Schweigend beobachte ich, wie seine Miene immer finsterer wird und er sich mindestens 5 Mal gestresst durch die Haare fährt.
Irgendwann tritt Tom aus dem Hinterzimmer und lehnt sich an die schwarze Wand. Nachdem er das Ganze ein paar Sekunden beobachtet hat, dreht er seinen Kopf zu mir und zieht fragend eine Augenbraue hoch. Ich zucke nur hilflos mit den Schultern und gehe wieder dazu über, Lucas zu beobachten, dessen Miene sich immer weiter verkrampft.
Schließlich lässt er das Handy sinken und sein Blick fliegt nur kurz zu mir, während er sich Tom zuwendet. Er wirkt eiskalt, konzentriert und gestresst. "Tom. Pass auf sie auf. Sie haben Blake.", knurrt er leise und eindringlich in Toms Richtung der sich von der Wand abgestoßen und sich aufgerichtet hat. Sein Blick ist genau so stechend, wie Lucas'.
"Geh. Ihr passiert nichts.", antwortet Tom ruhig und sieht dabei mich an.
Wieso reden sie von mir, als wäre ich nicht da? Was zum Teufel ist hier los?
Lucas dreht sich wieder zu mir und packt mich wieder an der Taille. Dann zieht er mich an ihn und presst seine Lippen fest auf meine. Unsere Münder bewegen sich in einem schnellen Rhythmus und seine Arme hat er besitzergreifend um mich geschlungen. Halten mich fest.
Schließlich löst er sich von mir und murmelt dich an meinen Lippen: "Ich liebe dich."
Er sieht mich noch einmal an, sein Blick verhakt sich in meinem und ich meine, Verzweiflung in seinen Augen zu sehen. Verzweiflung und Angst. Meine Augen weiten sich beinahe panisch und ich versuche, ihn festzuhalten. Bestimmt wirke ich wie ein ängstliches, kleines Reh.
"Lucas, was ist hier los, verdammt nochmal?", frage ich ihn und ein leicht ängstlicher Unterton schleicht sich in meine Stimme und ich verknote meine Finger ineinander, um nicht nochmal nach ihm zu greifen.
Er beißt sich auf die Lippe und sieht weg. "Ich... Ich muss nur schnell was mit... naja für Blake erledigen. Alles okay. Bis später. Und... bleib einfach bei Tom, okay?", murmelt er, kann mich dabei aber nicht ansehen.
Nein.
"Lüg mich nicht an. Ich erzähl dir keine Lügen, du erzählst mir keine Lügen. So läuft das, verstanden? Du kannst mir nicht erzählen, dass nichts ist. Das glaub' ich dir einfach nicht, scheiße nochmal!", fauche ich zurück und kneife die Augen zusammen.
Er fährt sich zittrig durch seine Haare und schaut mich nach gefühlten Stunden doch an. "Okay, okay, ist ja schon gut.", seufzt er schließlich ergeben und wirft frustriert die Hände in die Luft.
"Blake, die Jungs und ich, wir hatten früher nicht nur was mit Gangs zu tun. Wir waren die Gang. Jeder kannte uns. Wirklich jeder. Wir hatten noch nicht mal nen Namen. Sie haben immer alle nur die Gang gesagt. Wir haben Drogen verkauft, Sachen geklaut, uns mit anderen Gangs angelegt. Wir haben richtig beschissenen Sachen gemacht. Bis ich ausgestiegen bin. Ich bin ausgestiegen und abgehauen, hab die Jungs allein gelassen. Bin einfach mit meiner Mom auf und davon, verdammt. Und jetzt... jetzt hat eine dieser Gangs mit denen wir uns früher angelegt haben, Blake. Sie haben nicht mit dem Scheiß aufgehört. Sie sind gute Jungs, echt, aber sie haben nicht damit aufgehört. Sie konnten's nicht. Es ist wie ne verfickte Sucht. So schnell kommst du da nicht raus. Und Blake... er war mein bester Freund. Ist er immer noch. Trotz allem, was für eine Scheiß passiert ist. Ich muss ihn da rausholen, verstehst du?", am Ende wird seine Stimme immer lauter, er hat Tränen in den Augen und er fährt sich die ganze Zeit durch die Haare.
Ich weiß, dass er sich auf ewig schuldig fühlen wird, wenn er jetzt nicht geht und Blake hilft. Und der hat mir ja auch mein Leben gerettet.
Aber ich weiß nicht, ob ich ihn gehen lassen kann. Er könnte dabei draufgehen, verfickte Scheiße nochmal.
Ich kann nicht mehr ohne ihn. Wenn er stirbt, dann sterbe ich auch.
Fuck.
"Geh.", meine Stimme ist fest und klar, als ich die riskanteste und schwierigste Entscheidung in meinem Leben treffe.
#Lesenacht2
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Rette mich, wenn du kannst
Teen FictionAmelie ist schon seit 3 Jahren nicht mehr richtig glücklich gewesen. Ihr eigener Vater schlägt sie und sie ritzt sich. Jeden Tag versucht sie zu lächeln und zu leben, doch es will ihr einfach nicht gelingen. Sie versteckt ihren Schmerz - niemand be...