Die Entscheidung

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Kapitel 16/ Die Entscheidung

Das Leben ist geprägt von vielen Augenblicken, gute sowie schlechte. Von Entscheidungen die einen nur fertigmachen und einen auf der Suche nach dem Glück hindern.
Entscheidungen die einen beeinträchtigen können. Entscheidungen, die einen Menschen in die Irre führen.
Die meisten dieser Entscheidungen sind unbedacht und man bereut es später diesen Weg eingeschlagen zu haben.

Sie schreckte hoch und richtete sich keuchend auf.
Ihre Haare, sowie ihre komplette Kleidung klebte an ihrem Körper und sie versuchte verzweifelt herauszufinden, was eigendlich der Grund ihres Aufweckens war.
War es ihr Traum oder das Unwetter, das dort draußen herrschte?
Ein gewaltiger Blitz überflutete den gesamten Raum mit hellem Licht, und Asya zog zitternd die Decke enger an sich.
Einen Moment lang lauschte sie dem Toben, dass das Gewitter verursachte und betrachtete die schweren Regentropfen die gegen der gläsernen Terassentür prasselten.
Dann legte sie behutsam die Decke zur Seite und setzte einen Fuß nach dem anderen auf dem Boden, wobei sie versuchte keinen einzigen Mucks zu machen.

'Klock'

Asya' s Blick glitt zu der Terassentür, aus welcher Richtung das Geräusch gekommen war und sie konnte noch einen Blick auf eine dunkle Gestalt erhaschen, die so schnell verschwand wie sie gekommen war.
Die Pank kroch in ihr hoch und ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen. Was war das? Hatte sie sich die Gestalt eben nur eingebildet?

Verängstigt presste sie das Polster an ihrer Brust und tapste zurück in das Schlafzimmer, wo Davut schlief.
"Davut?", flüsterte sie heiser.
Keine Antwort.
Mit wackeligen Schritten steuerte sie auf das Bett zu und setzte sich an den Rand.
"Davut!", wisperte sie erneut ängstlich und piekste ihn mehrmals mit ihrem Finger auf der Stirn um ihn aufzuwecken.
"Hmm!", brummte er wütend im Halbschlaf und hielt ihren Zeigefinger fest.
Seine Augenlider flatterten, ehe er sie vollständig öffnete und sein Blick auf Asya' s dunkle Gestalt fiel.
"Was ist?", fragte er schlaftrunken und richtete sich auf.
"Davut ich habe Angst!", säuselte sie und umklammerte ihren Polster fester.
"Wovor?" Seine Stimme klang vergnügt bei der Vorstellung, dass Asya vor etwas kleinem Angst hatte.
In dem Moment grollte erneut ein Donner über den grauen Himmel und ein Schwall schwerer Regentropfen peitschte gegen das Fenster.
Ein Blitz zuckte über den Himmel, und erleuchtete das im halbdunkel liegende Zimmer.
Asya schrie auf und warf sich auf Davut.
"Wir werden sterben!", rief sie, wobei sie ihre Augen fest zusammenkniff.
Davut lachte leise vor sich hin und seine Augen fixierten sich auf die zierliche Person, die zitternd auf seiner Brust lag.
"Sag mir nicht, dass du Angst vor Gewitter hast?" Asya zögerte. "Eigendlich nicht, aber so einen schlimmen hab ich nie erlebt."

Stille. Der Regen ging in einem leichten Nieseln über und der Donner wurde immer leiser.
Schwache Blitze zuckten über den Himmel, erstarben aber sogleich.
Asya hob vorsichtig ihren Kopf und spähte aus dem Fenster. Als sie bemerkte, dass die Gefahr vorrüber war, wollte sie wieder aufstehen, aber Davut zog sie wieder runter.
"Bleib liegen!", hauchte er und ein mildes Prickeln breitete sich in ihrem Körper aus.
Einen Moment lang blieben beide reglos da, niemand sprach. Worte waren in diesem Moment überflüssig.
Asya kämpfte gegen ihren Verstand an. Sie durfte nicht in seinen Armen liegen.
War er nicht der Junge, der sie heute als 'nutzlos' bezeichnet hatte? War es nicht der Junge, den sie am meisten verachtete und hasste?
Ihre Wut verknüpfte sich mit den Geschehnissen, des heutigen Tages und ihr Zorn schwoll an.
"Davut?", krächzte Asya.
"Mhm?", machte er.
"Lass mich los!", befahl sie ihn und zerrte an seinen Händen, die an ihrer Hüfte ruhten.
Instiktiv schlang er seine Arme um ihr und lächelte sie warm an.
"Davut!", rief sie jetzt wütend und funkelte ihn finster an.
Als er sich nicht regte, biss sie ihn in den Arm und warf ihn Beleidigungen zu.
"Asya, benimm dich nicht wie ein kleines Kind!", rief er nun wütend und drückte sie fester an sich.
"Ach jetzt bin ich wieder diejenige, die sich kindisch benimmt, hab ich Recht?", japste sie und schnappte aufgebracht nach Luft.
"Ich bin ja diejenige, die das Vertrauen anderer missbraucht und sie dann außer Gefecht setzt. Ich bin ja diejenige, die den anderen als wertlos einschätzt und ihr immer wieder vorwirft nutzlos zu sein. Hab ich Recht, Davut?"
Tränen glitzerten an ihrer Wange, die sie schnell versuchte mit ihren Handrücken zu trocknen, ehe es Davut wahrnehmen kann.
Davut öffnete seinen Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder als er bemerkte, dass es keinen Zweck hatte zu antworten.

AsyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt