Ungebetener Gast

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Kapitel 18/Ungebetener Gast

Es war schon früh am Morgen und Asya, die eine schreckliche Nacht durchleiden musste hatte in der Nacht kaum ein Auge zudrücken können.
Sie hatte sehr lange gebraucht um das Geschehene zu verarbeiten und unterdrückte das Gefühl, dass sie das Falsche getan hatte.
"Steh auf du Nichtsnutz!", rief ihre Großmutter, schritt quer durch das Zimmer und schob die dichten Vorhänge zur Seite, sodass der Raum von Licht überflutet wurde.
"Hab ich mich nicht klar genug ausgedrückt?", schrie sie und stierte böse auf sie herab, als sei sie ein Stück Müll, dass auf der Straße unbeacht weggeworfen wurde und sie selber es aufgeklaubt hatte.
Asya murmelte unverständliche Wörter vor sich hin, wälzte sich in die dunklere Seite des Bettes und drückte ihr Kissen gegen ihr Ohr.
Als ihre Großmutter merkte, dass sie nicht aufstehen würde, eilte sie zu ihrem Bett und zog sie an ihren Haaren hoch.
Asya blinzelte mehrere Male gegen das grelle Licht, ehe sie ihre Augen vollständig öffnete und verschlafen ihre Großmutter musterte.
"Als ob es nicht genügen würde, dass ich so ein Nichtsnutz wie dich hier unter die Fittiche nehmen muss, willst du auch noch nicht arbeiten!", zischte sie und Asya hatte das Gefühl, dass sie ihr in diesem Moment sämtliche Haare, die sie besaß, ausriss.
Sie zerrte sie an den Haaren aus den Bett und trat ihr in den Bauch. "In fünf Minuten hast du dich fertig angezogen, dann gehst du die Pfade säubern. Überall liegen diese Blätter. Wenn du das auch erledigt hast, dann hol Wasser aus den Brunnen und füttere die Hühner.
Es hat sich lange nicht mehr jemand um sie gekümmert!", sie betonte jede Silbe des Wortes während sie sprach, fast so als wolle sie einem Kleinkind das Sprechen beibringen.
Asya nickte nur und unterdrückte den Drang ihre Großmutter anzuschreien.
"Gut, hoffens wir!", meinte sie und ging nach draußen, wobei sie die Zimmertür fest hinter sich her knallte.
Staub rieselte von der Decke und kitzelte auf ihrer Nase, bis sie oftmals niesen musste.
Sie bückte sich nach unten und spähte unter dem Bett, dabei gleichzeitig hielt sie Ausschau nach einem alten Koffer.
Als sie ihn erblickte, zog sie ihn heraus und legte es auf das Bett. Sie machte den Reißverschluss auf und als sie reinblickte wurde sie wütend.
Hatte sie ihm nicht ausdrücklich gesagt, er solle ihr nichts dazulegen? Doch anscheinend hatte Davut Asya bei diesen Worten nicht zugehört, denn ihr Koffer war prall gefüllt mit bequemen Kleidungen, Nachthemde, Socken, Stiefeln und ein paar Sachen die sie benötigte.
Doch etwas quadradförmiges stach ihr sofort ins Auge und Asya wusste im ersten Moment mit den eingepackten Geschenk nichts anzufangen. Sie überlegte eine Weile, dann riss sie das blaue Geschenkpapier ab und zu ihrem Erstaunen erblickte sie ein Buch.
Aber ein roter Umschlag, dass aus den Seiten hervorlugte, richtete den Großteil ihrer Aufmerksamkeit an sich. Asya zog es heraus und sah es eine Weile stumm an, bevor sie es vorsichtig aufmachte - der Umschlag war nicht zugeklebt. Sie nahm ein weißes Blatt Papier raus, entfaltete es und strich es glatt.
Die geschwungene Schrift konnte nur von Davut stammen und mit klopfenden Herzen begann sie zu lesen:
"Ich weiß du hast mich angeschrien und mir eindeutig die Anweisung erteilt, dir keine Sachen hinzulegen, doch ich konnte nicht anders.
Ich wusste, dass du diese Sachen brauchen würdest und mein Vater hatte mir zugestimmt. Du hast mir damals erzählt, dass du sehr selten Bücher liest, gerne aber ein neues lesen würdest.
Also dachte ich mir, dass dir dieses Buch gefallen würde. Obwohl ich bin mir nicht sicher ob es deinen Geschmack entspricht. Aber trotzallem war ich erpicht darauf dir etwas zu geben, dass dich von deinen Leid ein wenig ablenken wird.
Ich habe Leyla erzählt, dass du im Urlaub bist da du ein wenig Zeit für dich brauchst und deshalb sie nicht mehr besuchen kommst-" Asya hörte an dieser Stelle auf zu lesen und die Gewissensbisse nagten an ihr herum. Sie hatte Leyla vollkommen ahnungslos zurückgelassen, auch Davut's Mutter wusste sicherlich nichts von alldem.
"-Wenn du irgendetwas brauchst-ich habe dir unten eine Visitenkarte beigelegt. Wenn du etwas brauchst, dann ruf mich an und ich werde es zu dir verschicken lassen.
Davut." Asya starrte das Papier in ihrer Hand unentwegt an und wippte unsicher nach vorn. Das beklemmende Gefühl jemanden im Stich gelassen zu haben, brachte sie womöglich noch um und sie schüttelte ausgiebig ihren Kopf um ihr einen klaren Kopf zu verschaffen.
Sie roch an den roten Umschlag und hätte schwören können, dass er absichtlich den Umschlag mit Parfum besprüht hatte.
Es klopfte an der Tür und ihre Gedanken verschwanden schlagartig.
"Ist schon gut, ich bin fast fertig!", zwang sie sich in einen angemessenen Ton und zog ein bequemes Kleid und ein Anorak aus dem Koffer, die sie hastig anzog.
Anschließend holte sie bequeme Stiefel und eine dicke Strumpfhose hinaus, die sie ebenfalls in größter Eile hinüberstriff.
Sie war gerade dabei ihren Zopf zusammenzubinden, als ihre Großmutter die Tür aufriss und sie unhöflich betrachtete.
"Wirds bald?", knurrte sie. Asya nickte still und mied jeglichen Augenkontakt.
Die Großmutter reichte ihr den Besen hin und fauchte sie an:"Ich hoffe du weißt was du zu tun hast?" Asya nickte abermals und flüchtete nach draußen um der Gemeinheit ihrer Großmutter zu entfliehen.

AsyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt