Unvergesslich

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Kapitel 8/ Unvergesslich
Etliche Tage verstrichen und jeder einzelne verlief abwechslungsreich und schön. Asya erinnerte sich kaum je so viel Spaß gehabt zu haben wie innerhalb dieser Zeit mit Leyla. Jeden Tag saßen sie miteinander in ihr Zimmer oder gingen in den Garten um dort zu spielen.

Asya bürstete Leyla' s Haare und war gerade dabei ihr ein wunderbaren Zopf zu flechten, als es an der Tür klopfte.
"Warte ich mach das schon, Abla", rief Leyla in ihrer zuckersüßen Stimme und hoppelte zu der Tür. Sie öffnete sie einen Spalt und spähte vorsichtig heraus, ehe sie die Tür vollkommend öffnete.
"Davut?" Ihre großen, ovalförmigen Augen weiteten sich und sie sah ihren größeren Bruder verwundert an."Ähm...", einen Moment wusste er nicht was er genau sagen sollte und kratzte sich verlegen am Nacken. "Ich hätte mir gedacht ob wir nicht zusammen etwas unternehmen möchten."Während er sprach schweifte sein Blick durch das Zimmer, bis sie auf Asya hafteten. Leyla sah Asya fragend an, doch diese zuckte mit den Schultern und schob die untere Lippe hervor, um ihr weiszumachen, dass sie selber nicht wusste was sie von diesem Angebot halten sollte."Wohin wärst du eigentlich gern hingegangen?", fragte sie ihn neugierig und spielte mit den Zipfel ihres Kleides."Ins Freizeitpark. Ich dachte da unsere Eltern nicht da sind und meine Arbeit erst wieder nach einer Woche anfängt, könnten wir uns einen schönen Tag machen", antwortete er und sah die Beiden Mädchen erwartungsvoll an. "Ja, ich liebe den Freizeitpark.", gab Leyla zu bekennen und lächelte breit, wobei sie ihre kleinen Zähne entblößte.
"Gut, dann zieh dich an, ich warte unten auf dich.", warf er hastig ein und wollte schon das Zimmer verlassen als sie ihn aufhielt."Darf Asya auch mitkommen?" Davut sah sie einen Moment lang genervt an doch nickte anschließend. "Zieht euch schnell um, dann können wir losfahren." Asya die ihn beim Verlassen von hinten an betrachtete, fragte sich was bloß sein Problem war. Dauernd hatte er irgendwelche Stimmungsschwankungen, die sie in den Wahnsinn trieben. Ziemlich genervt von der Situation in der sie sich wieder befand stand sie auf und half Leyla beim Anziehen. Anschließend nahm sie ihre langen, welligen Haare in die Hand und flechtete sie zu einem langen Zopf.

Dann ging sie in ihr Zimmer und riss wütend ihren Kleiderschrank auf. Sie holte irgendeine von diesen Jeans heraus und versuchte sie mit einer schönen Bluse zu komponieren, was ihr allerdings schwer fiel, weil sie nicht genau wusste was die Leute hier trugen. Schließlich band sie ihre lockigen Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und trug etwas Parfum auf. Gerade war sie dabei in ihre Ballerinas zu schlüpfen als eine wutentbrannte Stimme von nebenan ertönte. "Jetzt mach schon!", rief Davut. "Ich komme ja schon!", schrie sie genervt zurück und verließ das Zimmer.
Davut und Leyla warteten unten an der Treppe. Sie sahen ungeduldig aus und Davut schnaubte verächtlich, als Asya in seinem Blickwinkel erschien. Diese ergriff die Hand Leyla und zog sie zu der Tür, die Davut nach kurzem Zögern, für die Beiden Mädchen öffnete.

Das Wetter war mild und angenehm. Weder zu kalt noch zu heiß. Der Wind gleichte einer Frühlingsbrise und blies ihr sanft die Haare nach hinten. Gänsehaut breitete sich in ihrem Arm aus und die Sonnenstrahlen die ihr ins Gesicht fielen, boten ihr eine noch schönere Atmosphäre. Der Duft den die Rosen vom Garten her ausströmten war zart und betörend, die Vögel zwitscherten aus tiefster Kehle und erfüllten die Luft mit heiseren, liebevolle Klänge der Natur.
Davut trat an seinem Auto und öffnete die Türen.
Leyla saß sich auf die Kinderstuhl und Davut schnallte sie sorgfältig an , wobei seine Augen sie warmherzig betrachteten. Einen Moment lang spürte er eine tiefe Zuneigung gegenüber Asya. Dieses Mädchen, dass wie aus dem Nichts in sein Leben aufgetaucht war. Das Mädchen, dass aus einer mürrischen kleinen Schwester einen fröhlichen Menschen machte, und er war sich nun endgültig sicher, dass nur ein Mensch mit gutem Herzen, so etwas zustande bringen konnte. Er betrachtete sie einen Moment lang wie sie sich anschnallte und Leyla ein volles Lächeln schenkte. Aber dann sammelte er sich wieder und setzte seine alltägliche missgelaunte Maske auf. Die Fassade die niemals jemand durchbrechen konnte und niemals jemand wird.
Nicht einmal Asya.

Der Motor wurde eingeschaltet und sie fuhren durch unzählige Straßen, Geschäfte und Ampeln vorbei. Asya blickte neugierig durch das Fenster und war erstaunt über den Anblick der ihr derzeit anbot.
"So sieht also eine Stadt aus?",fragte sie leise und erspähte die verschiedensten Gebäude und zugleich die Merkwürdigsten, die sie jemals im Leben gesehen hatte. "Ja!", antwortete Davut barsch und beendete somit das Thema. Unangenehme Stille folgte und Asya lehnte sich an der Fensterscheibe und erinnerte sich an dem Tag an dem sie ihre Heimat verlassen hatte, somit auch das Vertraute. Sie betrachtete Davut während er das Fahrzeug lenkte und konnte kaum die Augen von ihm abwenden. Seine grauen Augen waren auf die Straße fixiert und seine großen Hände umschlossen, das Lenkrad. Sein Kiefer war angespannt und er hatte dir Stirn gerunzelt. Sie stellte sich vor, wie es wohl sein würde, wenn er sich nicht so schlimm benahm. Aber dennoch wusste sie tief im Innern, dass er sie nie glücklich machen würde. Und auch das ihr keine schöne Zukunft bevorstand. Sie wandte ihre Augen von ihm ab und widmete ihren Blicken den Autos die an sie vorbeifuhren und die Menschenmassen aus den Gebäuden raus oder rein gingen.
„Was ist eigentlich ein Freizeitpark?", fragte sie neugierig.
„Wirst du jetzt sehen", antwortete er knapp und parkte das Auto. Davut stieg aus und half Leyla hinaus. Asya stieg von selber aus und betrachtete die Beiden mit einem kleinen Lächeln. Davut hatte die kleine Hand von Leyla mit seiner umfasst und lächelte sie an, wobei er seine strahlend weißen Zähne zum Vorschein brachte. Als er sie dann ansah blickte sie woanders hin und senkte ihren Kopf. Als sie eine kleine ausgestreckte Hand vor ihren Gesicht wahrnahm sah sie wieder auf. Leyla hatte ihren Arm ausgestreckt und wartete sehnsüchtig darauf das Asya's Hand die ihre umschlossen. Asya sah zu Davut der nicht genau zu wissen wusste, was er davon halten sollte. Sie lächelte Leyla an und kurze Zeit darauf verschränkte sie die Finger in ihre.
Leyla stand jetzt zwischen den Beiden jungen Erwachsenen und sah lachend zu ihnen herauf.
„Jetzt sind wir eine Familie!", kicherte das junge Mädchen und Asya errötete.
Aber auch als Leyla das sagte ließ Davut ihre Hand nicht los und lächelte dann auch. Und so betraten die drei den Freizeitpark, lächeln, Hand in Hand geradewegs in einen wundervollen Tag, dass wahrscheinlich allen drei in das Gedächnis eingeprägt werden würde.
(...)
Sie hatten sich einen wunderschönen Tag gemacht und Asya hatte so viel Spaß wie seit langem nicht mehr gehabt. Davut hatte ihnen Zuckerwatte gekauft und sie aßen das süße Zeug während sie am Rand des Brunnens saßen und die drängelnde Menge beobachteten. Die klebrige Masse hatte sich manchmal in Asya' s Haar verfangen, sodass Davut sie immer wieder herausgezogen hatte. Als er nicht mehr zusehen konnte wie verzweifelt sie sich, tat fütterte er sie damit. Asya schüttelte am Anfang den Kopf, doch nach und nach ließ sie es zu. Manchmal betrachtete er sie von der Seite und falls es Asya bemerkt haben sollte, verlor sie jedenfalls kein Wort darüber. Als ein Mann mit einer Hand voll Ballons vorbeikam stand Davut auf und verschwand zwischen der Menschenmenge. Gleich darauf erschien er wieder und hielt zwei wunderschöne Ballons in der Hand. Eines reichte er Leyla hin, die sofort aufsprang und ihn umarmte. Als er Asya eins hinhielt wusste sie nicht was sie machen sollte. Als keine Reaktion von ihr kam nahm er ihre Hand und band ihr die Schnur über das Handgelenk. Dann lächelte er sie an und saß sich neben ihnen am Rand des Brunnen.
Der Tag neigte sich dem Ende zu und Davut, Asya und Leyla schleppten sich erschöpft zum Auto. Asya' s Füße taten weh und sie zog sich die Schuhe aus und lief den Weg bis zum Parkplatz barfuß. Eine Welle der Erleichterung überkam sie als sie sich endlich am Sitzplatz vom Auto von Davut niederlassen konnte.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern bis sie am Eingang des Hauses reinfuhren. Kurze Zeit später als sie in ihr Zimmer war, warf sie sich auf das Bett und ihre Augenlider fielen zu .
.........

AsyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt