Senpai

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"Ich weiß einfach nicht, warum David das gemacht hat, dieser Typ regt mich so a...", sagte ich gerade zu Lena, als sie den Raum betrat. Da stand sie. Senpai war wunderschön. Heute trug sie einen Pulli mit grünen und weißen Streifen. Sie lächelte ihr süßes, fröhliches Lächeln und rief uns ein "Guten Morgen" entgegen. Ihre Stimme war zart, hell und melodisch. "Gu-ten Mor-gen Frau Ber-ger", murmelten wir gedehnt. "Ihr klingt ziemlich müde, was ist denn los?", fragte sie lachend. "Es ist die sechste Stunde, was will die von uns?", sagte Lena neben mir genervt. "Hör auf, Senpai ist unantastbar", flüsterte ich. Lena musste grinsen. Frau Berger begann mit dem Unterricht. "So, heute reden wir über die Evolution. Holt bitte eure Bücher raus", rief sie. Ich stütze meinen Kopf auf die Hand und driftete in meine eigene Welt ab. Ich liebte einfach alles an dieser Frau, allein die Art, wie sie gestikulierte war unglaublich. Ihre Hände waren zart, ihre Finger waren lang und ihre Haut war blass. Sie strich sich die langen braunen Haare mit ihnen zurück und rückte ihre Brille zurecht. Sie war so unglaublich süß, ich wünschte, sie wäre nicht meine Lehrerin. Ich blieb in meiner Traumwelt und erblickte jedes Detail, dass sie von sich Preis gab. Ich vergaß jegliches Gefühl für die Zeit und als Senpai plötzlich auf ihre Kette sah, an der eine kleine Uhr hing, sagte sie:"So, dann könnt ihr jetzt auch gehen, die Stunde ist ja fast schon zu Ende." Lena erhob sich. "Was? Die Stunde ist schon vorbei?", fragte ich verwundert. Sie rollte mit den Augen. "Natürlich ist die Stunde schon zu Ende, das Vergleichen von Knochenfunden hat sich aber extrem lang gezogen. Was hast du die ganze Stunde gemacht?", fragte sie. Lena war nicht wirklich wütend, sie kannte mich ja. Ich lächelte peinlich berührt. "Oh, okay, ich kann es mir schon denken." Sie kannte mich einfach zu gut. Als ich an Frau Berger vorbei ging schenkte ich ihr ein breites Lächeln und sagte freundlich:"Tschüß!" Wobei ich alles andere als glücklich war, weil ich sie jetzt ja wieder verlassen musste. Ich lächelte glücklich zurück, sagte aber nichts. Mein Lächeln wurde noch breiter. "Na Joker, wer ist dein nächstes Opfer?", fragte Lena mich grinsend. Schnell hörte ich auf zu Lächeln. "Du natürlich!", rief ich. Sie lachte. Bio war am Mittwoch immer die letzte Stunde, mein einziger Lichtblick war, dass ich morgen wieder Bio hatte. Lena und ich hatten einen langen, komplizierten Handschlag, bei dem wir von den vorbeigehenden Schülern immer etwas verwirrt angestarrt wurden. Wir nahmen es allerdings mit viel Humor. Mit einem "Okay, dann bis morgen!" verabschiedete ich mich von ihr und ging rüber zum Fahrradständer, schloss mein Rad auf und fuhr los.

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