F O U R T Y - N I N E| Altes Leben

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Es war ein merkwürdiges Gefühl mit Floyd einen Ausbruch zu planen, vor allem wenn dieser Ausbruch aus meinem eigenem Haus oder besser gesagt meiner Unterkunft stattfand. So gelassen und normal wie es nur ging, folgte ich ihm durch die Gänge des gewaltigen Anwesens, wobei er mich oft eher stützen musste, als dass ich selber eigenständig weitergehen konnte, doch dennoch kamen wir recht schnell voran. Ich versuchte einfach all meine Schmerzen herunterzudrücken, sie zu ignorieren, schließlich war jetzt nicht die Zeit dafür. Ich musste einfach nur kurz raus von hier, allem entfliehen, kurz etwas wie Freiheit verspüren. Dieses Gespräch mit J hatte meinen Kopf völlig ins Chaos gestürzt, ebenso der ganze Ausbruch vom Gefängnis, es war einfach zu viel gewesen.

„Wie gedenkst du eigentlich mit mir an deiner Seite hier hinauszugelangen? Es ist ja nicht so, dass hier jeder für den Joker arbeitet und mich somit niemals einfach gehen lassen würde", fragte ich Floyd, während wir in Richtung Garage liefen, mir schon anfing schwindelig von der Überanstrengung wurde, mir so ziemlich jeder Knochen schmerzte, doch ich hatte schlimmeres schon überlebt gehabt.

„Ich hoffe gerade einfach, dass durch die Unruhen, für die ich gesorgt habe, die Überwachung nicht die beste derzeit ist", antwortete er mir schmunzelnd und tatsächlich bekam ich immer mehr von diesen Unruhen mit, je näher wir der Garage kamen und je tiefer wir in den belebteren Flügel liefen. Aus allen möglichen Zimmern hörte man lautstarke Gespräche, wenn jemand an einem vorbei eilte, dann meistens so gestresst, dass die Person gar nicht realisierte, an wen sie da überhaupt vorbei getreten war. Das alles erleichterte mich um einiges, auch wenn ich weiterhin Angst hatte jemanden zu sehen, der mich auf Anhieb erkennen würde, jemanden wie Sam oder Jeremy, Seth, Carlos der eben J persönlich. Das würde definitiv weniger gut ausgehen, vor allem für Floyd, doch im Grunde wusste ich, dass dieser gut auf sich selber aufpassen könnte, schließlich konnte er besser mit einer Waffe umgehen, als irgendwer sonst in diesem Gebäude.

„Hoffen wir einfach, dass wir schnell hier rauskommen", murmelte ich angespannt, sehnte mich nach der Freiheit, auch wenn ich niemals komplett abhauen würde, so wollte ich einfach nur kurz weg von alledem hier gelangen. Zu sehr saß mir die Sache mit dem Gefängnis, mit J in den Knochen. Ich hatte ihn oft so wütend, so unkontrolliert erlebt gehabt, doch nicht besonders oft wenn diese Wut gegen mich gerichtet gewesen war und egal wie ungern ich es auch zugeben wollte, es hatte mir Angst gemacht ihn so gesehen zu haben mit dem Wissen, dass er mir jeden Augenblick ein Messer ins Gesicht hätte werfen können. Er hätte das niemals bewusst getan, doch er konnte einfach genauso sein wie ich, völlig außer Kontrolle und ich wusste eben, dass er in diesem Zustand oft Dinge tat, die er später bereuen würde, es wäre ja nicht das erste Mal der Fall gewesen.

Ich seufzte schwer auf, als Floyd schließlich die Türe zur Garage öffnete und ich erleichtert feststellte, dass wir Glück gehabt hatten. Gerade einmal zwei Kerle waren hier anwesend und passten auf die vielen Autos auf, wobei sie ihren Job nicht einmal sehr gründlich erledigten, da beide lieber an einem Tisch saßen und Karten spielten, uns nicht wirklich zu bemerken schienen.

„Geht ja leichter als erwartet", spottete Floyd sichtlich gut gelaunt von dem Anblick, während er mich weiter mit sich zu einer der Autos zog, wo die Türe noch offen stand und der Schlüssel sogar noch steckte. Mehr Glück könnte man wohl kaum haben. Ich zögerte gar nicht lange und stieg deswegen hastig auf der Beifahrerseite ein, als zeitgleich einer der Männer endlich zu bemerken schien, dass wir dabei waren einfach von hier zu verschwinden.

„Hey!"

„Und los", meinte Floyd, der seine Türe laut zu schlug und ohne auf den Mann, der nun mit gezogener Waffe auf das Auto zugerannt kam, zu achten rückwärts durch das verschlossene Garagentor fuhr, dieses halb aus der Wand herausriss und ohne zu stoppen so lange im Rückwärtsgang weiter fuhr, bis wir das Grundstück verlassen hatten. Panisch hatte ich mich während der Aktion regelrecht an meinen Sitz gekrallt gehabt, lachte nicht wie Floyd belustigt darüber auf, sondern sah eher entsetzt zu diesem herüber. Also diesen Lärm müsste wohl jeder im ganzen Haus gehört haben. Wenn wir zurück kommen würden, dann würde das definitv Ärger geben.

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