Kapitel 7

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Jennie Pov

Den ganzen Tag habe ich es geschafft, Kibum erfolgreich aus dem Weg zu gehen. Zwar war ich den ganzen Tag über unglaublich schlecht gelaunt und es hat kaum ein Wort meinen Mund verlassen, aber dank dem Training fühle ich mich jetzt ein wenig wohler. Heute hatte Miss Soojin nicht viel zu meckern, wofür ich ohnehin keinen Nerv gehabt hätte, da ich größtenteils sowieso nur für mich alleine trainiert habe. Länger bleiben muss ich aber trotzdem, obwohl ich heute tatsächlich noch weniger Kraft als gestern habe.

Im Raum befinden sich nur noch meine Lehrerin und Ich. Die anderen sind bereits seit einigen Minuten weg und auch Miss Soojin wird gleich gehen, sie ist grad nur damit beschäftigt, ihre Sachen zusammen zu packen, was bei ihr immer ein wenig länger dauert.

Miss Soojin lässt mich zwar immer länger bleiben, aber sich die Mühe machen, um mit mir weiter zu trainieren, tut sie nicht. Aber das ist mir nur recht so. Alleine trainieren ist angenehmer, wenigstens gibt es da niemanden, der immer dazwischen redet und jeden deiner Schritte kritisiert. Ohne sie ist es also definitiv einfacher zur Ruhe zu kommen, die ich zurzeit definitiv benötige. In meinem Kopf herrscht ein einziges Chaos.

Bis eben war ich noch unglaublich konzentriert. Jetzt lenkt jedoch etwas, oder eher gesagt jemand, meine Aufmerksamkeit auf sich. Niemand außer Jisoo kann es schaffen, mich innerhalb wenigen Sekunden so aus der Fassung zu bringen. So sehr, dass meine Konzentration komplett verfliegt und sich Nervosität in mir breit macht.

Seit ich heute Morgen einfach verschwunden bin, haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt oder uns überhaupt gesehen. Eigentlich verständlich. Immerhin hatte ich den ganzen Tag Schule. Genauso wie Kibum wollte ich ihr allerdings eigentlich aus dem Weg gehen.

„Jennie, du bist noch hier?", fragt sie mich überrascht. Ehe ich darauf antworten kann, spricht sie weiter. „Minhee wartet im Auto. Wie wäre es, wenn ich dich auch mitnehme?", schlägt sie vor. „Jennie sollte lieber noch einige Stunden bleiben. Sie muss trainieren", mischt sich nun Miss Soojin ein.

„Trainieren? Jennie hat die letzten Tage genug trainiert und sie sieht unglaublich erschöpft aus. Wie soll sie besser werden, wenn sie sich nur überanstrengt?", schüttelt Jisoo den Kopf. „Ist schon okay, Unnie. Ich sollte lieber weiter trainieren", versuche ich es ihr rauszureden, um Miss Soojin nicht zu verärgern.

„Auf keinen Fall. Ich nehme dich mit, geh dich umziehen", entscheidet sie und lässt ihre Hand sanft über meinen Rücken wandern. Alleine diese kleine Berührung löst etwas in mir aus und auch, wenn es sich unglaublich gut anfühlt, ist es mir im Moment unangenehm. Es war nicht einmal eine unangebrachte Berührung und dennoch fühlt es sich falsch an. Da ich nicht länger diskutieren möchte und tatsächlich lieber nach Hause gehen will, nicke ich bloß leicht und gehe ihrer Aufforderung nach, indem ich in die Umkleide verschwinde.

×

Sobald ich zurück komme, halte ich erst einmal inne. Das was ich zu sehen bekomme, würde ich eigentlich gerne direkt wieder vermeiden und dennoch kann ich meinen Blick nicht von den beiden nehmen. „Nicht hier, Soojin", kommt es von Jisoo, während ihre Freundin sich an sie drängt und ihre Lippen immer wieder auf Jisoos drückt. „Ach komm, es ist doch sowieso keiner da. Jennie braucht normalerweise etwas länger beim umziehen."

Mit einem seufzen gibt Jisoo nach und ehe ich mich versehe, hat sie Jisoo auch schon in einen wilden Zungenkuss verwickelt. Vollkommen überfordert stehe ich nur da und weiß absolut nicht, wie ich mich dazwischen drängen soll. Die Situation ist mir mehr als nur unangenehm und die Tatsache, dass Jisoo gestern genauso mit mir rumgemacht hat, lässt Schuldgefühle, sowie ein anderes Gefühl, welches ich nicht deuten kann, in mir aufkommen.

Wenn ich nicht nachgegeben hätte, dann hätte ich mir diesen Anblick nun nicht antun müssen. Es sei denn, sie hätten schamlos vor meinen Augen rumgemacht. Um genau zu sein tun sie genau das auch im Moment, aber eher unbewusst.

Mit einem Räuspern mache ich mich bemerkbar, weswegen Jisoo sie sofort von sich drückt und sich mit dem Handrücken einmal über den Mund fährt. „Fertig?", richtet sie ihre Worte an mich, als wäre rein gar nichts passiert. Ihre Frage kann ich nur mit einem Nicken beantworten.

Die Fahrt verläuft ruhig. Dadurch, dass Minhee ebenfalls im Auto sitzt, ist es jedoch weniger unangenehm. „Jennie-ah", lenkt Jisoo meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Iss' heute mit uns, ich lade dich zum Abendessen ein. Danach kann ich dich immer noch zu Hause ablassen oder du kannst bei uns schlafen. Wie es dir lieber ist."

Sofort erhellt sich Minhees Miene. „Das ist eine gute Idee. Lass uns das von gestern nachholen. Ich dulde kein Nein", stellt sie klar. Bei dem Gedanken an gestern Abend hätte ich am liebsten die Miene verzogen und obwohl ich nur zu gerne abgesagt hätte, kann ich Minhee diesen Wunsch nicht abschlagen, weswegen ich dann also doch zustimme. „Klingt gut."

Sobald wir bei Minhee und Jisoo zu Hause angekommen sind, kümmert sich Jisoo auch schon um das Kochen, sodass wir wenig später zu viert am Esstisch sitzen. Minhee sitzt neben mir, während Jisoo mir direkt gegenüber sitzt – neben ihr Miss Soojin. Die drei führen ein Gespräch, aus welchem ich mich jedoch enthalte. Stattdessen widme ich mich dem Essen, welches wirklich unglaublich gut schmeckt. Scheint so, als wären Jisoos Hände auch noch für ganz andere Sachen nützlich.

Während ich die beiden so beobachte, muss ich ehrlich gestehen, dass die Schuldgefühle in mir wachsen. Ich weiß nicht, wie die Beziehung der beiden aussieht. Aber ich bin mir sicher, dass die beiden Gefühle füreinander haben. Und dennoch sitzt Jisoo nun hier, als wäre nichts zwischen uns vorgefallen, während Miss Soojin nichts ahnt.

Mag ja sein, dass sie mich grauenvoll behandelt und sie nicht unbedingt meine Lieblingsperson ist, aber das ist definitiv kein Grund mit ihrer Freundin zu schlafen. Ich weiß ja nicht einmal, was gestern in mich gefahren ist. Dieses Verlangen war plötzlich da und ich wollte es nicht länger verdrängen. Immerhin habe ich das schon lange genug getan.

Ich fühle mich wie der schlechteste Mensch auf Erden und je länger ich die beiden betrachte, umso mehr vergeht mir der Appetit, weswegen ich langsam mein Besteck zur Seite lege. „Jennie, du musst definitiv noch einen langen Weg gehen, um dich als eine gute Tänzerin bezeichnen können. Demnach schlag ich vor, dass du das morgige Training wieder überziehst. Immerhin sitzt du nun hier, statt zu trainieren und dich zu verbessern."

„Ich finde eher, dass du Jennie langsam mal eine Pause gönnen könntest. Du hast weitaus schlechtere Schüler, die du im Auge behalten solltest und Jennie gehört definitiv nicht dazu. Ich habe sogar gehört, dass sie letztes Jahr die Klassenbeste war?", mischt sich auch Jisoo ein. Auch, wenn ich ihr einerseits unglaublich dankbar dafür bin, wünsche ich mir im Moment nur, dass sie lieber nichts dazu sagt.

Es fühlt sich einfach nicht richtig an, dass sie mich in Schutz nimmt. Ich habe mit Miss Soojins Freundin geschlafen, da kann sie mir so viel extra Training wie sie möchte geben. Nichts davon wird meine Fehler übertreffen. „Jennie tanzt absolut Fehlerfrei, das ist unfair. Wie soll sie sich verbessern oder ihre Leistungen im guten Bereich halten, wenn sie ständig unter Druck steht?", versucht sie es weiter. „Wieso mischst du dich da überhaupt ein, Schatz? Ich bin die Lehrerin, nicht du. Oder hab ich da was verpasst?", fährt Miss Soojin sie nun wütend an.

„Ist schon gut. Miss Soojin hat recht, ich habe in letzter Zeit ziemlich nachgelassen. Daran werde ich arbeiten."

***
Partnerstory written by @riawinchesterx & @elijeon

TIPTOE || JensooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt