°^Kapitel 11^°

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Die nächsten zwei Tage redete Kim auch nicht mit mir, geschweige sah sie mich an. Sie behandelte mich wie Luft. Ich versuchte trotzdem an sie ranzukommen, doch sie blockte nur jedes Mal ab oder tat so, als würde sie mich nicht hören und sehen. Ich verstand es nicht, ich habe doch nichts Schlimmes gemacht, dass sie mich so ignorieren musste. Wenn dann gab Kim immer nur dumme Kommentare von sich und sagte mir, ich soll sie in Ruhe lassen. Ich schaute sie deswegen sprachlos an und konnte kaum etwas erwidern, denn Mittwochmorgens hatten wir uns ja noch so gut verstanden und dann war sie plötzlich so distanziert. Deswegen wollte ich dem nur auf den Grund gehen und hatte sie gefragt, denn ich machte mir halt Sorgen und sie verstand dies nicht.

Weil Kim nicht mit mir redete, hang ich mit Billy ab. Er war zwar sehr neugierig und stellte wegen mir und Kim auch Fragen, doch war er trotzdem in Ordnung. Wir erzählten viel und ich musste feststellen, dass Billy viel von sich gab, was ich nicht verstand, doch tat ich so als würde ich es. Er zeigte mir auch ein paar Dinge, die er selbst entwickelt hatte. Ich war wirklich erstaunt darüber, denn die waren echt krass und er schien auch echt intelligent zu sein, wenn er sowas entwickeln kann. Also fragte ich mich, was so viele gegen ihn hatten, denn wenn man ihn erst kannte, war er echt nett.

Zack war auch mal wieder nicht in der Schule, aber besuchte mich zu Hause. Ich sagte ihn schon, ich würde ihn dahinziehen, denn er konnte doch nicht einfach schwänzen, wann es ihm passte. Er lachte nur und sagte, ich würde es eh nicht schaffen. Ich verdrehte deshalb die Augen und machte bei dem weiter, wo ich aufgehört hatte. Wir gingen Freitag auch wieder schwimmen, denn es war echt heiß geworden. Also gingen wir los und zogen uns um. Ich nahm Anlauf und sprang von der Klippe. Zwar weiß ich nicht, warum ich auf einmal keine Angst mehr hatte, doch das ist ja nur zu meinen Vorteil. Es fühlte sich wieder so gut an, das ganze Adrenalin und diese Schwerelosigkeit. Dabei gab ich ein Freudenschrei von mir. Ich kam unten auf und schwamm dann zur Wasseroberfläche. Kurze Zeit später kam dann auch Zack unten an. Danach hatten wir echt noch viel Spaß und ärgerten uns gegenseitig, so wie immer eigentlich.

Am Samstag dann, entschied ich mich meine Tante nach langer Zeit mal wieder zu besuchen. Ich machte mich fertig und ging dann los. Nach ungefähr einer Stunde zu Fuß war ich da. Ich klingelte und wartete für einen Moment, bis die Tür geöffnet wurde. Als meine Tante vor mir stand, schien sie überrascht zu sein, denn sie sagte nichts. ,,Hey, darf ich reinkommen?", fragte ich sie. Sie trat zur Seite und machte mir Platz. ,,Ähm... ja na klar.", gab sie stotternd von sich. Ich trat daraufhin ein und ging dann voran ins Wohnzimmer und setzte mich. Meine Tante kam dann schließlich auch und setzte sich neben mich.

Wir erzählten eine Weile und wir verstanden uns von Minute zu Minute immer wieder besser. Sie machte den Vorschlag mich zum Essen einzuladen, denn sie hatte vor, heute etwas zu kochen. Ich bejahte dies und blieb so noch länger, als vorgesehen. Es war echt schön mit ihr, denn es erinnerte mich an die Zeit, als ich bei ihr wohnte und sie wie ein Mutterersatz für mich war. Doch lange blieb die Stimmung nicht so fröhlich, denn ein bestimmtes Thema kam zum Sprechen. ,,Ashley, ich will es jetzt hier nicht kaputt machen, aber ich denke du solltest das wissen. Dein Vater kam, als du weg warst und wollte wissen wo du bist. Ich sagte ihm, dass ich dies nicht wüsste und daraufhin wurde er sehr wütend. Er drohte mir und wollte mich ebenfalls anzeigen, doch wie du mich kennst habe ich mich nicht einschüchtern lassen und schmiss ihn so raus. Um zum Erbe zu kommen. Er hat alles bekommen, ich weiß nicht, wie er es angestellt hat, denn eigentlich solltest du alles erben. Doch er hat einfach alles geerbt, auch das Haus und mit dem ganzen Geld ist er ins Ausland gereist, hat dort eine Frau gefunden und lebt jetzt dort.", erzählte mir meine Tante und ich konnte einfach nicht glauben, wie ich so ein Vater bekommen konnte, wenn er von Anfang an bei uns geblieben wäre, wäre wahrscheinlich alles erst gar nicht so weit gekommen. Ich hasste ihn Abgrundtief. Mir wurde schon schlecht, wenn jemand ihn meinen Vater nannte.

Nach einiger Zeit, in der wir uns noch unterhielten, verabschiedete ich mich dann auch schon von meiner Tante, denn es wurde langsam spät. ,,Es war echt schön, dass du mich mal wieder besuchen kamst. Du kannst ruhig öfter kommen, du bist immer willkommen.", sagte sie mir zum Abschied. ,,Keine Sorge, das werde ich machen. Also bis zum nächsten Mal.", antwortete ich und ging dann nach Hause.

Die nächste Woche begann und ich joggte am Morgen wieder zur Schule. Ich hörte gerade Musik und sang leise mit. Also achtete ich nicht, was vor mir war und wie sollte es auch anders sein, lief ich in jemanden rein. Ich sah nach oben und erkannte, dass es Kim ist. ,,Sorry, das wollte ich nicht, ich habe dich nicht gesehen.", entschuldigte ich mich bei ihr. Sie sah mich genervt an. ,,Pass beim nächsten Mal einfach besser auf, ja?", sagte sie mir. Ich schaute sie nur mit leichtem, traurigen Gesicht an und lief dann weiter. Mich machte das extrem fertig. Ich dachte, ich hätte eine sehr gute Freundin in Kim gefunden, doch leider habe ich mich geirrt. Bis jetzt weiß ich immer noch nicht, was ich falsch gemacht haben soll.

Als ich bei der Schule ankam, musste ich feststellen, dass Zack mal wieder nicht da war und suchte so Billy auf. Ich ging gerade um die Ecke und sah jemanden an der Wand lehnen. Er sah in meine Richtung und als ich bei ihm vorbeiging, grüßte er mich, indem er die Hand hob. Da dachte ich mir nur, es gibt anscheinend auch andere nette Leute hier. Doch plötzlich blieb ich stehen, denn mir wurde was bewusst. Ich sah noch einmal nach hinten, um ihn mir genauer anzusehen, denn er kam mir bekannt vor und wenige Sekunden später wusste ich auch genau, warum er mir so bekannt war. Meine Befürchtungen machten sich wahr, als er fragend und schockiert meinen Namen sagte. Es war Jason Lee Scott, mein Ex-Freund. So schaute ich ihn nur mit offenen Mund an und als ich merkte, was ich hier machte, lief ich weg. Ich wollte ihn nicht sehen. Warum ist er hier? Er würde doch nicht jetzt auf unsere Schule gehen, oder doch? Das darf nicht wahr sein!

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°^Der orange Ranger^° ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt