Er ist gestern gegangen, nachdem wir uns umarmt haben.
Er hat gesagt, dass alles wieder gut wird und dann ist er gegangen.
Ich habe eigentlich gar nicht erwartet, dass er bleibt, aber ich bin trotzdem traurig.
Ich wollte nicht, dass er geht.
Er hat es trotzdem getan.
Ich habe gestern wieder nichts gegessen. Es ist besser so. Ich bin nun einmal nichts wert... ich verschwende das Essen nur. Andere Leute brauchen es mehr als ich.
Schließlich kam mein Vater. Er hatte vergessen, was gestern passiert ist und hat mich wieder verprügelt, weil meine Eltern rausgefunden haben, dass ich am Freitag nicht in der Schule war.
Es hat weh getan. Sehr. Aber ich habe mich nicht gewehrt. Das kann ich nicht mehr.
Ich habs verdient.
Ich glaube, ich bin depressiv.
Wenn man nicht depressiv ist, kann man nicht nachempfinden, wie es sich anfühlt. Aber ich spüre nichts mehr. Ich bin so verdammt taub.
Du bist immer leer. Immer traurig. Immer kraftlos. Manchmal hast du gute Tage, aber oft bist du einfach leer und kaputt, fühlst dich nutzlos. Kraftlos.
Aber wenn dich jemand fragt, wie es dir geht, sagt man trotzdem: "Gut." Und man lächelt. Das ist wichtig. Sonst ist es unglaubhaft.
Meistens will man keine anderen Menschen mit hineinziehen. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber oft ist es so. Meistens.
Du willst allein sein und fühlst dich kaputt.
Du sitzt in deinem Zimmer und starrst die Wände an. Stundenlang bewegst du dich nicht. Atmest langsam. Blinzelst selten.
Du denkst an Selbstmord. Du denkst daran, wie es wäre zu gehen, frei zu sein. Wie es wäre, keine Probleme zu haben und glücklich sein zu können. Wie es wäre, wenn du endlich fliegen könntest.
Fühlst dich allein. Siehst keinen Grund mehr zum Leben. Weil sich für dich einfach alles nur noch dunkel, leer und so verdammt sinnlos anfühlt. Du hast keine Kraft mehr. Hast nichts mehr, woran du dich festhalten kannst. Du hast alle deine Anker verloren. Alles, was dich noch in der Realität hält.
Du denkst dir, dass niemand dich wirklich braucht. Dass dich niemand wirklich vermissen würde. Dass du austauschbar bist.
Deine Tage sind grau und immer gleich. Du vergisst, wie es ist, zu fühlen und zu leben. So fühle ich mich.
Leer, kaputt, am Ende.
Ich quäle mich aus dem Bett und stehe auf. Ich bin allein. Ich kann nicht mehr. Ich will sterben. Aber nicht hier... nicht in diesem Haus voller Schmerz, mit den blitzenden weißen Wänden, umgeben von Menschen, die mich hassen. Umgeben von Menschen, die ich hasse.
Ich will wenigstens in Freiheit sterben.
Ich weiß, das kommt plötzlich, aber ich habe in dieser Nacht erkannt, dass es keinen Sinn macht.
Dieses Leben bringt mir nichts mehr, denn es ist kein Leben. Höchstens Überleben. Und dafür habe ich keine Kraft mehr. Keine Lust mehr auf den Scheiß.
Kurz war es besser. Aber es war nur ein kurzer Moment der Hoffnung... jetzt ist die Illusion vorbei. Zersplittert. Meine Träume sind endgültig zu Rauch geworden. In Flammen aufgegangen und in Form von leichten Aschewolken in den Himmel geflogen. So leicht und frei... und doch zerstört.
Ich nehme ein letztes Mal die Rasierklingen aus ihrem Versteck, drehe sie in den Händen. Sehe mir an, wie das Metall in meinen Händen schimmert. Erinnere mich daran, was ich schon alles mit ihnen getan habe. In welche Stellen meines Körpers ich damit schon geschnitten habe.
Ich betrachte sie und suche die Schärfste aus. Die, die am meisten Schaden anrichten kann.
Ich bin bereit.
Ich ziehe mir meinen Pulli an und nehme die Klinge, die ich vorher auf meiner Kommode abgelegt habe. Mein Blick fällt auf das Bild, das auf dem Schreibtisch steht.
Da war ich noch glücklich. Da war sie noch da.
Ich drehe die scharfe, dünne Metallscheibe zwischen den Fingern und presse sie dann fest in meine Handfläche.
Ich setze mir meine Kapuze auf, lasse meine Haare unter ihr verschwinden und schleiche die Treppen hinunter, husche dann aus der Tür in den kühlen Februarmorgen. Meine Beine tragen mich zu einer nur schwach befahrenen Brücke, wo ich mich auf den kalten Betonboden setze.
Eine Windböhe bläßt mir die Kapuze vom Kopf und meine Haare ins Gesicht. Ich streiche sie mir aus dem Gesicht, meine Finger eiskalt und zittrig.
Ich atme zitternd ein. Mein Herz rast, es fühlt sich an, als würde es gleich aus meiner Brust springen. Als wollte es flüchten. Als wollte mein Herz noch nicht aufhören zu schlagen.
Aber ich werde sterben. So. Allein. Auf einer Brücke, auf dem eiskalten Betonboden, der sich genauso anfühlt, wie mein Inneres.
Ich nehme die Klinge und kremple meine Ärmel nach oben, die Tränen in meinen Augen sind Tränen der Angst. Das ist dumm, das ist mir klar. Ich will es. Da bin ich mir sicher. Aber Angst habe ich trotzdem. Große Angst sogar.
Ich sehe in den Himmel und drücke das kalte Metall in meinen Arm. Fest, fest, fest.
Ich spüre einen unglaublichen Schmerz in meinem Arm und das Blut läuft mir heiß über meinen Arm. Ich lege die Klinge nochmal an und ziehe nochmal. Noch fester dieses Mal. Ich ziehe die Klinge auch noch über den zweiten Arm und mein Leben läuft aus mir heraus. Flieht vor mir.
Mein Atem geht keuchend und mir entfährt ein kleiner, verzweifelter Schrei. Eine Mischung aus Schmerz, Wut und Verzweiflung.
Erinnerungen kommen hoch und überwältigen mich, reißen mich mit.
Eine Schaukel, ein lautes, ausgelassenes Kinderlachen.
Ein Freizeitpark, Eis im Gesicht, klebrig und süß.
Meine Eltern lachend, sich küssend.
Warum sehe ich sie nicht? Habe ich vergessen wie sie aussieht? Ist sie so enttäuscht von mir, dass sie sich aus meinen Erinnerungen gelöscht hat?
Es tut mir leid, Maria. Es tut mir leid, Lucas. Es tut mir leid... so leid.
Ich sehe in den Himmel und kann fast nichts erkennen meine Tränen verschleiern mir die Sicht. Ich fühle sie heiß auf meinen eisig kalten Wangen. Sie fühlen sich an... wie brennende Spuren, die sich über mein Gesicht ziehen.
Die Welt... beginnt sich zu drehen. Alles wird schwer und mein Herzschlag wird... langsamer. Dann wird alles schwarz und der Schmerz lässt endlich nach.
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Hi meine Lieben :DSo. Ich bin jetzt gespannt, ob ihr gespannt seid, wie es weiter geht. ;)
Glaubt ihr, dass Amelie überlebt?
Und wer ist Maria?
Bis dann... (/._./)
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Rette mich, wenn du kannst
Teen FictionAmelie ist schon seit 3 Jahren nicht mehr richtig glücklich gewesen. Ihr eigener Vater schlägt sie und sie ritzt sich. Jeden Tag versucht sie zu lächeln und zu leben, doch es will ihr einfach nicht gelingen. Sie versteckt ihren Schmerz - niemand be...