Ich zuckte zusammen, als mir die fremden Hände die Haare zurück hielten. "Keine Sorge, ich bin es", sagte Mira beschwichtigend. Ich wollte weinen. Meine Lehrerin, die außerdem mein Crush war, sah mich gerade beim Kotzen. Als der Brechreiz langsam wieder aufhörte, richtete ich mich ein wenig auf und riss mir etwas Klopapier ab. Ich tupfte mir den Mund ab und atmete tief durch, bevor ich mich umdrehte und Mira in ihre mitleidig blickenden Augen sah. "Ich glaub, ich hab heute was falsches gegessen", murmelte ich verlegen. Vor meinem inneren Auge sah ich das Pausenbrot, das ich heute Vormittag gegessen hatte. Ich hatte schwören können, dass es irgendwie komisch geschmeckt hatte. Innerlich verfluchte ich dieses Brot.
Plötzlich hörte ich schnelle, immer lauter werdende Schritte und Lena kam in die Toilette gesprintet. "Sorry, ich hab so schnell wie möglich versucht da wegzukommen, aber-". Sie stockte, als die Mira sah. "Oh", sagte Lena lediglich, fing sich dann aber relativ schnell wieder. "Wie ich sehe, hast du schon Hilfe bekommen." "Äh...ja, ich habe irgendwie gesehen, dass mit Ana etwas nicht stimmte." Innerlich rastete ich aus. Sie hatte mich gerade wirklich so genau beobachtet, dass sie wusste, was mit mir los war? "Ich hoffe, es ist kein Problem für dich, dass ich zu erst da war, um Ana zu helfen." Ich hielt das erst für einen Witz und wollte schon anfangen zu lachen, doch ich merkte, dass sie es todernst meinte. Es tat ihr wirklich aufrichtig leid, Lena zuvorgekommen zu sein. "Also, ich meine, du bist ihre beste Freundin und ich kann ja jetzt nicht einfach-", wollte sie stotternd ergänzen, aber Lena unterbrach sie. "Nein, machen sie sich keine Sorgen, solange irgendwer für Ana da war." Sie lächelte Mira bekräftigend an und diese drehte sich zu mir um. "Ist wieder alles okay?", fragte sie. "Übel ist mir nicht mehr, aber ich hab noch immer ziemlich Magenkrämpfe", gab ich zu. "Wie lang geht denn der Slam noch?", fragte Mira. "Wahrscheinlich noch eine Stunde, aber ich bin garantiert eh nicht im Finale, also können wir auch gehen." "Wollt ihr vielleicht mit zu mir kommen? Ich hab bei mir zu Hause sicher was gegen deine Magenkrämpfe", bot Mira an. Okay, ich war offiziell tot. Hatte unsere Lehrerin uns gerade zu ihr nach Hause eingeladen? Lena sah mich fragend an. Sie ließ mir die Wahl. Die Antwort war für mich mehr als klar. "Ja, das wäre sehr gut."
Mit Lenas Auto fuhren wir zu Mira, wobei ich herausfand, dass sie eindeutig mehr als nur ein oder zwei Querstraßen weiter wohnte. Wir fuhren etwas mehr als 6 Minuten, ich hatte auf die Uhr gesehen.
Ihre Wohnung war klein, aber sehr süß eingerichtet. Die Räume, die wir zu sehen bekamen, waren in kräftigen, bunten Tönen gestrichen und bei der Einrichtung war scheinbar viel Wert auf die Dekoration gelegt worden. Lena und ich hatten auf dem Sofa im Wohnzimmer Platz genommen und ich sah mir staunend die Wand hinter uns an. Zwei Fenster waren dort, in einem Abstand vor circa einem Meter, vielleicht etwas mehr. Vor diesen Fenstern waren kleine Fensterbänke angebracht, doch Mira hatte zwischen den Fensterbänken ein Brett angeschraubt, sodass es eine durchgängige Fensterbank vom ersten bis zum zweiten Fenster gab. Auf diese hatte sie viele kleine Blumentöpfe gestellt, aus denen Tulpen und andere bunte Blumen wuchsen. Ich liebte Blumen. Mira kam mit dem Medikament und einem Glas Wasser wieder ins Wohnzimmer und bemerkte meinen faszinierten Blick. "Gefällt sie dir?", fragte sie, stolz lächelnd. "Sie ist fantastisch."Als wir uns wieder von Mira verabschiedeten, war ich irgendwie traurig. Ich hatte sie an diesem Abend so viel besser kennen gelernt, die sie war nun nicht mehr einfach nur Frau Berger, irgendein unrealistischer Crush von mir. Sie war Mira, die ebenfalls eine Vorliebe für Blumen hatte und mir mit ihren weichen Händen die Haare zurückgehalten hatte. Dieser Crush wurde plötzlich immer realistischer, je näher ich ihr kam und je mehr sie mir immer wieder entgegen kam. Doch ich war mir nicht mehr sicher, ob das überhaupt gut war.
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Our lovely little secret
RomanceAna, eine Oberstufenschülerin auf dem Willy-Brandt-Gymnasium, hat sich in ihre süße Bioreferendarin Frau Berger verliebt. Sie geht ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf. Als sie von ihr Nachhilfe bekommt sieht sie ihre Chance, ihrer Lehrerin näher zu...