Kapitel 1
Sanft spürte ich die Sonnenstrahlen, die sich an diesem Mai Morgen den Weg durch meinen Rollladen gebahnt hatten. Ich liebte es, von der Sonne geweckt zu werden. Jetzt war es aber schon halb sieben und ich lag immer noch im Bett, also stand ich auf und gong ins Bad, denn ich musste ja schließlich in die Schule. Schnell duschte ich mich, föhnte meine Haare und zog ein einfaches Top, meine geliebte Hollister Jacke drüber und meine lässige Jeans an. Beim Auftragen meines Make-Ups jedoch, fiel mir etwas auf. Ein Muttermal unter meinem linken Auge, herzförmig. Es war neu, da war ich mir sicher. Was hat das nun schon wieder zu bedeuten? Allerdings hatte ich es zu eilig, um groß darüber nachzudenken und so schnappte mir meine Schultasche und rannte die Treppe runter.
"Caroline, kommst du zum Frühstück?", rief mich meine Mum.
"Jaa, ich bin schon da!", entgegnete ich ihr. Wie jeden morgen saß sie am Küchentisch mit ihrem Butterhörnchen, schlürfte Kaffee und las die San Francisco Times. Ich schaltete die Kaffee Maschine ein und machte mir einen Kaffee Latte, schüttete meine Kelloggs in die Schüssel und kippte Milch dazu.
"Ich komm heute erst um 6 von der Arbeit, hörst du? Mach dir am besten eine Pizza warm oder geh mit Freunden essen", sagte meine Mum. Sie war Sekretärin in der Bank of San Fransisco, was ja eigentlich heißt, dass sie einen guten Gehalt hatte, aber ein Drittel davon spendete sie und ein weiteres Drittel fiel dem Shoppen zum Opfer. So blieb nur das nötigste übrig, denn sie sparte zusätzlich noch für eine neue Wohnung. 'Alles nur zu deinem Wohl' sagte sie immer, wenn ich fragte.
Normalerweise musste sie nur mittwochs lange arbeiten aber so,wie es scheint, gab es ein wichtiges Meeting.
"Geht klar, ich denke ich geh mit Lily essen" , antwortete ich ihr schließlich. Ich aß zu Ende und räumte gerade meine Sachen weg, als sie nach der heute anstehenden Deutsch Klausur fragte. Oh Mann, ja natürlich hatte ich gelernt, aber selbst wenn nicht, meine Noten wären nicht schlechter als eine drei. Möglicherweise genetisch veranlagt und das weiß sie, aber trotzdem fragt sie immer wieder nach.
"Na gut, ich geh dann mal. Pass schön auf dich auf Süße", sagte sie und verabschiedet sich, indem sie mir einen Kuss auf die Wange drückte. Als sie aus dem Haus war, zog auch ich mir meinen Trenchcoat an, schnappte mir meine Tasche und lief zur Bushaltestelle.
Eigentlich ist meine Mum echt cool, wenn da doch nur nicht dieser Fimmel wäre, ständig an Übernatürliches zu glauben. Das war echt nervig, denn immer wenn etwas was passierte, das so nicht von ihr geplant war, ist etwas aus ihrer Fantasie schuld. Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum mein Vater sie verlassen hat, als ich drei war. Dennoch ist sie mit die beste Mum, die ich mir vorstellen könnte.
Auf dem Weg zum Bus begegnete ich einigen Menschen, jedoch senkte ich meinen Blick um nicht ständig mit Erinnerungen bombardiert zu werden.
"CAROLINE!!", rief jemand meinen Namen. Ich drehte mich um und sah wie er schnell hinter der Hausecke verschwand. Ben, mein kleiner Nachbar, aus der Wohnung unter uns. Er musste mich immer aufziehen oder Aktionen wie diese gerade eben starten. Echt nervig diese kleinen Kinder... Als ich wieder nach vorne schaute, wäre ich beinahe mit jemandem zusammen gestoßen. Ich wich aus, doch dabei schaute ich ihn an und mein Blick wandert in seine Augen.
"Nein!!! Mama! Bleib bei mir! Nein! Wo bist du?! Hilfe!" Ich stehe in meinem Zimmer, das voller Rauch ist. "Nein, das ist das Ende. Ich werde verbrennen", flüstere ich mit der Sicherheit, er werden meine letzten Worte sein. Ich spüre, wie die Flammen an meinen Armen hochklettern, während ich durch das brennende Haus renne. Es sind höllische Schmerzen, doch ich kämpfe! Ich eürenne, renne um Leben oder Tod. Wieder schrei ich nach meiner Mutter. Keine Antwort. "Ich habe sie verloren! Nein, nein!", schreie ich durch den dichten Rauch, der mir den Atem nimmt.
"Uhh!", gab ich geschockt von mir und starrte ihn an. Ahnungslos blickte er zurück und entschuldigte sich.
"Schon gut, es ist nicht ihre Schuld", entgegnete ich ihm und da bemerkte ich die Brandnarbe, die seinen Hals entlang verlief. Hastig wich ich ihm aus und ging davon. Das war krass! So echt! Ich spürte noch immer die Schmerzen, die meinen ganzen Leib erschütterten. Er muss Glück gehabt haben, den Weg gefunden haben, doch seine Mutter hatte er seit dieser Nacht nie wieder gesehen. All das gab seine Seele in dieser Millisekunde von sich. Hat es übertragen auf mich, in mich.
Es war keine Seltenheit, aber dieses Mal war es so echt, so extrem! Immer noch geschockt eilte ich zu meinem Bus und setzte mich auf einen freien Platz. Ich ließ unter der Musik, die aus meinen Kopfhörern kam, die Welt an mir vorbeirauschen, während ich versuchte, das von gerade eben zu verarbeiten. Ich stellte mich darauf ein 'es' abzustellen, weil ich gleich auf Lily treffen würden.
Noch immer hatte ich keinen Namen dafür gefunden, für diese Geschehnisse. Ich nannte es immer 'es', aber vielleicht würde das Wort Seelenblicken passen.
Ja, ich nannte es Seelenblicken.
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Only in my eyes
RomanceCaroline ist anders. Sie ist anders als alle Menschen, denn sie sieht etwas, das sonst niemand sieht. Caroline sieht Seelen. Ein einziger Blick in die Augen eines Menschen und sie kennt seine Geschichte. Doch was wenn sie nicht die einzige ist, die...