Schönheit

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Kapitel 29/ Beauty

Als Asya am nächsten Morgen ihre schweren Augenlider öffnete, kämpfte sie gegen die starke Benommenheit, die sie plötzlich überkam und versuchte den dumpfen Schmerz an ihrer rechten Schläfe zu ignorieren. Was war geschehen? Als sie ihren Blick unschlüssig über den fremden Raum wandern ließ, verharrte ihr Blick auf die geblümte Tapete und sie starrte erstaunt darauf, durchforstete panisch ihr Gehirn nach einer Erinnerung, wie sie hier her kam. Als sich plötzlich ein schwerer Arm um ihre Hüften legte und zu sich zog, erstarrte sie; ihr Herz pumpte schmerzhaft gegen ihre Brust. Sie kniff die Augen zusammen, zwickte sich am Bauch, ehe sie sie wieder aufriss und immer noch auf den schlafenden Davut blickte; ungläubig, als würde sie immer noch nicht fassen, dass sie neben ihm schlief.

Und ohne jegliche Vorwarnung fielen alle Geschehnisse der letzten Nacht über sie her; als ihr wieder bewusst wurde, wie nahe sie und Davut sich am Vortag gewesen waren, stieg eine glühende Hitze in ihr auf, wärmte ihre Wangen und machte somit die ganze Situation noch unangenehmer, als sie vor ein paar Minuten gewesen war. Ihr habt euch geküsst,. Und ihm war es gleichgültig gewesen, dachte sie erbittert und hätte schwören können, dass sie den Druck seiner sanften Lippen immer noch auf ihren spüren konnte. Die zärtlichen Bewegungen, die seine Hände vollführten, als er ihr Haar vorsichtig hinter ihren Ohren strich. In diesem Moment hasste sie sich selbst dafür, dass sie auf dieser Art und Weise an ihn dachte. Vor allem, nachdem er sie abgeblockt und anschließend kein einziges Wort mit ihr gewechselt hatte.

Die Tatsache, dass ihre Gefühle von ihm unerwidert blieben, die Liebe einseitig war und nur auf sie beruhte, versetzte ihr einen Stich in der Brust. Doch als sie wieder auf sein ruhiges Gesicht sah, konnte sie einfach nicht anders, als ihn zu lieben; seine Nase, die er im Schlaf kraus zog; seinen Schmollmund, den er beim Schlafen aufsetzte und der friedliche Ausdruck, der sich über sein Gesicht legte, sobald er schlummerte. Sie liebte den Davut, der sie immer wieder mit seinen unerwarteten Handlungen überrumpelte. Den Davut, der sie entführte, weil ihm einfach danach war; es waren seine undurchdachten Pläne, die ihn ausmachten. Seine Unbeholfenheit, wenn er nicht mehr weiterwusste. Sie streckte die Hand aus, berührte seine rauen Stoppeln, die seine Wangen überzogen und ihn dieses reifes Aussehen verliehen, doch insgeheim wusste sie, das er kaum ein paar Jahre älter als sie sein dürfte. Asya seufzte und zog die Decke bis zu seinem Kinn hinauf, da er kaum vernehmlich zitterte und sie keine Lust hatte, dass er sich eine Erkältung einfing.

Behutsam setzte sie einen Bein vor dem anderen, schlug die Decke achtlos zur Seite und stieg vom Bett, wobei die Federn leise ächzten. Einen letzten Blick auf Davut werfend, nahm sie seine Jacke, die neben der Tür am Boden lag und schlüpfte schnell in sie hinein, da sie immer noch dünn bekleidet war. Ihre Ballerinas streifte sie sich hastig über die Füße, und ließ ihre Augen noch ein allerletztes Mal durch das Zimmer wandern. Sie wusste, dass es dämlich von ihr war einfach abzuhauen, doch sie wollte ihm nicht in die Augen blicken, sobald er aufgewacht war. Sie wollte nicht, dass er den Schmerz in ihren Augen ablas; Asya hatte nicht vor ihn wissen zu lassen, dass er sie mit seinem Verhalten verletzt hatte und was sie für ihn hegte.

„Asya?", murmelte eine raue Stimme, die noch schwer vom Schlaf war, doch Asya wusste genau, das Davut gleich aufwachen würde.

Hastig riss sie die Tür auf, schlitterte durch den Flurboden und fing noch rechtzeitig den Sturz mit ihren Händen ab. Fluchend richtete sie sich wieder auf und schritt den Gang entlang, das noch im Halbdunkeln lag und einen unheimlichen Eindruck auf sie hinterließ. Ihre Absätze klackten auf den Marmorboden, als sie die Wendeltreppe hinabstieg und an der Rezeption vorbeilief, wo die zersetzte, kleine Frau am Schalter eingenickt war und ihren Kopf auf ihrem Arm eingebettet hatte. Die langen Schatten, die ihre Gestalt gegen die Wände warf, jagten ihr Angst ein, weshalb sie sofort die Flucht ergriff und das Hotel eilend verließ.

AsyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt