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F O U R T Y| J wie Joker

Auf mich wirkte er zwar mehr tot, als lebendig und doch hatte der Joker mir versichert, dass er leben würde. Blass, mit tiefen Schatten unter den Augen, einigen Kratzern im Gesicht, lag Sam friedlich da, schlief, wie all die letzten Stunden auch schon, während nach wie vor verschiedene Schläuche an seinen Körper festhingen. Es war beeindruckend zu sehen, dass der Joker all das wusste, dass er genau zu wissen schien, was er hier tat und das obwohl das ein Fall für einen Chirurgen gewesen wäre, im Grunde liebte ich ihn nur noch mehr dafür.

„Es tut mir so so leid", hauchte ich leise und sah weiterhin zu Sam, wusste nicht wirklich, was ich sonst sagen sollte. Meine Dummheit hatte ihn fast das Leben gekostet und doch flimmerte immer wieder das Bild von Aimee vor meinem inneren Auge auf. Ich sah sie wieder vor mir, wie wir zusammen in der Schule saßen, wie sie früher so oft fast jeden Tag mit zu mir nach Hause gekommen war, wie sie immer davon geschwärmt hatte, wie gutaussehend sie meinen Bruder doch fand. All das kam mir vor, wie in einem anderen Leben, als wäre es vor Jahrzehnten gewesen, dabei waren es gerade einmal ein wenig mehr als drei Jahre. Es konnte sich wohl wirklich so verflucht viel in so wenig Zeit ändern.

Immer wieder dachte ich darüber nach, wie anders alles gekommen wäre, wenn ich damals nicht in diese Bank gelaufen wäre, als ich Ihm das erste Mal begegnet war, wie anders alles verlaufen wäre, wenn Luca nicht hätte sterben müssen. Dann würde ich jetzt aufs College gehen, würde mir vielleicht mit Aimee ein Zimmer teilen, der Joker wäre irgendwo da draußen, hätte keine Sorgen mehr, Sam wäre glücklich und gesund, Harley Quinn wäre einfach nur Dr. Harleen Quinzel, da sie so dem Joker nie begegnet wäre.

„Du solltest wirklich was anderes machen, als nur hier zu sitzen." Ich schreckte zusammen, als Jeremys Stimme wie aus dem Nichts heraus hinter mir ertönte und ich sah wie dieser unsicher an der offenen Türe stand und zu mir sah, „Ihm geht es gut und du gibst dir selbst zu viel Schuld."

„Ich bin eine Katastrophe, ich sollte gar nicht hier sein, ich kann vielleicht töten und ticke nicht mehr ganz richtig, aber all das?"

„Wir hatten das Thema schon mal", erinnerte er mich mit einem leichten Lächeln, „Ich glaube nochmal lässt der Boss mich nicht leben, wenn ich dich über eine Brücke klettern lasse."
„Ich hätte dich da nicht mit reinziehen dürfen", bemerkte ich amüsiert, stand jedoch auf und lief zu ihm. Manchmal vergaß ich, wie jung er doch war, wie kindlich er wirken konnte und immer wieder fragte ich mich, wieso er überhaupt hier war?

„Ist schon gut, ist ja alles gut gegangen und nun komm!" Er nickte mit dem Kopf in Richtung Türe, wo ich ihm raus aus Sams Zimmer folgte, auf den kühlen Gang hinaus.

„Wo willst du hin?"
„In den Garten oder so denke ich", erwiderte er schulterzuckend und ich sah überrascht zu ihm.

„Es gibt hier einen Garten?"
„Du solltest dringend öfters dein Zimmer verlassen", lachte er auf, „Wir haben sogar einen riesigen Garten."
„Dann müssen wir ganz dringend dorthin." Einfach so durfte ich dieses Haus nicht mehr verlassen. Der Joker glaubte zwar nicht mehr, dass ich abhauen wollen könnte, doch er war überaus besorgt, hatte Angst, dass man mich nochmal von ihm reißen könnte und wenn es einen Garten gäbe, dann wäre es der ideale Ort dennoch irgendwie nach draußen zu gelangen.

„Es überrascht mich jedes mal aufs neue, was für eine eigenartige Person du doch bist", lachte Jeremy auf, der mir den Weg zeigte und den Kopf dabei schüttelte, „Du kannst diesen krassen Mörderblick haben, als ob du jeden beseitigen würdest, der dir im Wege steht, dann wirkst du fast schon wie Er, dann bist du aber wieder so... wie ein Kind eben. Sanft und nett und herzlich." Mein Lächeln und meine gute Laune verflogen augenblicklich von seinen Worten, machten mich nachdenklich, doch ich wusste ja selbst, dass es so war. Ich war äußerst zwiegespalten, konnte andere kaltblütig umbringen, konnte die Nerven verlieren und ausrasten, aber ich war oft auch einfach nur Jane, die Jane, die bis vor kurzem einfach zur Schule gegangen und normal gewesen war.