Kapitel 26

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Jennie Pov

Die ganze Zeit über sitze ich am Fenster und warte darauf, dass Jisoos Auto in unsere Einfahrt fährt. Da es Nacht ist, sollte es ohnehin kein großes Problem sein, mich raus zu schleichen, aber die Tatsache, dass meine Eltern gar nicht erst zu Hause sind, macht das Ganze gleich ein wenig leichter. Da ich jedoch keine Ahnung habe, wann sie zurück kommen und die Atmosphäre mir im Haus absolut nicht passt, will ich mich mit Jisoo auch nicht direkt hier unterhalten.

Sobald draußen die Dunkelheit durch zwei Lichter erhellt wird, ist mir auch schon klar, dass es niemand anderes als Jisoo sein kann, weswegen ich sofort aufspringe und mich nach unten begebe. Ohne großes Drumherum setze ich mich auf den Beifahrersitz. „Jennie", kommt es überrascht von ihr. „Ich wollte dir grad schreiben, dass ich da bin."

„Können wir in einen Park fahren und da reden?", erwidere ich daraufhin bloß. Ich merke, wie sie mich noch einmal mit einem besorgten Blick mustert, allerdings fragt sie nicht nach, wofür ich ihr wirklich dankbar bin. „Natürlich."

Sie parkt das Auto in der Nähe eines Parks, welches nur leicht beleuchtet und vollkommen leer ist. Es ist unheimlich ruhig und ich bin froh darüber, dass wir hier unsere Ruhe haben. Und ein wenig frische Luft tut ebenfalls gut, nachdem ich den ganzen Tag nur in meinem stickigen Zimmer verbracht habe.

„Ich habe nachgedacht, Jisoo", fange ich das Gespräch an, ohne um den heißen Brei zu reden. Ich will einfach auf den Punkt kommen. „Du hast mit allem, was du gesagt hast, recht. Das zwischen uns ist nicht nur Freundschaft und seit dem Tag an, an dem ich dich zum ersten Mal gesehen hab, war ich nur noch am schwärmen. Ich will mich nicht länger dagegen wehren, ich will mich nicht länger gegen mich selber wehren."

Während ich das ausspreche, kann ich nicht verhindern, dass sich meine Augen wieder mit Tränen füllen. „Ich bin so unglücklich, Jisoo", schluchze ich auf. „Ich will endlich auf mein Herz hören können, ohne dran zu denken, was die anderen davon halten. Ich will endlich ich selber sein und mich nicht mehr verstecken, aus Angst, dass man mich nicht akzeptieren wird.

Ich will dich an meiner Seite haben und das nicht nur als eine Freundin. Du warst immer für mich da und hast all diesen Mist mitgemacht. Ich weiß gar nicht, wie du es solange mit meiner Sturheit ausgehalten hast." Während sie mir aufmerksam zuhört, kommt sie einen Schritt auf mich zu.

„Du wolltest wissen, was ich möchte? Ohne drauf zu achten, was die anderen dazu sagen? Ich will glücklich sein. Und das geht nur, wenn ich endlich aufhöre mich zu verstecken und allein mein wahres Ich zeige... mit dir. Ich kann das ohne dich nicht, Jisoo. Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich war so verwirrt und hatte Angst. Aber ich brauche dich, bitte verzeih mir diese Dummheit und stoß mich nicht von dir."

Wieder kann ich ein Schluchzen nicht zurück halten und mittlerweile laufen die Tränen unkontrolliert über meine Wangen, obwohl ich geplant hatte, nicht zu weinen. Zumindest nicht wieder. Ich wollte Jisoo meine starke, sichere Seite zeigen, aber das hat sich als unmöglich erwiesen. „Jennie", bringt sie leise raus, es ist nicht mehr, als ein Flüstern. Ihre Hände legen sich um mein Gesicht, zwingen mich, sie anzuschauen. „Ich könnte dich niemals von mir stoßen. Egal, wie lange es gedauert hätte, ich hätte auf dich gewartet. Ich bin so stolz auf dich, das ist ein wirklich großer Schritt und ich werde dich wo es nur geht unterstützen. Und am wichtigsten – ich werde diesen Weg mit dir gehen, als deine Freundin. Als deine feste Freundin."

Sie drückt mir einen Kuss auf die Stirn auf, ehe sie ihre eigene dagegen lehnt und für einen kurzen Moment die Augen schließt. Ich genieße ihre Nähe für diesen Moment, zumindest solange, bis mir einfällt, dass da mehr, als nur das Problem ist, dass ich mich bisher nicht selber akzeptieren wollte. Es gibt da noch Kibum und Soojin, die uns ein Strich durch die Rechnung machen.

„Was ist mit Kibum und Miss Soojin?", frage ich sie, auch, wenn das die Stimmung ziemlich ruiniert. Sie lässt von mir ab und schaut mich eine Weile stumm an. „Ich meine, wir können schlecht eine Beziehung führen, wenn die beiden noch zwischen uns stehen."

„Du hast Recht, daran hab ich nicht gedacht", realisiert sie auch jetzt. „Wir haben keine andere Wahl, als das zu beenden, Jennie. Wir müssen das hinter uns bringen, um glücklich in unsere Zukunft blicken zu können." Ich nicke ihr zustimmend zu, zwar müssen wir das noch genauer besprechen, aber das will ich im Moment gar nicht. Es ist nicht der passende Zeitpunkt um zu diskutieren, wann wir uns von unseren Partnern trennen.

„Bitte lass uns noch nichts machen, bevor wir uns drum gekümmert haben. Keine Küsse, nichts. Es fühlt sich nicht richtig an und ich will nicht, dass unsere Beziehung so beginnt. Ich will mich unbeschwert fühlen, wenn ich dich küsse und nicht, als würden wir etwas Schreckliches tun", bitte ich sie, bekomme daraufhin ein zustimmendes Nicken von ihr.

„Kriege ich wenigstens einen Kuss? Nur jetzt? Wir haben uns noch nie wirklich geküsst, ohne, dass es danach ausgeartet ist. Ich will nur realisieren, dass das hier wirklich passiert." Wenn ich so recht drüber nachdenke, hat sie recht. Wir hatten noch nie die Gelegenheit, uns sorglos zu küssen und um ehrlich zu sein klingt das mehr als nur verlockend.

„Küss mich", fordere ich sie auf, womit ich ihr ein Lächeln auf die Lippen zaubere. Sie senkt ihre Lippen auf meine, verwickelt mich in einen ziemlich intensiven Kuss, der alles in mir kribbeln lässt. Ich lege meine Arme um sie und erwidere den Kuss, wozu ich wirklich sagen muss, dass ich einen Kuss noch nie so genossen habe.

Jisoos Küsse haben schon immer was in mir ausgelöst, was Kibum oder jeder andere Typ nicht geschafft hat, aber dennoch ist dieser komplett anders. Vielleicht, weil ich mein Schicksal endlich akzeptiert habe und einen Schritt im Leben weiter gehen möchte.

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Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

TIPTOE || JensooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt