S I X T Y - S E V E N| Abschied

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In den letzten Tagen wurde alles weitere für diesen völlig verrückten und auch noch gleichzeitig so gefährlichen Plan geregelt und schneller als gedacht stand der große Tag vor der Türe, an dem ich eines der waghalsigsten Dinge überhaupt tun würde und meine Zweifel wuchsen von Stunde zu Stunde mehr. Natürlich hatte der Joker versucht zu verhindern, dass ich mich opfern würde für die Sache, doch ihm war auch klar, dass niemand sonst sich freiwillig melden würde, dass es jemand tun musste und so versuchte er nicht weiter mir die Sache auszureden, wirkte dadurch jedoch angespannter als üblich, noch schlechter gelaunt als gewöhnlich und es waren verflucht anstrengende Tage somit für einfach jeden.

Heute war die letzte Nacht vor dem großen Tag und die Anspannung im ganzen Haus war so grauenvoll schrecklich gewesen, dass ich am liebsten einfach weggerannt wäre, mich irgendwo versteckt hätte bis alles vorbei wäre, doch es war ein merkwürdiges Gefühl wie jeder drauf war, wie der Joker drauf war und es ließ meine eigene Furcht nur noch mehr steigen. Ich wusste, dass ich kein Auge in der Nacht zubekommen würde, so wie ich keinen Bissen den ganzen Tag über schon hatte zu mir nehmen können, dafür war die ganze Lage einfach zu schlimm, dafür war alles einfach zu ernst. Morgen würde ich mich freiwillig von der Polizei einsperren lassen, würde wieder in eine Zelle kommen, würde mich in meine persönliche Hölle freiwillig begeben und ich hatte furchtbare Angst wie das enden würde, ob dieser Plan aufgehen würde, was sein würde wenn nicht.

Nervös saß ich so nun auch auf meinem Bett, hatte meine Schlafsachen bereits angezogen, wartete auf J, der vor wenigen Minuten erst ins Bad gegangen war, kein Wort den Tag über schon mit mir gewechselt hatte, wütend zu sein schien für all das, dafür, keine Alternative gefunden zu haben, und dass ich das machen wollte, dass er mich nicht stoppen konnte, immerhin wollte er diesen Plan durchziehen und das bedeutete eben, dass ich mich einfangen lassen musste von der Regierung. Ich verstand sein Benehmen ja zu gut, wusste selbst nicht, worüber ich mit ihm nun reden sollte, doch ich wollte auch auf gar keinen Fall so auseinander gehen morgen, dachte nur an das letzte Mal, wo wir im Streit auseinander gingen, zwei Jahre danach getrennt worden waren. Nie wieder wollte ich so etwas haben, ich wollte jede Sekunde mit ihm nutzen, wenn wir schon für Gott weiß wie lange morgen getrennt werden würden. Panisch stand ich deswegen auf vom Bett, tapste zur Badezimmertüre und riss diese, ohne anzuklopfen, auch schon auf, trat ein nur um wie erstarrt stehen zu bleiben als ich etwas sah, mit dem ich niemals gerechnet hatte. Entgeistert klappte mir der Mund auf und ich taumelte leicht zurück als ich den Joker sah. Er trug nur eine Hose, so dass man einen umwerfenden Blick auf seinen Oberkörper haben konnte, doch das war nicht das, was mich so überraschte, es war die Tatsache, dass er ungeschminkt war.

In all der Zeit, in der ich ihn nun kannte, hatte ich ihn noch nie ungeschminkt gesehen. Natürlich war seine Schminke öfters verschmiert, teilweise weggegangen durch Wasser, Schweiß oder anderen Ursachen, doch noch nie hatte ich sein Gesicht makellos frei von aller Farbe gesehen mit der er sich sonst bemalte und ich war mir ziemlich sicher, dass in all der Zeit, wo er nun der Joker eben war, ihn auch niemals jemand so gesehen hatte, abgesehen vielleicht von der Zeit im Arkham, doch ich hatte Geschichten gehört, dass er sogar da an Schminke herangekommen war, und doch sah ich ihn nun auf diese Art, so offenbart, so unbedeckt und ich war mir nicht sicher, wie ich reagieren sollte, wie er reagieren würde.

„I-ich... ich, es t-tut mir leid", stammelte ich völlig überfordert, sah mit geweiteten Augen zu dem Mann meiner Träume, der den laufenden Wasserhahn zudrehte, sich zu mir drehte. Mit geweiteten Augen musterte ich, ohne es verhindern zu können, sein Gesicht, wo nach wie vor vereinzelt Tattoos zu sehen waren, man einige Narben nun deutlich erkannte, die sonst recht gut abgedeckt waren. Es war seltsam seine normale Hautfarbe zu sehen, seine Augen zu sehen, ohne dunkle Farbe um herum, seine Lippen ohne den künstlichen roten Farbton zu sehen. Er war in meinen Augen immer perfekt, doch ihn so natürlich in gewisser Weise zu sehen hatte etwas Neues, magisches, anziehendes an sich.

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