T H I R T Y - N I N E| Schmerzvolle Vergangenheit

4.6K 182 30
                                    


„Er darf nicht sterben!" Verzweifelt drückte ich weiter auf Sams Blutung, hatte seinen Kopf auf meinen Schoß gebettet, während einer der anderen das Auto in rasender Geschwindigkeit zurück fuhr, weg von der Bank, weg von den Cops, die nach und nach aufgekreuzt waren, und einfach immer weiter zurück. Ich hatte keine Ahnung, wie ich Sam helfen sollte, ich hatte noch nie jemanden mit so einer Verletzung helfen müssen. Bisher waren es nur Streifschüsse, Schüsse an Stellen, wo es nicht ganz so schlimm war gewesen und der Joker hatte mir Anweisungen gegeben, was ich machen sollte, wenn ich ihn mal verarzten musste, doch das hier? Die Kugel war mitten in seinem Magen oder Darm oder in irgendeinem anderen wichtigen Organ, von denen es in der Bauchgegend nur so wimmelte.

„Drück fester drauf, du musst versuchen die Blutung zu stoppen", meinte einer der mir fremden Kerle, der seine Maske abgezogen hatte und Sam versuchte ruhig zu halten, der zwar ohnmächtig war, doch von dem Blutverlust und der Verletzung anfing unkontrolliert zu zittern und zu zucken. Es war ein schlimmer Anblick und jeder andere hätte längst den Gnadenschuss erhalten, doch das hier war Sam! Er war Familie und es war meine verdammte, naive Schuld, dass er in dieser Lage war.

„Ich drücke doch schon!", schrie ich hysterisch zurück, ignorierte so gut ich konnte das widerliche Gefühl von all dem Blut, dem Fleisch unter meinen Händen, während Tränen über mein Gesicht tropften und ich am Rande eines Anfalls stand. Ich verdrängte alle aufblitzenden Erinnerungen, die Stimmen und Schreie in meinem Kopf so gut es irgendwie möglich war, verscheuchte das Gesicht meines Bruders, den Schuss, der immer und immer wieder in meinem Kopf hallte.

„Nach Links... fahr nach Links du Idiot", schrie er nun weiter den Fahrer an, der eine scharfe Linkskurve fuhr, Sam dabei noch enger an mich drückte und ich sah besorgt in sein blasses Gesicht, sah die vielen Schweißperlen darauf, sah wie blau seine Lippen anfingen sich zu verfärben und ich wusste einfach, dass er das nicht schaffen würde.

„Oh ich flehe dich an, verlass mich nicht", schluchzte ich panisch auf, als der Wagen mit einer Vollbremse endlich zum stehen kam und bevor ich wirklich wusste, was weiter geschah, wurde die Türe aufgerissen und ich sah in Carlos Gesicht, der amüsiert von dem ihm gebotenen Anblick wirkte.

„Wir haben Tote", rief er vergnügt aus, was das Fass bei mir zum Überlaufen brachte. Ich zog Sams Kopf von meinem Schoß, legte ihn auf dem Sitz ab, als ich schon mit einem Messer mich ohne Vorwarnung auf Carlos stürzte, ihn zu Boden warf und die Klinge in sein Gesicht rammen wollte, als da jemand, oder besser gesagt Er, seine Arme um mich schlang und zurück zog.

„Na na", tadelte J mich behutsam, während ich schluchzend das Messer aus meinen blutverschmierten Händen fallen ließ und mich zu ihm drehte.

„Rette ihn!", flehte ich ihn an, umklammerte sein Gesicht mit meinen Händen, glaubte gleich ohnmächtig von all dem Adrenalin, das nach und nach wieder aus meinem Körper wich, werden zu müssen, hatte ja jetzt schon keine Ahnung mehr, was so wirklich um uns herum geschah, so benebelt fühlte ich mich, als der Joker auf knurrte, mir meine Stirn küsste, ehe er mich in die Arme von Seth weiter drückte.

„Bring sie in ihr Zimmer, beruhige sie!", wies er an, als Seth mich schon grob weiter zog, weg vom Joker, weg von dem Wagen und weg von Sam.



Joker

Es war ein Kinderspiel. Eine so einfache Sache, dass rein gar nichts hätte schief laufen können, nicht bei dieser Bank, und doch war alles in einer Katastrophe geendet. Ich wischte mir meine Hände mit einem Taschentuch vom ganzen Blut sauber, zog mir meine Jacke im Gehen aus und warf sie achtlos auf den Boden, während ich meinen Weg fortführte, weiter zu Jane, die den gleichen verstörten Blick drauf gehabt hatte, wie schon oft, wenn jemand vor ihren Augen starb. Man konnte praktisch ihren Bruder in ihren Augen sterben sehen und manchmal fragte ich mich wirklich, wie sehr sie diesen einen Abend wirklich noch in Erinnerung hatte oder wie viel sie sich passend zurecht gerückt hatte, schließlich hatte ich ihre Akte gelesen und in dieser stand zwar, dass Jane meinte ihr Bruder sei erschossen worden, doch sein Tod war nicht nur eine Kugel eingetroffen. Genau das brachte so viele Fragen mit sich, doch ich würde Keine laut stellen, sie war nicht in der Lage das zu verstehen.

Mad World|| Joker ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt