Sverige

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,,Ach mach dir nichts draus, du warst doch immer gut, so ein aussetzter kann doch mal passieren. Außerdem hattest du ja nun wirklich ne vernünftige Begründung.", muntert Lara mich auf. ,,Außerdem interessiert es deinem Arbeitgeber später kein Schwein, was du in der 7. Klasse in englisch oder so für eine Note hattest.", damit hat sie sogar recht. Was mir nur Sorgen bereitet ist, wie die im Heim reagieren und auch Niclas. Ich habe nämlich keine Lust auf Nachhilfe. Aporopos Niclas, der wird mich nachher abholen und wir wollen was zusammen unternehmen. Denn in letzter Zeit hatte Niclas immer wenig Zeit, denn er war und ist beruflich viel unterwegs. Das nervt manchmal echt, das ist wahrscheinlich der einzige Nachteil wenn du mit einem Profihandballer befreundet bist.

,,Ich wünsche euch schöne Ferien, wir sehen uns in 6 Wochen.", und schon stehen alle auf und verlassen fröhlich das Schulgebäude. Für Lara und mich ist denn erstmal ein bisschen Mädchen Trauer angesagt, denn wir werden uns 2 Wochen nicht sehen und können auch nicht schreiben, weil sie weder WLAN, noch Netz in Schweden hat. Nach einer fetten Umarmung gehen wir dann getrennte Wege.

Niclas steht lässig am Auto gelehnt und lächelt mich an. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. ,,Hi Lina.", begrüßt er mich zur Umarmung. ,,Hi.", wir steigen ein und Niclas macht den Motor an. ,,Und was machen wir heute?", frage ich ihn, denn Niclas meinte immer es wird eine Überraschung. ,,Das wirst du schon sehen." Und er fährt los. ,,Und wie ist dein Zeugnis?", fragt er mich. Dabei weiß ich auch ganz genau, dass er weiß, wie scheisse mein Zeugnis ist. ,,Was glaubst du denn?", stelle ich die Gegenfrage. ,,Eher schlecht?" ,,Ja hast recht. Ich bin schlecht.", sage ich. Dabei kann ich meine Trauer kaum überspielen. ,,Ach mach dir nichts draus. Es ist völlig normal, dass du jetzt in der Schule etwas abnimmst. Das wird sich wieder einpegeln, keine Sorge.", versucht er mich aufzuheitern. ,,Ja hast recht."

Als er den Motor abstellt befinden wir uns am Schwedenkai. Ernsthaft? Was machen wir hier. ,,Äh Niclas, hast du dich verfahren? Oder was machen wir hier?", frage ich sichtlich verwirrt. ,,Was denkst du denn?", grinst er mich an. ,,Äh, keine Ahnung?" ,,WIR FAHREN NACH SCHWEDEN! ÜBERASCHUNG!", Niclas lächelt mich glücklich an. ,,Äh was, WIR?", frage ich überrumpelt. ,,Jaaaaaa! Ist das nicht cool?", doch ohne eine Antwort abzuwarten steigt Niclas auf und macht mir sie Tür auf. ,,Los komm oder willst du die Fähre verpassen?", Niclas grinst mich glücklich an. Dann realisiere ich es. ,,OH MEIN GOTT! NICLAS, ICH FAHRE NACH SCHWEDEN!", ich steige aus und springe Niclas an. Ich bin so happy. Dieser umarmt mich und lacht einfach nur. ,,Ja das fährst du. Und keine Sorge, ich zahle das!", sofort löse ich mich. ,,Aber Niclas, weißt du wie teuer Schweden ist?", ich kann das einfach nicht glauben und auch nicht annehmen. ,,Ja glaube mir das weiß ich, ich bin da schließlich aufgewachsen.", lacht er. ,,Aber das kann ich nicht annehmen." ,,Doch! Das kannst du! Und jetzt komm, sonst verpassen wir die Stena wirklich noch!", Niclas geht zum Kofferraum und holt einen Koffer heraus. ,,Du hast meine Sache auch oder? Und wer hat dir beim packen geholfen?", prüfend schaue ich ihn an. ,,Traust du mir das etwa nicht zu?", fragt er mich empört. ,,Sorry, aber ne, nicht wirklich.", lache ich. ,,Lara hat mir geholfen.", grinst er dann. Zu zweit machen wir uns dann zur Fähre. ,,Oh mein Gott, Niclas ich freue mich so!", Schwärme ich, als wir gerade im Tunnel sind und auf die Stena gehen. ,,Ich mich auch, aber du glaube ich noch mehr.", lacht er. ,,Wie lange sind wir in Schweden?", frage ich interessiert. ,,7 Tage und danach können wir ja vielleicht noch woanders Urlaub machen, bis die Saison beginnt.", Ganz kurz, habe ich das gerade richtig verstanden, er will mit mir noch woanders hin??? ,,Niclas, tut mir leid, aber das kann ich nicht annehmen!", beginne ich. ,,Vergiss es! Ich will aber. Außerdem musstest du so viel durchstehen und du hast es verdient. Und es würde dir gut tun auch mal raus zukommen!", ok, überredet. Aber mal im Ernst, wer will nicht gratis irgendwo hinreisen? ,,Ja ok, danke Niclas!", ernst schaue ich ihn an. ,,Ach alles gut!", wimmelt er ab.

Schweden kann beginnen.

,,Lina, bist du jetzt endlich mal soweit?", fragt Niclas mich genervt. Er steht neben mir und nervt mich einfach nur. 1. Hab ich keine Ahnung was ich anziehen soll (Wir gehen gleich essen auf dem Schiff) und 2. Bin ich total unter Zeitdruck. ,,Ganz ehrlich Niclas, du hilfst mir ja auch nicht. Was soll ich denn anziehen? Bluse und Jeans oder Kleid? Ihr müsst ja immer nur Hemd und Jenas anziehen, Männer haben es immer einfach.", meckere ich. ,,Zieh das an, das sieht gut aus.", meint er.

Ich Moment habe ich eine dunkle enge Jeans an und eine rosa Bluse, die ich in der Jenas etwas reingesteckt habe.

,,Ja ok.", Niclas atmet erleichtert aus. Worauf ich garnicht reagiere. Nachdem wir mit essen fertig sind (nebenbei gesagt, das Essen war der Hammer), gehen wir noch raus an die Reling.

Es herrscht eine schöne Stimmung. Die Sonne geht unter und man hört leise die Wellen Rauschen. Das ganze hat irge wie was magisches.

,,Niclas ich bin dir so unendlich dankbar, danke, wirklich danke.", ich bin so glücklich. Wenn ich ihn nicht hätte, wäre ich jetzt wahrscheinlich im Heim und würde Trübsal blasen. ,,Ach alles gut. Das habe ich dir doch schon gesagt und hör auf dich ständig zu bedanken.", winkt er ab. Dann herrscht erstmal stille, aber keine unangenehme, es ist ne angenehme. ,,Du Niclas?", breche ich die stille.

Langsam wird es dunkel.

,,Mhh?" ,,Wie lange ging es dir so scheisse, nach dem tot deiner Eltern?", diese Frage interessiert mich brennend. Lange habe ich mich gefragt, ob ich ihn fragen soll. ,,Lange...", sagt er ruhig. ,,Sorry, ich wollte dir nicht zu nahe treten." ,,Ich glaube ich gehe jetzt auch mal schlafen.", ich merke, dass Niclas gerade keine Lust auf reden hat. ,,Alles klar, ich komme gleich nach." Ich begebe mich also ins Zimmer und ziehe mir ein Top und Shorts an. Dann putze ich Zähne. In dem Moment kommt Niclas in unseres kleines Zimmer. Dann lege ich mich ins Bett. Niclas setzt sich an die Bettkante. ,,Sorry, dass ich dir eben nicht geantwortet habe, aber ich war ziemlich in Gedanken. Mir ging es danach lange scheisse. Ab 14 eigentlich meine ganze Kindheit. Ich hatte ja niemanden.", sagt er traurig.

Um ehrlich zu sein, bin ich gerade etwas überfordert. Ich entscheide mich für eine Umarmung. Dann lege ich mich wieder ins Bett. ,,Gute Nacht Lina. Wenn was ist ich liege ja im Bett neben dir.", grinst er. Ich grinse zurück und Niclas streift noch einmal seine Hand auf meine Wange und dann legt er sich auch ins Bett. Relativ schnell schlafe ich in unserer Kabine ein.

Das Leben läuft nicht immer nach Plan...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt