Schwach

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Kapitel 5/Weak

Meistens belehrt erst der Verlust uns über den Wert der Dinge.

Über Dinge die uns nie so richtig wichtig waren.

Dinge die wir nie zu schätzen wussten.

Eine dieser Dinge sind Freunde und Familie, die wir mit der Zeit vernachlässigen, weil man denkt, dass man die verlorene Zeit mit ihnen irgendwann einmal nachholen kann.

Doch wenn diese Dinge aufeinmal nicht mehr vorhanden sind, weiß man erst den Wert der Dinge zu schätzen und bereut es ein Leben lang, sie nicht richtig behandelt zu haben.

Hatte auch sie diesen Fehler begangen? War ihr deshalb so schlimme Dinge wiederfahren worden? Sicherlich nicht.

Sie war schon immer diejenige, die jedes mal ignoriert und vernachlässigt wurde - von ihrer Familie, falls sie überhaupt eine besaß.

Noch nie hatte sie einem Menschen Leid hinzugefügt, denn sie selber hatte erlebt wie schrecklich es war gedemütigt, ignoriert oder geschlagen zu werden.

Keine Kindheit gehabt zu haben geschweige denn irgendwelche Freunde die sie unterstützten.

Noch nie hatte sie jemanden ihr Herz ausgeschüttet, ihnen ihr Leid und Schmerz mitteilen zu können, dass sie all die Jahre mit sich trug.

Stadtdessen lernte sie es mit ihren Gefühlen umzugehn, sie einfach zu ignorieren und alles in sich hineinzufressen.

So groß ihre Frustration auch groß sein mag, ihre Trauer und der Drang sich bei einer Freundin auszuheulen, die sie nie haben würde, ihre Angst jemand Neuem ihre Zuneigung und Vertrauen

zu schenken,in ihr Herz einzuschließen, ließ sie zurückschrecken. Sie Angst hatte dass ihr dieser Schmerz und diese bittere Trauer wieder ihren Alltag einnahmen und ihr keine Ruhe ließen.

Deshalb blieb sie lieber allein, anstatt diese Entäuschung erneut zum Spüren zu bekommen.

Noch immer lag sie auf den Bett und ihr herzzereißendes Klagelaute wurden durch die Polster indem sie ihr Gesicht verbarg gedämpft, sodass sie kaum zu vernehmen waren.

Schon als kleines Kind hatte sie gelernt, dass sich hinter dem Schlechten etwas Gutes verbirgt. Dass wie hart auch das Leben sein mag, man die Situation, egal wie verzweifelt es sein mag,

aus einem anderen

Blickwinkel sehen sollte. Aber konnte dass ihr Schicksal sein? Mit sie einem reichen Jungen verheiratet zu werden der sie hasste, und von dem sie wusste, dass er sie nie glücklich machen

könnte?

War der einzige Lichtblick etwa, dass ihre Kinder ein besseres Leben führen konnten? Sie hörte auf zu denken und richtete sich wieder auf. War sie etwa so leicht runterzukriegen?

Sicher nicht!

Mit ihren beiden Handrücken wischte sie sich über das mittlerweile von Tränen überströmtes Gesicht und sah auf die Uhr.

Es fehlte nur noch eine Stunde bis zum Abendessen und sie wollte sich einigermaßen sauber machen. Ihr blieb so oder so keine andere Wahl.

Mit der Hilfe von den Dienstmädchen widmete sie sich ihren langen Haaren.

Jede einzelne Strähne wurde nach hinten geflochten und am Ende sah es einfach nur unbeschreiblich schön aus.

Asya war schon dabei eines ihrer abgewetzten Kleider aus dem Koffer zu packen als sie eine der Dienstmädchen zog sie zurück.

AsyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt