt, dass wir Freunde sind und verdammt, wieso muss ich dann alles kaputt machen?
Und das Komische an der ganzen Sache ist nicht einmal das. Ich frage mich nämlich auch die ganze Zeit, wie ich so blöd sein und sie wegschicken konnte. Es wäre falsch gewesen, nicht nur wegen Kibum, sondern auch wegen Soojin, das weiß ich. Wenn ich jedoch die ganzen Menschen um uns vergesse, die Hindernisse und alles andere, mich nur auf sie konzentriere und das Gefühl das sie mir gibt, dann ist es alles andere als schlecht. Obwohl die Mauer, die ich um mich herum aufgebaut habe, zusammenbrechen würde, wenn ich diesen einen Schritt mit ihr wagen würde, macht es mir nichts aus. Naja, zumindest gibt es kurze Momente, an denen es mir nichts ausgemacht hat.
Ich habe die letzten Tage damit verbracht mir permanent Gedanken zu machen und es gab Augenblicke, wo ich aufstehen und einfach nur zu Jisoo rennen wollte. Ich stellte mir vor, wie es wäre sie in aller Öffentlichkeit zu küssen und nicht darüber nachzudenken, wer uns sehen könnte. Die Meinung meiner Eltern spielte in diesen Szenarien keine Rolle, die Meinung von sonst irgendwem spielte keine Rolle. Nur Jisoo und ich und das zauberte jedes Mal ein Lächeln auf meinen Lippen und sorgte für ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch.
Doch bevor ich überhaupt einen Fuß von meinem Bett heben und diesen auf dem Boden setzen konnte, bekam ich auch schon kalte Füße. Während ein Teil von mir sich deshalb selbst ohrfeigt, ist der Andere erleichtert und genau dieser Part in mir hindert mich auch daran, diesen Schritt zu tun. Er ist viel stärker und präsenter, als der andere Teil.
Lustlos hebe ich die Hand und öffne meinen Spind, um dort meine Bücher hinauszuholen. Erst als ich die Spindtür wieder schließe fällt mein Blick auf Kibum, welchen ich bis dato gar nicht bemerkt habe. Er lehnt gegen seinen Spind, welcher bekanntlich etwas weiter weg ist, und redet mit meinem mir unbekannten Jungen. Letzterer steht vor ihm, sie lachen ein wenig und reden miteinander. Die Entfernung reicht nicht aus, um verstehen zu können, worüber die zwei sprechen, aber sie reicht, um zu sehen, dass sie sich blendend verstehen. Meine Neugier ist allerdings nicht wirklich geweckt.
Seufzend lege ich die Bücher in meine Tasche und schultere sie besser, da ich das Gefühl bekomme, sie würde von meiner Schulter rutschen. Bevor ich mich umdrehen und in die Klasse gehen kann, auch, wenn ich viel zu früh dran wäre, nehme ich eine mir allbekannte Stimme war.
„Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dich wieder hier zu sehen!" Mit diesen Worten zieht Minhee mich in eine Umarmung, die ich erwidere, auch, wenn sie mich Anfangs etwas überfordert. Das Gefühl der Überforderung schwindet schnell und ich lächle leicht über ihre Reaktion und als wir uns lösen, platziert sie ihre Hände auf meinen Schultern. „Geht es dir gut?", möchte sie wissen.
Natürlich könnte ich meiner besten Freundin jetzt erzählen, was mich beschäftigt. Ich könnte ihr sagen, dass es mir im Grunde genommen nicht gut geht, dass ich schreien könnte und eine Last auf mir trage, die mit jeder Sekunde schwerer und unerträglicher wird. Dass ich Jisoo vermisse, ich permanent das Falsche tue und nicht weiß, was ich tun soll. Dass ich das Gefühle habe, an einer Kreuzung zu stehen und nicht zu wissen, welchen Weg ich einschlagen soll, aus Angst, am Ende in eine Einbahnstraße zu gelangen. Das alles könnte ich ihr sagen und noch viel mehr - aber ich tue es nicht.
„Ich konnte mich gut erholen", erwidere ich nickend, was sie zufrieden aufatmen lässt. Kurz darauf dreht sie sich zur Seite und bevor sie sich überhaupt lösen kann, fängt sie an mir wie wild auf den Oberarm zu klopfen. „Ouh, das ist er!", flüstert sie schon fast, wobei dennoch eine gewisse Hektik sowie Freude in ihrer Stimme mitschwingt. „Er steht bei Kibum, lass uns rüber gehen, damit du ihn kennenlernen kannst." Sie hakt sich bei mir ein und bemerkt kurz darauf die Verwirrung in meinem Gesicht. „Ich habe dir doch von dem Neuen erzählt", flüstert sie mir zu, während sie sich ein wenig zu mir beugt. Auf ihre Aussage hebe ich die Augenbrauen etwas an und forme mit meinem Mund ein Oh.
„Hey ihr zwei", begrüßt Minhee sie, sobald wir vor den beiden stehen. Der Andere - ich habe seinen Namen vergessen, wobei ich mir nicht einmal sicher bin, ob Minhee in mir genannt hat - lenkt seinen Blick auf uns und entfernt sich etwas von Kibum. Seine Hände finden ihren Weg in seinen Hosentaschen und dann lächelt er freundlich.
„Jennie, du bist heute wieder da?", bringt Kibum hervor, als auch er sich etwas aufrecht hinstellt. Wir haben in den letzten Tagen erstaunlich wenig miteinander gesprochen, demnach wusste er anscheinend nicht, dass ich heute wieder zur Schule komme. „Meinem Fuß geht's gut und ich bin auch nicht länger krankgeschrieben", erwidere ich, was ihn verstehend nicken lässt. „Das sind gute Neuigkeiten."
Sobald Minhee sich räuspert und somit auf sich aufmerksam macht, schaut Kibum auf sie. Er scheint sofort zu verstehen, worauf sie hinaus möchte und runzelt mit der Stirn.
„Ach ja, das ist Bongyoung, er ist neu hier und das ist... Jennie. Meine Freundin", stellt er uns vor, wobei er gegen Ende eine kurze Pause einlegt. Wir schauen uns kurz an und nicken uns zur Begrüßung leicht zu. „Bist du neu in der Stadt? Oder hast du nur die Schule gewechselt?", frage ich ihn aus Höflichkeit. „Meine Familie und ich haben vorher in Busan gelebt, wir sind vor Kurzem hergezogen", erklärt er mir, weshalb ich verstehend nicke.
Sobald die Schulklingel ertönt, ist das auch sein Stichwort. „Ich muss jetzt los, mein Mathelehrer ist wirklich komisch, deshalb sollte ich pünktlich sein", lacht er etwas und richtet sich daraufhin zu mir. „Wir konnten uns kaum unterhalten, aber wenn ihr nichts dagegen habt, könnten wir ja alle in der Pause zusammen essen?", fragt er in die Runde. „Klar!", erwidert Minhee sofort, wobei Kibum und ich leicht nicken. Schließlich legt Bongyoung seine Hand auf Kibums Schulter und drückt sie leicht. „Und wir beide sehen uns dann in der nächsten Stunde." Auch jetzt nickt Kibum, lächelt sogar etwas und dann sind auch nur wir drei übrig.
Während Minhee von Bongyoung zu schwärmen beginnt und mir erzählt, was in meiner Abwesenheit so passiert ist, machen auch wir uns auf dem Weg zu unseren Klassen.
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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon
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TIPTOE || Jensoo
FanfictionWenn man das Leben der leidenschaftlichen Ballett Tänzerin, Kim Jennie, betrachtet, könnte man meinen, dass sie das Traumleben lebt, wovon jedes Mädchen ihres Alters zu träumen scheint. Sie gilt als eine der besten Tänzerinnen ihrer Schule, führt ei...