Kapitel 48

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Das Gespräch mit Quinn verlief alles andere als gut. Ryder und ich probierten gleich am nächsten Tag mit ihm zu reden. Wir wollten wissen, wieso er der Meinung war, dass Alecs Tod meine Schuld war, aber er liess uns nicht an ihn ran. Stattdessen ignorierte er uns einfach und verschwand von zuhause.

Das war jetzt nun schon zwei Wochen her. Seit zwei verdammten Wochen redeten wir nicht mehr miteinander. Nicht einmal ein Hallo gab es. Wieso auch? Wenn er mich ignorieren wollte dann war es halt so und ich machte das selbe. Ich konnte aber nicht leugnen, dass mich sein Verhalten verletzte. Er war doch tatsächlich derselben Meinung wie Caleb, aber ich war doch nicht Schuld an Alecs Tod.

Man hätte denken können, dass es mir, abgesehen von der Sache mit Quinn, gut ging, aber das ging es ganz und gar nicht. Irgendetwas stimmte mit Ryder nicht. Es fing ganz harmlos an. Am Anfang kam er abends später nach Hause als sonst, aber irgendwann schlug es völlig um. Plötzlich hatte er keine Zeit mehr um etwas mit mir zu unternehmen und auch am Abend kam er entweder so spät nach Hause das ich schon schlief, oder er kam überhaupt nicht. Er unternahm viel mit den Jungs, ja sogar mit Quinn, aber mit mir verbrachte er praktisch gar keine Zeit mehr. Irgendwie konnte ich das noch hinnehmen. Klar, ich hätte gerne mehr Zeit mit ihm verbracht, aber er hatte schliesslich auch noch ein eigenes Leben.

Seit zwei Tagen trieb er es aber zu weit. Er antwortete nicht mehr auf meine Nachrichten und beachtete mich überhaupt nicht mehr. Das einzige was ich noch bekam war ein Hallo und Bye. Mehr nicht. Kein Kuss, keine Nachricht oder sonst was und ich hatte keine Ahnung was ich falsch gemacht hatte. Eines wusste ich aber: so konnte es nicht weiter gehen.

So sass ich jetzt also auf der Treppe vor Ryders Haus und wartete auf ihn. Angeblich traf er sich mit einem seiner alten Freunde, aber ich hatte sichere Quellen und die sagten mir, dass er nicht mit ihm verabredet war. Er log mich hier schamlos an und ich wollte nicht wissen, wie lange das schon lief. Ich wollte einfach wissen wieso er mir aus dem Weg ging. Meine schlimmste Befürchtung war ja, dass er eine Andere kennengelernt hatte, aber so schätzte ich ihn eigentlich nicht ein.

Jäh wurde ich aus meinen Gedanken gerissen als ein Wagen die Auffahrt nach oben fuhr. Sofort erkannte ich Ryders Wagen und stand langsam auf als er ausstieg. Das er müde aussah war nicht zu übersehen, aber ich wollte meine Antworten und die würde ich auch bekommen.

"Hey, Sky." wow, es spricht! "Wusste gar nicht das du noch reden kannst." sagte ich spöttisch als er zu mir kam. Erschöpft sah er mich an. Ich wusste genau was jetzt kommen würde, aber soweit liess ich es sicher nicht zu. "Können wir morgen reden? Ich bin müde und möchte schlafen. Morgen ist Schule." kopfschüttelnd stellte ich mich ihm in den Weg. "Wo warst du?" genervt verdrehte er seine Augen. "Bist du jetzt mein Babysitter? Ich war bei einem Freund." er log mir gerade wirklich mitten ins Gesicht.

"Zufällig habe ich mit deinem 'Freund' geredet. Er weiss nichts von eurem Treffen." sagte ich als er an mir vorbei lief und die Haustür öffnete. Sofort hielt er in seiner Bewegung inne und drehte sich zu mir um. "Wo warst du?" "Geht dich nichts an." tonlos lachte ich auf. "Ryder! Seit zwei Wochen geht das jetzt schon. Du antwortest auf keiner meiner Nachrichten, kommst abends spät oder gar nicht nach Hause, sagst mir nicht mehr Hallo. Du ignorierst mich in einer Tour und lügst mich jetzt auch noch an. Sag es mir einfach. Hast du eine Andere?" seine Augen weiteten sich als ich ihn das fragte. Er wollte meine Hand nehmen, aber ich wich ihm nach hinten aus. "Was redest du da? Ich würde nie eine andere ansehen. Sky, du weisst ich liebe dich." "Das ist es ja. Das weiss ich eben nicht." enttäuscht sah ich ihn an. "Ich frage ein letztes Mal. Wo warst du?" abwartend sah ich ihn an. Ich hoffte jetzt wirklich, dass er mir wenigstens einmal die Wahrheit sagen würde.

Die Haustür der Villa stand immer noch offen und nun ging auch das Licht an. Gleich darauf kamen Abbey und Will die Treppe nach unten. "Ich bin seit zwei Wochen in der 'Firma'." das war jetzt nicht sein Ernst. Tief durchatmend probierte ich wieder runter zu kommen. "Und was machst du da?" "Ich erledige Aufträge." sagte er ernst. Sofort sah ich an ihm vorbei zu Will, aber er schien so überrascht zu sein wie ich. Nachdenklich nickte ich. Ich wollte wirklich nicht ausrasten, aber es kam einfach aus mir heraus. "Willst du mich verarschen?" schrie ich wütend und wich ihm nach hinten aus. "Fass mich jetzt verdammt nochmal nicht an. Seit zwei Wochen gehst du mir aus dem Weg, weil du verdammte Aufträge erledigst?" zögernd nickte er. "Es war nicht meine Absicht dir aus dem Weg zu gehen." sagte er entschuldigend. Ganz ehrlich: das konnte er sich sowas von in den Arsch schieben.

"Du bist verdammt nochmal erst neunzehn und gehst noch in die Schule! Willst du wirklich im Knast landen?" schrie ich weiter meinen Frust raus. Das die Nachbarn wohlmöglich durch mein Geschrei geweckt wurden, war mir dabei völlig egal. "Sky, ich-" "Halt jetzt deine Klappe!" schrie ich wieder. "Es ist eine Sache das du die Aufträge erledigts und im Knast landen kannst, aber wegen diesem Scheiss gehst du mir aus dem Weg. Hast du eine Ahnung wie es mir in den letzten zwei Wochen gegangen ist? Tag für Tag musste ich dabei zusehen, wie du dich immer mehr von mir entfernst und jetzt redest du seit zwei Tagen nicht einmal mehr mit mir!" fassungslos schüttelte ich meinen Kopf. Ich konnte nicht glauben, dass das hier gerade wirklich passierte.

"Baby, lass es mich doch erklären." sagte er verzweifelt. "Es gibt nichts zu erklären. Ich habe schon verstanden und weisst du was?" kopfschüttelnd sah er mich an. "Entweder deine Aufträge oder ich." jap, ich stellte ihm gerade ein Ultimatum.

Lange sah mich Ryder einfach nur an. "Du kannst mich nicht entscheiden lassen." tonlos lachte ich auf und schüttelte meinen Kopf. Mir wurde jetzt einiges klar. "Stimmt, du hast recht." erleichtert sah er mich an. Tief durchatmend probierte ich die aufkommenden Tränen zu unterdrücken. Das mich Abbey warnend ansah und ihren Kopf schüttelte ignorierte ich einfach. "Das habe ich gerade für dich getan. Du und ich, wir beide, das gibt es ab jetzt nicht mehr." sämtliche Gesichtszüge entglitten Ryder als ich es sagte. Sofort griff er nach meiner Hand, doch kaum hielt er sie, riss ich mich aus seinem Griff los und schüttelte meinen Kopf.

"Ich bin es so satt von jedem wie ein Fussabtreter behandelt zu werden. Ich liebe dich, aber unter diesen Umständen funktioniert das nicht." bevor ich hier noch ganz in Tränen ausbrach, drehte ich mich um und lief die Auffahrt nach unten. Ryder rief mir hinterher, aber ich ignorierte ihn und kurz darauf hörte ich, wie die Haustür zugeschlagen wurde. Das war der Zeitpunkt als mein Damm bracht. Schluchzend setzte ich meinen Weg fort und blieb einen Moment vor meiner Haustür stehen. Ich probierte mich zu beruhigen, aber es funktionierte nicht. Wie denn auch? Mein Herz lag zertrümmert auf dem Boden.

Ich wollte die Haustür gerade öffnen, als mir das schon abgenommen wurde und Quinn raus kam. Keine Sekunde später lief er in mich hinein. "Sorry Sky." sagte er, sah mich nur kurz an und lief weiter. Ohne auf seine Entschuldigung einzugehen, schloss ich die Tür hinter mir und lehnte mich mit geschlossenen Augen an die Wand. Ich hatte Ryder ein Ultimatum gestellt und ihm gleich die Entscheidung abgenommen, indem ich mich von ihm getrennt hatte.

Kopfschüttelnd liess ich mich auf den Boden gleiten und zog meine Beine an meine Brust. Ich hatte mich von dem Mann getrennt, den ich über alles liebte, aber es wahr wohl besser so. "Sky?" langsam öffnete ich meine Augen als jemand die Haare aus meinem Gesicht strich. "Was ist passiert?" verzweifelt sah ich Quinn an. Seufzend schlang er seine Arme um mich und zog mich in eine Umarmung. Wieder schluchzte ich auf und umarmte ihn. "Egal was es ist, es wird alles wieder gut." flüsterte er. "Nein, das wird es eben nicht." kopfschüttelnd löste ich mich von ihm und rappelte mich auf.

"Du ignorierst mich seit zwei Wochen!" rief ich verzweifelt. "Es tut mir leid. Das war nicht meine Absicht." hysterisch lachte ich auf. "Nicht deine Absicht? Nicht deine Absicht?!" schrie ich wütend. "Du gibst mir die Schuld an Alecs Tod!" ich wollte die Treppe nach oben gehen, aber sofort kam Quinn zu mir und hielt mich auf. "Ich gebe dir nicht die Schuld." sagte er und sah mich eindringlich an. "Es tut mir leid das ich es gesagt habe. Ich war einfach mit allem überfordert. Erst wirst du von Eloise entführt, dann wird Alec umgebracht und am nächsten Tag tun wir alle so, als ob nichts passiert ist. Es wurde mir einfach zu viel." einen Moment sah ich Quinn einfach nur an. "Wieso hast du mich so lange ignoriert?"

Seufzend küsste er mich auf die Wange und sah mich entschuldigend an. "Weil ich nicht wusste wie ich mich bei dir entschuldigen soll. Bitte glaub mir Sky. Es tut mir so unendlich leid. Du hast keine Schuld an Alecs Tod. Hörst du?" "Ist in Ordnung." sagte ich seufzend. Ich glaubte Quinn jedes Wort das er gerade gesagt hatte. Er war noch nie jemand, der sich gut entschuldigen konnte. Wieso sollte ich ihm dann noch lange böse sein.

"Danke, Sky. Sagst du mir jetzt was los ist?" wieder fing ich an zu weinen ohne das ich es eigentlich wollte. Sofort zog mich Quinn wieder in seine Arme. "Ich habe mit ihm Schluss gemacht." sagte ich schniefend. Beruhigend strich er über meinen Rücken. "Wieso? Ich dachte, dass du ihn liebst." "Das mache ich auch, aber er hat scheisse gebaut." seufzend löste sich Quinn von mir und führte mich in das Wohnzimmer. "Ich mache dir jetzt erstmal einen Tee und dann erzählst du mir was passiert ist." auf Quinnst Worte nickte ich nur und setzte mich auf die Couch.

Auch wenn ich mich wieder mit Quinn versöhnt hatte, konnte ich mich nicht darüber freuen. Ich hatte zwar meinen Bruder wieder, aber dafür meinen Freund verloren.

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