Kapitel 23

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Forschend sah ich die drei Jungs vor mir an. Sie mussten zwischen zwanzig und fünfundzwanzig Jahre alt sein, waren dunkel gekleidet und sahen alles andere als nett aus. Dazu kam noch, das einer davon ein Pickelgesicht hatte, der andere hatte lange fettige Haare und beim dritten waren die Kleider nur so von Löchern durchbohrt.

"Gott sei Dank, hässliche Menschen. Ich dachte schon, dass alle hier in Miami so aussehen wie das Model neben mir." hatte ich jetzt etwa laut gedacht? "Wie war das?!" jap, hatte ich. Kurz sah ich zu Ryder der, aus welchem Grund auch immer, ziemlich angespannt war und sah wieder zu den drei Jungs vor mir. "Ach gar nichts." sagte ich und machte eine wegwerfende Handbewegung. "Hast du uns hässlich genannt?" fragte Pickelgesicht aufgebracht und machte einen bedrohlichen Schritt auf mich zu. Sofort ging Ryder ebenfalls einen Schritt nach vorne und stellte sich schützend vor mich. Ich fand es ja irgendwie süss das er mich beschützen wollte, aber das brauchte er keineswegs. Ich konnte mich selbst verteidigen. "Es kann nicht jeder so heiss aussehen wie Ryder!" sagte ich und spähte an Ryder vorbei zu Pickelgesicht.

Als ich Ryders Name erwähnte, sah Pickelgesicht verwirrt zu seinen zwei Freunden. "Ryder Jones?" "Genau der." bestätigte Ryder angespannt. Die Augen der drei weiteten sich für eine Millisekunde und auch ihre Haltung war nicht mehr so bedrohlich wie gerade eben noch. "Das Mädchen hat recht. Wir sind hässlich und das weisst du auch Jimmy." sagte der Typ mit den langen Haaren. Zwar grinste er, aber ich war mir sicher, dass es nur gespielt war. Auch dieser Jimmy grinste nun gezwungen und nickte. Was ging hier vor sich?

"Wieso schiebst du dein Motorrad?" fragte der Typ mit den Löchern in den Kleidern. Ich nannte ihn jetzt einfach Lochi. "Das Benzin ist alle und wir haben hier keinen Empfang." beantwortete ich für Ryder die Frage. "Wir würden ja gerne helfen wenn wir könnten, aber wenn ihr noch einen Kilometer weiter geht, habt ihr wieder Empfang." kaum hatte Lochi den Satz zu Ende gesprochen, drehten sich alle drei um und gingen wieder in den Wald.

Verwirrt sah ich ihnen nach. "Was war das?" fragte ich und deutete in den Wald. "Sie haben uns geholfen." sagte Ryder knapp und schob sein Motorrad weiter. "Ne, warte mal!" rief ich und ging ihm hinterher. "Wieso haben sie so auf dich reagiert?" "Was meinst du?" ach komm schon. Als ob er nicht wusste was ich meinte. Kopfschüttelnd stellte ich mich vor sein Motorrad, so dass er anhalten musste. "Ryder!" abwartend sah ich ihn an. Seufzend verdrehte er seine Augen. "Ich habe dafür gesorgt, dass sein Bruder im Krankenhaus gelandet ist." wie? Jetzt verstand ich rein gar nichts mehr. So musste ich auch ausgesehen haben, denn Ryder erzählte weiter. "Es war Jimmys Bruder. Ich ging vor einem Jahr durch Miami als ich verzweifelte Hilfeschreie hörte und ihnen folgte, bis ich sie sah. Er hatte ein Mädchen in einer Seitengasse gegen die Wand gedrückt. Seine Hose war nach unten geschoben und wir wissen beide was es bedeutet." während er redete, spannte sich sein Kiefer an und auch seine Körpersprache verhiess nichts gutes.

Langsam ging ich zur Seite, worauf Ryder wieder weiter lief. "Hat er?" fragte ich und folgte ihm. "Nein, ich bin noch rechtzeitig gekommen und er hat das bekommen was er verdient hat." darauf sagte ich nichts mehr. Ryder hatte also ein Mädchen vor einer Vergewaltigung gerettet und diesen widerlichen Typen krankenhausreif geprügelt. Ganz ehrlich. Dieser Typ hatte nichts anderes verdient und das die drei Jungs von vorhin dann so reagierten, war kein Wunder.

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Langsam fing es an dunkel zu werden. Wir hatten die "Zivilisation" schon lange wieder erreicht. Ich hatte zwar keine Ahnung wo wir waren, aber das war mir auch völlig egal. Genauso wie die Tatsache, dass wir wieder Empfang hatten. Seit zwei Stunden sassen wir am Strand und unterhielten uns über alles Mögliche, aber nie richtig über uns. Mehr als die Basics über Ryder wusste ich nicht, aber im Moment war mir das auch völlig egal. Irgendwie genoss ich es hier mit ihm im Sand zu sitzen.

Gähnend lehnte ich meinen Kopf an Ryders Schulter. "Bist du müde?" "Du hast mir auch viel abverlangt." murmelte ich mit halb geschlossenen Augen. "Tut mir leid. Es ist alles schief gelaufen." ohne gross darüber nachzudenken was ich machte, entfernte ich mich etwas von ihm und legte mich auf die Seite in den Sand, wobei ich meinen Kopf auf seine Beine legte. "So schlimm war es gar nicht." leicht lächelnd schloss ich meine Augen.

"Will? Ich brauche deine Hilfe." sprach Ryder leise. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er Will anrief. Gut, so müde wie ich war, konnte eine Zombieapokalypse ausbrechen ohne das ich es merken würde.

Ich spürte, wie Ryder mit seiner Hand immer wieder sanft durch meine Haare fuhr. "Ja, das war es." es hörte sich so an, als ob Ryder lächeln würde. Jedoch würde ich es nicht herausfinden. Seine Geste war so sanft und beruhigend, dass ich kurze Zeit später einschlief.



"Sky?" flatternd öffnete ich meine Augen. "Sky, wach auf." was zum Teufel war das? Erschrocken griff ich nach dem Etwas in meinem Gesicht und sah es an. Ach so, das war eine Hand. Langsam sah ich zu der Person der die Hand gehörte und atmete erleichtert aus, als ich Ryder erkannte. Schmunzeln sah er mich an. "Wir sind da." sagte er und deutete mit seinem Kopf hinter mich. Kein Stück schlauer drehte ich mich um und sah die Villa wo ich wohnte. Wie kamen wir hierhin?

"Will hat uns abgeholt und zu uns gefahren, wo ich dich in meinen Wagen gelegt habe und jetzt sind wir hier." schmunzelnd sah er mich an und stieg aus dem Wagen. Verwirrt machte ich es ihm gleich und sah ihn an als er vor mir stehen blieb. "Ich kann mich nicht genug entschuldigen Sky. Es-" "war gar nichts so schlimm." unterbrach ich ihn. "Gut, ich bin voller Schlamm und musste keine Ahnung wie lange laufen, aber du hast das gleiche durchgemacht, also sind wir wieder Quitt." ein Lächelnd breitete sich in seinem Gesicht aus als ich es sagte.

Wieder sah ich in diese Augen, die ich ihm am liebsten auskratzen würde. Was fiel ihm denn auch ein einfach so gut auszusehen? Okay, nein! Böse Gedanken! Es war aber nicht so einfach diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen, vor allem weil Ryder mich wieder so intensiv ansah und mir langsam näher kam. Shit! Ich wusste genau was das bedeutete.

Sofort wandte ich meinen Blick ab. "Danke das du mich hergebracht hast und auch danke an Will." murmelte ich und ging an ihm vorbei. "Sky! Du schuldest mir noch etwas." kopfschüttelnd drehte ich mich um. "Den Kuss hast du nach diesem Tag nicht verdient." sagte ich ernst, drehte mich wieder um und ging die Auffahrt nach oben. Ich hörte Ryder nicht wegfahren und musste mich wirklich zusammenreissen um nicht einfach umzudrehen und zu sehen, ob er noch da war oder nicht.

So schnell ich konnte, ging ich in die Villa und schloss die Tür hinter mir. Jetzt hörte ich auch ein Motor aufheulen und wie er sich langsam entfernte. Er hatte tatsächlich gewartet bis ich drin war. Lächelnd lehnte ich mich mit dem Rücken an die Tür.

Mein Lächeln erstarb aber, als Quinn aus dem Wohnzimmer kam und vor mir stehen blieb. "Wo warst du und wie siehst du überhaupt aus?" mit geweiteten Augen sah er an mir runter. "Ach, reden wir wieder miteinander?" fragte ich spöttisch und zog meine Schuhe aus. "Ich habe dich etwas gefragt. Hast du eine Ahnung was für Sorgen ich mir gemacht habe?" "Das interessiert mich nicht im geringsten." sagte ich tonlos und lief zur Treppe. Naja, ich wollte es, denn Quinn hielt mich an meiner Hand auf. "Wieso bist du nicht an dein Handy?" seufzend nahm ich mein Handy aus meiner Hosentasche nur um festzustellen, dass es nicht mehr anging. Die Tatsache das es voller Schlamm war erklärte alles. Es war kaputt. Super und ich hatte kein Geld um mir ein neues zu kaufen. "Kaputt." sagte ich und hielt zur Bestätigung mein Handy in die Luft. "Hör zu, Sky. Die Sache mit Mom-" fing Quinn an, aber ich unterbrach ihn sofort. "Nicht! Ich hatte einen anstrengenden Tag und möchte einfach nur noch schlafen." sagte ich und lief die Treppe nach oben.


Eine geschlagene Stunde brauchte ich, um den gesamten Schlamm aus meinen Haaren und von meinem Körper  zu bekommen. Fertig geduscht zog ich meine Schlafshorts und Top an und legte mich in mein Bett. Ohne das ich es wollte, zeigten sich die Bilder des heutigen Tages vor meinen Augen und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.

Auch wenn es nicht so verlaufen war wie Ryder es geplant hatte, war es doch das beste Date das ich je hatte.

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