Kapitel 35

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Ryder

"Quinn, wir müssen es ihr sagen!" kopfschüttelnd sah er mich an. "Doch! Sie ist deine Schwester, meine Freundin und ich möchte sie nicht länger anlügen!" kurz sah ich zum Flur der zu den Toiletten führte um sicher zu gehen, dass Sky nicht auf dem Rückweg zu uns war und wieder zu Quinn. "Von mir aus, aber noch nicht jetzt. Es geht ihr schon beschissen genug. Lassen wir ihr noch etwas Zeit die Sache mit Scott zu verarbeiten." "Eine Woche, dann können wir es ihr ja sagen." mischte sich Marlon ein. Auch die anderen nickten nun.

Somit war es beschlossene Sache. Nächstes Wochenende würden wir Sky die Wahrheit über uns erzählen. Eigentlich wollte ich nie, dass sie wusste wer wir waren, aber seit ich mit ihr zusammen war, hatte sich das geändert. Vor allem hatte ich es ihr versprochen. Keine Geheimnisse und Lügen, aber ich machte ihr Tag für Tag etwas vor...das machten wir alle.

"Sie wird uns hassen." sagte ich nachdenklich. "Wird sie nicht." tonlos lachte Quinn auf. "Sky wird uns sowas von hassen." sagte er. "Im schlimmsten Fall wird sie sich von uns abwenden." warnend stiess Alec seinen Ellbogen in Quinns Seite und deutete auf mich. Sofort schüttelte er seinen Kopf als er meinen leidenden Blick sah. "Sorry, so habe ich das ni-" "Schon okay. Du hast recht." unterbrach ich ihn. Seufzend stand ich auf.

Quinn hatte recht. Wenn Sky die Wahrheit erfuhr, würde sie uns hassen und nie wieder etwas mit uns zu tun haben wollen. Genau das wollte ich nicht. Es graute mir davor es ihr zu sagen. Ich wollte sie nicht verlieren, aber genau das würde passieren. Ich würde Sky verlieren.

Verwirrt drehte ich mich zu den Jungs um, als die Musik ausging. "Tut uns leid, aber wir haben Probleme mit der Technik und müssen den Club für heute schliessen." kam es aus dem Lautsprecher. Sofort hörte man von allen Seiten Protestrufe. "Macht schon Leute!" rief einer der Security und drängte die Leute zusammen mit den anderen Mitarbeitern zum Ausgang.

Auch wir verliessen die Lounge und folgten der Masse durch den Club. "Wo ist Sky?" fragte ich Quinn und sah mich suchend im Club um. "Sie wird sicher schon draussen sein." nachdenklich nickte ich. So musste es sein, denn die Toiletten waren dem Ausgang am nächsten und Sky war noch nie jemand, der Stunden vor dem Spiegel verbrachte.

"Probleme mit der Technik. Wer's glaubt." sagte Nathan, als mehrere Polizisten an uns vorbei liefen. Kurz blieb ich stehen und sah ihnen nach. Ein ungutes Gefühl kam in mir auf als sie zu den Toiletten liefen. "Ryder, komm jetzt." rief mir Marlon vom Ausgang zu. Nickend drehte ich mich wieder um und lief zum Ausgang.

"Lassen Sie mich los!" das war Sky! Sofort drehte ich mich um und rannte zu den Toiletten. Im Flur blieb ich stehen und sah mir das Chaos an. Zwei Cops gingen in die Mädchentoilette und zwei andere standen einem Mädchen gegenüber, das auf dem Boden sass. Ihr Gesicht war blutverschmiert, genauso wie ihr rechtes Bein. Abgesehen davon, strahlte sie die pure Angst und Panik aus. Was war hier passiert? Fast hätte ich sie durch das Blut in ihrem Gesicht nicht erkannt, aber diese Augen würde ich immer und überall erkennen. Es war Sky.

Wieder probierten die Cops Sky auf die Füsse zu ziehen, doch sie liess es nicht zu und wehrte sich mit Händen und Füssen. "Lassen Sie sie sofort in Ruhe!" rief ich und ging zu ihnen. Alle drei sahen zu mir, wobei Skys Gesichtsausdruck in Erleichterung wechselte als sie mich sah und die Cops mich prüfend musterten. "Wer sind Sie?" fragte mich einer der beiden. "Ihr Freund." sagte ich tonlos und kniete mich neben Sky auf den Boden.

Je länger ich mir Sky ansah, desto wütender wurde ich. Das Blut kam von einer Wunde an ihrer Stirn und aus ihrer Nase und die Wunde an ihrem Bein war wieder offen. "Wer war das?" fragte ich angespannt. "Sky, wer hat dir das angetan?" widerholte ich mich, als sie mir keine Antwort gab. "Ich habe nicht getroffen." schluchzte sie und brach gleich darauf in Tränen aus. Verwirrt schloss ich sie in meine Arme. Von was sprach sie. Hatte sie doch mehr getrunken als ich gedacht hatte?

"Sky?! Was ist hier los?" langsam sah ich zur Seite. Quinn und Marlon standen im Flur und sahen uns schockiert an. "Ich weiss es nicht." zitternd klammerte sich Sky an mich. Hinter uns ging die Tür auf und ein Cop kam raus. "Er ist tot." wie? Wer war tot?! Was verdammt ging hier vor sich?!

Langsam sah ich an dem Cop vorbei in die Toilette. Ein Typ lag auf dem Boden, regte sich nicht und ein Messer steckte in seiner Brust. Sofort war mir klar, dass er es war, der Sky das alles angetan hatte. Er hatte unglaubliches Glück das er schon tot war, denn sonst hätte ich ihn umgebracht. Niemand fasste meine Freundin an ohne die Konsequenzen davon zu tragen.

Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich nicht merkte, wie sich Sky von mir löste und an mir vorbei in die Toilette sah. Als sie aufschrie und nach meiner Hand griff, drehte ich mich sofort zu ihr um und hob sie auf meine Arme. Ängstlich klammerte sie sich an mich. "Ryder, was verdammt nochmal ist hier los?" "Das kannst du dir dock denken, Quinn." sagte ich und lief mit Sky auf meinen Armen nach draussen.

Jetzt wurde mir klar was passiert war. Dieser Typ ging auf Sky los, nur hatte er sich mit der falschen angelegt. 'Ich habe nicht getroffen'. Das hatte sie gesagt und jetzt machte es auch Sinn. Sie wollte ihn verletzen und nicht umbringen. Sie hatte zum ersten Mal ihr Ziel verfehlt.

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Sky

Ich konnte immer noch nicht fassen was passiert war. Scott hatte mir nicht nur jahrelang etwas vorgemacht, sondern mich in San Francisco auch noch angegriffen. Er hatte mich angegriffen und ich hatte ihn umgebracht, aber das wollte ich nicht. Anstatt seinen Arm zu treffen so wie ich es wollte, hatte ich das Messer in seine Brust geworfen. Wegen mir musste ein Mensch sterben.

"Kleine?" langsam wendete ich meinen Blick vom Fenster ab und sah zu Quinn, der in meiner Tür stand. Gleich nachdem mich Ryder aus dem Club gebracht hatte, fuhren wir in ein Krankenhaus. Ich bekam zwar nur einen kurzen Blick in einen Spiegel, aber dieser reichte mir. Mein ganzes Gesicht war Blutverschmiert und es wunderte mich, das mich überhaupt jemand erkannte. Schlussendlich wurde die Wunde an meiner Stirn zugeklebt und mein Bein wurde wieder genäht. Wenigstens hatte er meine Nase nicht gebrochen. Trotzdem sah ich einfach nur beschissen aus.

Zeit um mich auszuruhen hatte ich keine. Nachdem ich im Krankenhaus fertig war, musste ich auf das Revier und meine Aussage machen. Stunden war ich dort, wobei mich die Jungs kein einziges Mal aus den Augen liessen. Allen voran Quinn und Ryder und ich war ihnen mehr als dankbar dafür. Als wir dann auch das erledigt hatten, ging der Rest relativ schnell. Alec und Nathan waren in der Zeit im Hotel und hatten unsere Sachen gepackt, so dass wir gleich zum Flughafen konnten und mit dem Privatjet von Calebs Dad zurück nach Miami flogen

Seit einer Stunde waren wir nun wieder zuhause und ich musste ja nicht erwähnen, dass alle unten im Wohnzimmer sassen und wieder einer ihre Spiele spielten. Ich verbarrikadierte mich sofort in meinen Zimmer und hing, wie die ganze Zeit schon, meinen Gedanken nach.

Langsam betrat Quinn mein Zimmer und kniete sich neben mich auf den Boden. "Ich weiss was du denkst, aber dich trifft keine Schuld. Du hast dich nur verteidigt." ich gab Quinn ja recht, trotzdem hatte ich einen Menschen auf dem Gewissen, wenn auch durch Notwehr. "Wieso verraten mich alle denen ich vertraue?" ohne das ich es wollte, schossen die Tränen in meine Augen. Leidend sah mich Quinn an und legte seine Hände auf meine Beine. "Ich weiss es nicht, Sky. Es tut mir leid, dass dich Scott so hintergangen hat." seufzend fuhr ich mit den Händen durch meine Haare. "Du kannst ja nichts dafür. Ich sollte wohl einfach keine Freunde haben."

"Sag das nicht." sagte Quinn und setzte sich neben mich auf die Fensterbank. "Wir sind deine Freunde. Du kannst uns vertrauen." das machte ich bereits. Zwar vertraute ich meinen Mitmenschen nicht so schnell, aber Quinn und die Jungs hatten mein vertrauen schneller gewonnen als mir lieb war. Vor allem bei Ryder hatte ich keine andere Wahl, denn eine Beziehung ohne Vertrauen konnte nicht bestehen.

"Sky, ich muss dir etwas wichtiges sagen." fragend sah ich Quinn an, der unbehaglich seine Hände knetete. "Wir...also ich...ich-" "Quinn und Sky Baker! Kommt sofort runter!" unwillkürlich zuckte ich zusammen als ich ihn hörte und sah zu Quinn. Dieser hob langsam seinen Kopf und sah mich ausdruckslos an. "Los jetzt!" schrie er wieder.

Seufzend stand Quinn auf und zog mich auf meine Füsse. "Na komm." sagte er und führte mich aus meinen Zimmer. Bei der Treppe angekommen, blieb ich stehen als ich Gabriel in der Lobby stehen sah und dieser hatte alles andere als gute Laune. "Du musst keine Angst haben. Ich bin bei dir." flüsterte Quinn und ging voraus die Treppe nach unten.

Und wieder einmal hatte ich das Gefühl, dass alles gewaltig schief gehen würde.

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