Kapitel 46

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Ich wartete auf den Schmerz des Messers, aber stattdessen hörte ich einen Schuss und das Gewicht über mir verschwand. Langsam öffnete ich meine Augen und sah zur Seite. Nur kurz konnte ich einen Blick auf Eloise werfen die mit einem Kopfschuss neben mir lag, ehe ich auf meine Füsse gezogen wurde. Panisch probierte ich die Hände von meinen Armen zu schlagen, doch die Person die mich ansah, drehte mich nur zu sich um und hielt mich weiter fest.

"Sky! Beruhig dich!" langsam sah ich hoch. Das einzige was ich sehen konnte war, dass er älter und gross war und zwar verdammt gross. Wieder probierte ich mich aus seinem Griff zu lösen, aber er liess einfach nicht locker. "Sky, sieh mich an!" sagte er, nahm eine Hand von meinem Arm und legte ihn an mein Kinn. Vorsichtig hob er meinen Kopf, damit ich ihn ansehen musste. "Du kannst mir vertrauen. Bei mir bist du sicher." verwirrt sah ich in seine Augen. Irgendwie kamen mir diese Augen bekannt vor, aber ich hatte keine Ahnung woher.

"Gib mir das Mädchen!" kaum hörte ich ihn, drehte ich mich um. Vor uns standen zwei Männer und hielten ihre Waffen auf uns gerichtet. "Wieso kommt ihr nicht und holt sie euch?" fragte der Mann hinter mir. Was, wollte der mich jetzt verarschen? Gerade sagte er doch noch, ich sollte ihm vertrauen. Vorsichtig legte er seine Hand auf meinen Arm und schob mich hinter sich. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er mit der anderen Hand an seine Seite griff. "Schliess deine Augen, Sky." flüsterte er.

Ich wusste nicht wieso, aber ich hörte auf ihn und schloss meine Augen. Gleich darauf hörte ich zwei Schüsse und wie etwas auf den Boden fiel. Zitternd öffnete ich meine Augen wieder. Langsam drehte sich der Mann zu mir um und sah mich besorgt an. "Wie geht e-" "Sky!"diese Stimme kannte ich nur zu gut. Suchend sah ich mich um, aber ich konnte nichts sehen. "Hinter dir." sagte der Mann. Sofort drehte ich mich um und sah Marlon der auf mich zu rannte.

Vor mir blieb er stehen und zog mich in seine Arme. Ein Zischen entwich mir, als er mich fester an sich drückte. Sofort liess er mich los und sah mich besorgt an. "Endlich haben wir dich gefunden." sagte er und küsste mich auf die Stirn. "Wir?" hoffnungsvoll sah ich ihn an. Wenn er wir sagte, meinte er doch hoffentlich auch Quinn und Ryder. "Mit wir meine ich alle. Sie sind alle hier und suchen dich." lächelnd umarmte er mich wieder. Ich war in Sicherheit.

Langsam realisierte ich was hier überhaupt passiert war und löste mich aus Marlons Armen. Alec! Alec lag noch unten in dem Raum. "Wir können ihn nicht hier lassen." sagte ich. Verwirrt sah er mich an. "Was meinst du?" "Wovon sprichst du, Sky?" fragte auch der Mann und stellte sich neben Marlon. "Ich lasse ihn nicht hier." ich wusste nicht wieso, aber innert weniger Sekunden wurde ich wieder panisch und rannte zum Gebäude zurück.

"Sky, warte!" rief mir Marlon hinterher, aber ich ignorierte ihn. So schnell ich konnte, rannte ich durch das kaputte Fenster. Ich achtete nicht darauf, dass plötzlich mehrere Männer in der Halle umher liefen und rannte die Treppe nach unten. Von überall her hörte ich meinen Namen, aber das war mir egal. Ich musste zu Alec.

Meine Seite schmerzte und mein Atem ging schwer, trotzdem liess ich mich nicht davon abhalten und rannte weiter. Als ich die offene Tür sah von wo ich wenige Minuten vorher noch raus kam, verlangsamte ich mein Tempo. Langsam betrat ich den Raum. Ich wollte nicht wieder hier sein, aber ich konnte Alec doch nicht einfach zurück lassen.

Mit jedem Schritt den ich Alec näher kam, wurde mir bewusst was in den letzten zwei Tagen passierte. Ich wurde entführt, in einem dreckigen Raum gefangen gehalten, mehrere male verletzt und bis zur Bewusstlosigkeit verprügelt. Alec hatte mich unter falschen Informationen verraten und befreit. Er hatte mir geholfen zu entkommen und zahlte dafür mit seinem Leben.

Langsam liess ich mich neben ihm auf die Knie fallen und nahm seine Hand in meine. All die angestauten Gefühle der letzten Stunden kamen auf einem Schlag raus und liessen mich verzweifelt aufschreien. "Das hast du nicht verdient." flüsterte ich schniefend. "Sky!" "Das hat er nicht verdient!" schrie ich und sah zur Tür. "Ich weiss." langsam kam Quinn zu mir und kniete sich neben mich.

"Sky, wir lassen ihn nicht hier, aber du musst mit mir mitkommen." vorsichtig legte Quinn seinen Arm um mich. "Versprochen?" "Versprochen." sagte er und half mir auf die Füsse. Schluchzend schlang ich meine Arme um ihn. "Ich bin so froh das du noch lebst." flüsterte er und zog mich zu sich. "Ich möchte nach Hause." Quinn legte seine Hände in meinen Nacken und sah mich schwach lächelnd an. "Du brauchst dringend eine Dusche." lachend wischte ich meine Tränen aus meinem Gesicht. "Arzt. Ein Arzt wäre auch nicht schlecht." wieder zog er mich in seine Arme und führte mich langsam aus dem Raum.

Draussen angekommen, brachte mich Quinn zu mehreren Wagen die auf der anderen Seite des Gebäudes standen. "Hier wartet noch jemand auf dich." sagte er und deutete auf einen Maserati, aber nicht nur irgendeinen, nein, es war Ryders Maserati und er stand daneben. Er war wirklich hier. Sofort löste ich mich von Quinn und rannte zu Ryder.

Gerade als er sich zu mir umdrehte, sprang ich auf ihn und schlang meine Arme um seinen Hals. Ohne Probleme fing er mich auf und dürckte mich an sich. Die Schmerzen in meiner Seite ignorierte ich. In Ryders Armen zu liegen waren mir die Schmerzen definitiv wert. "Scht, jetzt wird alles wieder gut. Du bist in Sicherheit." flüsterte er. Schluchzend vergrub ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge, während Ryder immer wieder beruhigend über meinen Rücken strich. "Ich liebe dich." murmelte ich. "Ich liebe dich, Sky."

Er hatte recht. Jetzt war ich in Sicherheit.

**********************

Nachdem mich Ryder und Quinn von dem Ort weg gebracht hatten, fuhren sie mich in ein Krankenhaus. Natürlich konnten sie nicht einfach sagen was passiert war, vor allem weil ich von oben bis unten voller Blut war. Zum Glück arbeiteten die Mitglieder der 'Firma' auch im Krankenhaus und so war es ein leichtes meine Wunden zu versorgen.

Die Schnitte die mir Eloise zugefügt hatte waren zum Glück nicht so tief, so dass sie nicht genäht werden mussten. Nur bei einer an meinem linken Arm sah es nicht so gut aus. Wieder eine Narbe mehr die mich an sie erinnern würde. Mit meiner Seite hatte ich auch Glück. Sie war zwar komplett von blauen Flecken übersäht, aber keine meiner Rippen war gebrochen. Sie waren 'nur' geprellt. Dafür sah mein Gesicht beschissen aus. Meine Wange war ebenfalls blau, genau wie mein Kinn und über meiner Augenbraue hatte ich eine kleine Wunde.

Nun sass ich zuhause im Wohnzimmer auf der Couch. Neben mir Ryder und Quinn. Gabriel, Will und Nathan sassen auf der anderen Couch, Caleb sass auf dem und dieser Mann, den ich nicht kannte, sass im Sessel. Verwirrt sah ich ihn an. Ich kannte ihn wirklich nicht, aber diese Augen hatten etwas vertrautes. Sie kamen mir so bekannt vor.

"Du kannst dich nicht erinnern?" einen Moment sah ich ihn an, ehe ich meinen Kopf schüttelte. "Ich habe dich das letzte Mal vor neun Jahren gesehen, als ich euch besucht habe." "Sky, das ist Henry, mein Bruder." überrascht sah ich zu Gabriel. Natürlich! Darum kamen mir diese Augen so vertraut vor. Sie hatten die selben.

Langsam sah ich wieder zu Henry. "Danke für deine Hilfe." lächelnd nickte er. "Wir sind eine Familie und füreinander da." tonlos lachte ich auf. "Nicht alle." sagte ich, worauf mich alle verwirrt ansahen.

Seufzend setzte ich mich auf und sah auf meine Hände. "Ihr richtiger Name war Eloise..." begann ich. Ich erzählte ihnen alles. Angefangen bei den zwei Polizisten die mich mitgenommen hatten, bis zu dem Moment als mich Henry gefunden hatte. "Alec hat das nicht verdient." sagte ich nachdenklich. "Er hat einen Fehler begangen, aber er hat mich auch da raus geholt und dafür mit seinem Leben bezahlt." nacheinander sah ich sie an und blieb mit meinem Blick bei Ryder hängen.

Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine, worauf er tief durchatmete. "Sky hat recht. Wir sollten ihn nicht dafür verurteilen." sagte er. Zustimmend nickten die Anderen. "Ich gehe duschen." murmelte ich und stand auf. Auch Ryder wollte aufstehen, aber ich schüttelte nur meinen Kopf und lief aus dem Wohnzimmer.

Langsam lief ich die Treppe nach oben. Als ich die letzte Stufe nahm, stolperte ich und fiel im Flur auf den Boden. "Sky?" ich stützte mich auf meinen Händen ab und wollte aufstehen, aber ich hatte einfach keine Kraft mehr und setzte mich wieder hin. Schluchzend schüttelte ich meinen Kopf. Wieso war ich auch so verdammt schwach?

"Süsse? Komm, ich helfe dir." kaum hörte ich ihn, wurde ich von Ryder hochgehoben und in mein Zimmer getragen. Vorsichtig legte er mich auf mein Bett. "Du solltest etwas schlafen." ohne das ich ihn darum bitten musste, legte er sich neben mich und zog die Decke über uns. "Danke. Ich...es..." sanft zog er mich in seine Arme. "Ich weiss. Es ist okay." flüsterte er. Seufzend legte ich meinen Kopf auf seine Brust und schloss meine Augen.

Ich wüsste nicht, was ich ohne sie alle machen würde. Vor allem ohne Ryder.

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