Poetry Slam (1)

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Pünktlich um halb 8 fuhr Lena in die Einfahrt meiner Familie und ich stieg in ihr Auto. Ich hatte mir eine weiße Bluse mit Kirschen drauf angezogen und trug dazu eine schwarze Jeans und meine Docs. Lena grinste, als ich in ihr Auto stieg. "Da hat sich jemand hübsch gemacht!" "Ja, und?", entgegnete ich. "Ach, nichts. Du siehst schön aus", sagte sie und startete den Motor. Sie grinste noch immer. Erst nach ein paar Minuten dämmerte mir, warum sie so grinste. Ich hatte meine letzte Freundin auch auf einem von ihren Slams kennen gelernt. "Ich mache mir keine Hoffnungen, jemanden kennenzulernen, wenn du das meinst!" "Hmm, ja genau!", sagte Lena sarkastisch.
Isabella war Kunststudentin im Erstsemester gewesen und es gab wohl niemanden auf der Welt, zu dem die Beschreibung 'tumblr' mehr gepasst hätte. Ich hatte jedes Wochenende in ihrer kleinen Wohnung verbracht und wir hatten gezeichnet und Musik gehört. Sie hatte mir gezeigt, dass ich wirklich Talent hatte und dafür gesorgt, dass Kunst eine Leidenschaft von mir wurde. Am Ende hatten wir uns getrennt, weil es irgendwie nicht gepasst hatte. Unsere Ansichten zu verschieden Themen, unter anderem der Zukunft, die Tatsache, dass ich noch zur Schule ging und deshalb für ihre Freunde noch ein kleines Kind war, doch außerdem hatte sie auch einen schwierigen Charakter, der sich zeigte, wenn wir Streit hatten. Die Trennung war zeitweise ziemlich heftig und ohne Freunde an meiner Seite hätte ich vielleicht die Kraft verloren.
Wir erreichten den kleinen Club um 10 vor 8 und mussten uns beeilen, damit sich Lena noch schnell beim Veranstalter melden konnte. Wir sprinteten hinein, Lena hielt unsere Karten nur im Vorbeigehen hoch, doch man kannte sie hier ja schon und ließ uns deshalb durch. Wir bahnten uns unseren Weg zum Veranstalter am anderen Ende des Raums. Während Lena die Fähigkeit hatte, sich einfach durch Lücken zu zwängen und die Leute zur Seite zu schieben, wollte ich dann doch lieber höflich sein und wartete, bis mir jemand Platz machte. Und schon hatte ich Lena, die natürlich viel schneller vorankam, in der Menge verloren. Hilflos schaute ich mich um, ging schneller, um sie zu finden. Während ich mich umsah, merkte ich gar nicht, dass ich geradewegs in jemanden hinein lief. Ich spürte plötzlich etwas kaltes, nasses an meinem Hals und sah an mir runter. Die Person hatte ein Glas Wasser in der Hand gehabt, welches sich nun auf meiner Bluse verteilt hatte, die nun an meinem BH klebte. Es sah ziemlich scheiße aus. "Warum musstest du denn ausgerechnet Wasser trag-." Den Rest des Satzes konnte ich nicht mehr aussprechen, als ich sah, wer vor mir stand. Es war Frau Berger, die mich genauso verwirrt anstarrte, wie ich mich fühlte.

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