_36_ Awake

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PoV Mika

Seit einer gefühlten Stunde stand ich vor dem Spiegel und versuchte mich irgendwie zu schminken. Jep, ich war 20 und hatte mich gefühlt noch nie richtig geschminkt. Ja, als ich damals Jungkook kennengelernt hatte, trug ich oft Make-Up, war aber eher so... naja... meine Emo-Phase? Jeder musste da mal durch und bei mir war sie mit 20 auch endlich vorbei.

Für den perfekten Abschluss trug ich etwas roten Lippenstift auf und betrachtete stolz mein Werk. Ja, irgendwie war ich recht ansehnlich. Nervös sah ich auf meine Armbanduhr. Langsam stieg ein Schimmer Nervosität in mir auf. Jungkook hatte mich heimgeschickt und gesagt, dass er mich um 19 Uhr wieder abholen würde.

Tatsächlich war er auch Punkt 19 Uhr da und fuhr mich mit Jins Auto irgendwo hin. Nach einer kurzen Autofahrt stiegen wir bei einem großen Gebäude aus. „Ihr habt doch nicht ernsthaft etwas für mich vorbereitet?“, fragte ich ironisch und nahm die Hand meines Freundes. „Nur was Kleines“, sagte dieser und betrat mit mir das Gebäude.

Überall Farben, viel Essen und viel Licht. Anscheinend hatten die Jungs wieder mal etwas spontan auf die Beine gestellt. Ach man, diese Idioten, ich liebe sie dafür zu sehr.

„Da bist du ja, wir warten schon seit einer Ewigkeit auf dich“, sagte Jia und sofort rannte ich mit offenen Armen auf sie zu. Ich liebte das Gefühl, wenn sie mich umarmte. Ich fühlte mich so wohl. Lag vielleicht daran, dass sie und Jia einer meiner ersten und besten Freunde gewesen sind.

Und dann begann eine typische Party. Wir tanzten, sangen, aßen, meiner Meinung nach definitiv zu viel, und hatten Spaß. Naja... eine wichtige Sache fehlte noch. Wir tranken, Alkohol, und den ebenfalls viel zu viel. Mit 20 durfte man in Korea trinken und das nutzten wir aus. Ich wünschte mir im Nachhinein, dass ich vorsichtiger gewesen wäre. Dann wäre vieles anders gewesen.

Um ehrlich zu sein, kann ich mich auch nicht so gut daran erinnern. Ich weiß nur noch, dass... naja stellt es euch einfach mal so vor.

„Ich habe solche Kopfschmerzen“, sagte ich und lehnte mich an die Wand. „Das passiert, wenn man trinkt, Prinzessin. Aber keine Sorge, das vergeht~“, flüsterte Jungkook und zog mich in einen Kuss. (ew Pärchen)

„Das schmeckt nicht gut“, sagte ich lachend und drückte meinen Freund etwas von mir weg. „Mich kriegst du nicht los, ich bin wie Kleber“, erwiderte er lachend und legt seine Hände an meine Hüften. „Was für ein Vergleich, ich halte es nicht aus. Na komm, weg da~“, antwortete ich und löste mich aus seinem Griff.

Lachend rannte ich aus dem Gebäude. Er lachte ebenfalls und folgte mir. „Hast du Angst?“, fragte er und zog mich an sich. Ich bin beruhigte mich von meiner Lachattacke und legte meine Arme um seine Schultern. „Nicht, wenn du da bist... Ich weiß, dass du mich immer beschützen wirst“, flüsterte ich und näherte mich seinem Gesicht. „Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Du bist mir so wichtig... Ich liebe dich“, hörte ich leise und spürte, wie er seine Lippen auf meine legte.

Der Moment war so schön. Wieso konnte er nicht länger andauern...
„Dann fang und rette mich“, rief ich und stieß mich erneut vor ihm weg. Lachend rannte ich los, er mir nach... Bam.

Alles tat weh. Ich war ausgerutscht. Hätte Bedenken sollen, dass es nicht gut ist, mit Absätzen in Pfützen zu laufen. Es hatte geregnet... Licht... Ich sah wie sich Licht auf mich zubewegte.




Zu spät.



Blaulicht, Autosirenen und ein kaltes, dunkles Gefühl, welches die Schwärze begleitete. Ab dem Moment kann ich mich an nichts mehr erinnern.

-We don't remember days, we remember moments -

PoV Jungkook

Nervös ging ich den Krankenhausflur auf und ab. Ich hatte die ganze Nacht nicht geschlafen. Vielleicht war das einer der Gründe, warum mir so schwindelig war. Ich wollte ins Zimmer. Ich wollte zu Mika.

Das Einzige, woran ich mich noch erinnern konnte, war, wie Mika auf eine Straße rannte, ausrutsche und angefahren wurde. Soweit ich mitbekommen hatte, hatte auch der Autofahrer Alkohol getrunken.

Ich hatte Mika versprochen, dass ich sie beschützen würde. Ich hatte ihr versprochen, dass ihr nichts passieren würde... Und jetzt stand ich hier. Vor einem Zimmer in der Notaufnahme und warte bis ich reimgebeten wurde.

Zittrig saß ich mich auf einen der Stühle. Sekunden wurden zu Minuten, Minuten zu Stunden und Stunden zu Tage. Die Zeit verging so langsam. Ich fühlte mich, wie in einem schlechten Hollywood-Film.

Nach zwei schlaflosen Tagen, kam endlich der erlösende Krankenhausanruf und ich durfte sie besuchen. Sie, Mika, meine Freundin, der etwas Schreckliches passiert war. Es dauerte keine zwei Minuten bis die anderen und ich zum Krankenhaus fuhren.

Als ich das Krankenhauszimmer betrat, sah ich wie Mika müde im Bett lag. Sie hatte müde Augen, war so schwach am Bewusstsein... Wunden an ihrem ganzen Körper. Und... Und...

Meine Sicht wurde unklar. Sie hatte Verbände an ihren Beinen. Ich bin nicht dumm, ich weiß was das heißt. Ich wollte es nur nicht wahrhaben. In dem Moment betrat ein erwachsener Mann, welcher ziemlich mach einem Arzt aussah, das Zimmer. „Wie geht es ihr?“, fragte ich leise und löste meinen Blick nicht von Mika. „Das Auto hatte eine hohe Geschwindigkeit. Zu Ihrem Glück traf es nur ihre Beine und nicht ihre Organe oder ihren Kopf“, erklärte mir der Arzt. Ich lachte kurz und sprach leise: „Nur... nur ihre Beine... heh... Heißt das... sie...“. Ich hob meinen Blick und sah den Rollstuhl, welcher von einer Schwester ins Zimmer gerollt wurde. „Wir versuchen eine komplette Lähmung zu verhindern, jedoch können wir nichts versprechen“, sagte der Mann in Weiß und verließ das Zimmer.

Langsam setzte ich mich ans Bett und nahm die Hand meiner Freundin. Leise hörte ich, wie sie meinen Namen flüsterte. Sie hob ihren Blick und sah mir müde in die Augen. „Wie geht es dir?“, fragte ich leise und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht, um meine Hand an ihre Wange zu legen. Mika schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder, um mich anzuschauen. Ihre Augen, ihre kristallblauen Augen, welche immer so vor Lebensfreude gestrahlt hatten... Diese Augen schauten mich trist an, mit einem unerträglichen Gefühl des Schmerzes.

„Wie fühlst du dich?“, fragte ich und streichelte ihre Wange. Den Blick nicht von mir abwendend, sagte sie, dass ihr Körper ihr wehtäte. Die Schmerzmittel machten sie müde. „Spürst... du deine Beine?“. Sie verneinte. „Spürst du deine Arme?“. Sie nickte. „Spürst du dein Herz, spürst du, wie es schlägt?... Spürst du, wie meine Hand deine Wange berührt?“, fragte ich und begann leicht zu zittern. Sie nickte und ich konnte ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht erkennen. (Ich heule gleich beim Schreiben)

Meine Mika, meine tapfere Mika, lächelt in dieser ganzen Misere. Ich beugte mich runter um sie zu küssen. „Danke, dass du hier bist“, flüsterte sie leise und lächelte mich an. Eine Träne lief meine Wange runter.

Ich besuchte sie tagtäglich und jeden Tag fragte ich sie, ob sie alles spürte. Auch wenn sie niemals ihre Beine  fühlen konnte, ich fragte weiter. Wieso fragt ihr euch? Ich wollte ihr klarmachen, dass sie lebt. Auch wenn sie ihre Beine nicht bewegen konnte, konnte sie immer noch meine Hand und meine Berührungen spüren.
Eigentlich wollte unser Manager, dass wir uns auf unser nächstes Come-Back vorbereiten, aber das war mir im Moment sowas von egal. Ich kam jeden Tag mit einem Blumenstrauß zu Mika. Ich wollte ihr eine ganze Wiese kreieren. „Hoffnungsloser Romantiker“, flüsterte sie mit einem Lächeln und sah mir dabei zu. Nach ein paar Tagen konnten wir sogar spazieren gehen, naja, Mika musste im Rollstuhl bleiben. Ich brachte sie so oft, wie es ging, aus dem Krankenhaus raus. Wer brauchte schon weiße Betten und lauter Menschen mit Verbänden. Begleitet wurden wir meistens von Yoongi. Er war damals im selben Krankenhaus gewesen wie Mika es jetzt war.
„Bin ich dir eine Last?“, fragte mich Mika tagtäglich und ich verneinte immer nur. „Du bist das Beste, was mir passieren konnte. Ich liebe dich, ich werde dich immer beschützen und immer für dich da sein“, flüsterte ich und küsste sie.

Auch wenn es nicht so rüberkam, Mika litt und davor hatte ich Angst. Ich wollte nicht, dass es ihr schlecht geht... aber wie sollte ich es verhindern.
Alles war ok... bis einige Fans auf mich und Mika aufmerksam wurden. Ab da begann der wahre Horror.

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Langsam aber sicher geht die Geschichte zu Ende. Wie es wohl enden wird?

-Yuki-

Wenn dein Bruder dein Freund wirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt