Kapitel 40

1.1K 96 17
                                    

Jennie Pov

Es sind einige Stunden vergangen, seitdem Minhee aus dem Haus gestürmt ist und wir noch ein wenig miteinander geschrieben haben. Nachdem sie mir die Nachricht geschrieben hat, in der stand, dass sie jetzt etwas Ruhe braucht, habe ich ihr diese auch gegeben und nun warte ich darauf, dass sie auf irgendeine Art und Weise auf mich zukommt. Ob das heute noch geschehen wird, kann ich nicht sagen, aber das würde mir nichts ausmachen, denn es ist jetzt erstmal wichtig, dass sie überhaupt diesen Schritt macht, das wann spielt hierbei keine Rolle.

„Möchtest du vielleicht einen Film schauen oder ein wenig spazieren gehen? Die ganze Zeit aufs Handy schauen und darauf warten, dass sie dir schreibt, hilft dir nicht, Jennie. Ich kenne meine Schwester, sie wird sich bald beruhigen und dann werdet ihr auch miteinander sprechen können, mach dich aber bitte nicht verrückt." Jisoo legt ihren Arm um mich und ich lege meinen Kopf auf ihre Schulter, ehe ich ein wenig nicke und ergeben seufze, dann auf den Fernseher deute. „Film schauen klingt ganz okay", meine ich nun, ehe sie die Hand hebt und mir noch kurz über die Wange streicht.

„Gut", erwidert sie nur und drückt schließlich einen Kuss auf meine Stirn.

Während meine Freundin - sie so bezeichnen zu können erscheint mir immer noch wie ein Traum - also erstmals in die Küche verschwindet, um dort Tee für uns zu kochen, erteilt sie mir die Aufgabe einen Film herauszusuchen und somit sitze ich in Schneidersitz vor dem kleinen Schränkchen unter dem Fernseher und stöbere ein wenig durch die DVDs. Im Grunde genommen ist es mir gleich, was genau wir schauen, meinen Kopf habe ich ohnehin ganz woanders, aber ich weiß, dass Jisoo mich ablenken will und deshalb werde ich ihr auch diese Chance geben. Vielleicht hilft es ja doch.

Gerade, als ich mich für einen Film entscheide, vernehme ich die Tür und lenke meinen Blick auch keine Sekunde später zum Türrahmen, in welchem schließlich auch meine beste Freundin erscheint. Sie wirkt nicht mehr so aufgebracht, wie vorhin, spielt mit dem Schlüssel in ihrer Hand und strahlt etwas unsicheres aus, als sie schließlich ein leises „Hey" über die Lippen bringt.

„Minhee", murmle ich und lege den Film beiseite, um aufzustehen und schließlich auf sie zuzugehen. Glücklicherweise weicht sie nicht zurück und macht auch sonst keine Anstalten meinen kleinen Annährungsversuch zu blocken, worüber ich nur mehr als erleichtert bin.

Bevor ich etwas sagen kann, atmet sie tief durch und hebt ihre Hand. „Unsere Freundschaft ist mir wichtig, Jennie und ich möchte sie deshalb auch nicht aufgeben. Aus diesem Grund werde ich mir anhören, was du zu sagen hast."

Ihre Worte lassen mich innerlich schmunzeln, mehr wollte ich erstmal nicht, dennoch lasse ich mir meine Freude nicht allzu sehr anmerken, sondern nicke erstmal nur. „Dankeschön, Minhee", sage ich noch, ehe ich ihr zur Couch folge und schließlich damit anfange, ihr alles zu erzählen. Und damit meine ich auch wirklich alles.

„Ich habe nie geglaubt, dass meine Eltern mich einfach so hinnehmen und akzeptieren werden, wenn ich ihnen sage, dass ich lesbisch bin. Aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass sie mich ohne zu zögern einfach in ein anderes Land schicken, nur, damit ich wieder „die Alte" werde und wieder „klaren Gedanken" fassen kann. Sie verstehen aber nicht, dass ich genau jetzt endlich dazu in der Lage bin."

Auf dem Sofa sitzend schaue ich auf meine Hände, welche nervös miteinander spielen. Vor mir befinden sich Minhee und Jisoo, letztere erfährt auch erst jetzt, wieso ich am Flughafen war, dennoch sagt sie nichts, da sie weiß, wie wichtig mir das mit Minhee im Moment ist.

Ich weiß nicht, wie die Reaktion der beiden auf all das ist, was ich bisher erzählt habe, denn ich traue mich nicht den Blick zu heben. Die ganze Zeit über traue ich es mich nicht. Sei es, als ich das mit Kibum erzählt habe; weswegen unsere Beziehung keine Richtige war oder meine wahren Gefühle, die ich verbarg und die Lüge, die ich mir selbst versuchte einzureden, was auch der Grund dafür ist, dass ich mit niemanden darüber sprechen konnte. All das kommt über meine Lippen, es fühlt sich gut an endlich alles laut aussprechen zu können und das nicht nur vor Jisoo, sondern auch vor meiner besten Freundin. Es fühlt sich nämlich so an, als würde ich meinem Ich mit jedem Wort näher kommen und dieses Gefühl ist befreiend.

„Minhee... ich weiß, du hast das Recht dazu sauer auf mich zu sein, aber ich möchte, dass du weißt, dass ich es mit meinem jetzigen Denken ganz anders gemacht hätte. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass du mich verurteilst, das war nicht der Grund für mein Schweigen. Ich wollte es einfach für mich behalten, damit es in Vergessenheit geriet, ich hatte immer Hoffnung darauf, dass ich irgendwann vielleicht doch noch etwas für Kibum empfinden und somit meine Eltern als auch mich zufriedenstellen könnte. Inzwischen verstehe ich, dass das der falsche Weg gewesen ist. Das habe ich auch dank Jisoo verstanden und..." Nun hebe ich den Kopf und schaue sie mit einem weichen Blick an, welchen sie sofort erwidert. Und als sie meine Hand nimmt und diese leicht drückt, atme ich nochmal tief durch. „Ich wünschte, ich hätte es dir früher sagen können."

Zum ersten Mal schaue ich meine beste Freundin an, doch wirklich lange geht das nicht, da sie im nächsten Moment ihre Arme um mich schlingt und mich in eine Umarmung zieht. „Jennie, ich hatte ja keine Ahnung. Ich fühle mich so schlecht, nie erkannt zu haben, was in dir vorging und mit was du zu kämpfen hattest", murmelt sie, doch ich schüttle schnell den Kopf und lege ebenso einen Arm um sie. „Entschuldige dich bitte nicht..."

Eine kurze Weile herrscht eine angenehme Stille, Minhee löst die Umarmung nicht und Jisoo lässt auch nicht meine Hand los, sie betrachtet mich auch mit einem leichten Lächeln. Tatsächlich habe ich mich noch nie so geborgen gefühlt, es fühlt sich an, als hätte ich endlich meinen Platz gefunden.

„Ich bin nicht sauer auf dich, ich verstehe, wieso du so gehandelt hast." Minhee löst die Umarmung und schaut mich schließlich an. „Aber wenn dich in Zukunft etwas belastet, kannst du zu mir kommen, ich hoffe, du weißt das. Du bist meine beste Freundin, Jennie, wenn es dir schlecht geht, dann bin ich für dich da. Ganz egal, um was es geht, du kannst auf mich zählen."

Ihre Worte bringen mich zum Lächeln, lassen mich auch emotional werden, als ich schließlich hastig den Kopf nicke. Erleichtert darüber, dass sie mir verzeiht.

Dann wendet sie sich an Jisoo. „Und, Unnie, ich denke nicht, dass ich das erwähnen muss, aber wag es ja nicht, ihr irgendwie wehzutun, sonst garantiere ich für nichts!" Jisoo runzelt die Stirn ein wenig überrumpelt, lacht dann aber leicht, was wir ihr gleich tun, doch dann wird sie wieder etwas ernster und lenkt ihren Blick auf mich, welcher so liebevoll ist, dass ich dahin schmelzen könnte.

„Niemals. Ich verspreche es", haucht sie schließlich.

***
Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

Nur eine kleine Vorwarnung, dass das Ende der Geschichte verdammt nah ist. Unseren Berechnung nach müssten es nur noch zwei Kapitel sein. 😄💛

TIPTOE || JensooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt