Unmöglich

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Kapitel 13/ Impossible

Sie glaubte zu wissen, was Einsamkeit ist,
Sie glaubte zu wissen, was Leere ist,
Sie glaubte, den Schmerz zu kennen - doch ihr Schicksal hat ihr gezeigt, dass sie von all dem. keine Ahnung hatte.

Die Sonnenstrahlen kitzelten sanft auf ihrer Haut und Asya blinzelte mehrmals, ehe sie ihre Augen vollständig öffnete.
Ihr Kopf brummte und sie rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht, ihre Schläfe.
Benommen ließ sie ihren Blick um den Raum umherwandern und ihr fiel wieder die Hochzeit ein.
Traurig schüttelte sie den Kopf, wobei ihre Locken hin und her tänzelten und versuchte sich wieder aufzurichten, doch eine schwere Hand, die auf ihrer Hüfte ruhte ließ sie wieder zurücksinken,
Asya' s Blick fiel auf Davut, der sie von hinten umarmt hatte und sie ließ einen spitzen, erschrockenen Schrei aus.
Zappelnd befreite sie sich aus seinen Griff und auch Davut wurde von den Lärm allmählich wach.
Müde rieb er sich die Augen und richtete sich etwas verschlafen auf, seine Haare standen widerspenstig vom Kopf und er murmelte unverständliche Wörter vor sich hin.
"Was ist passiert?", fragte er sie und sah sich verwundert im Zimmer um.
Asya errötete als sie bemerkte, dass er immer noch kein Oberteil trug und widmete sich dem Boden zu, der plötzlich immer interessanter zu werden schien.
"N-nichts!", stammelte sie verzweifelt und versuchte ihn wütend anzufunkeln, was ihr jedoch nicht gelang, weil ihr Kopf nach wie vor rot angelaufen war.
Schnell lief sie zum Kleiderschrank und nahm sich einige Kleidungsstücke von Davut, ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
Dann eilte sie zum Badezimmer, schloss die Tür hinter sich ab und lehnte sich gegen das Waschbecken.
Sie erblickte ihr eigenes Spiegelbild und schreckte erschrocken zurück.
Tiefe Augenringe umrandeten ihre matten Augen und sie verzog ihr Gesicht.
Ihre Haare waren zersaust und man konnte an den angequollenen Augen erkennen, dass sie die ganze Nacht durch geweint hatte.
Asya schöpfte mit ihrer Hand das sprudelnde Wasser und wusch ihr Gesicht gründlich ab.
Dann zog sie sich um und band ihre Haare zusammen, weil ihre Strähnen ihr ständig ins Gesicht fielen.
Mit zitternden Beinen begab sie sich zur Küche, wo Davut auf den Esstisch schon Platz genommen hatte.
Eine Haushälterin, zirka im Alter von siebzehn Jahren richtete das Besteck her und da Asya nicht vorhatte sich alleine neben Davut zu setzten, half sie ihr und nahm ihr einiges an Arbeiten ab.
Als nichts mehr zu helfen war, nahm vor Davut Platz, da sie sich nicht neben ihn setzen wollte und sah zu wie das junge Mädchen ihren Teller befüllte.
Auch diese verschwand daraufhin aus der Küche und Asya betrachtete ihr Essen und ignorierte die Blicke Davut's die derzeit auf sie ruhten.
"Ich muss ab heute in die Arbeit", verkündete er gleichmütig und biss in sein Brot.
Asya nickte und stocherte lustlos an ihrem Teller herum, so köstlich das Essen auch aussehen mochte, der Hunger blieb aus.
"Du isst ja nichts", bemerkte Davut und sein Blick fiel auf ihr Essen, welches sie bis jetzt nicht angerührt hatte.
"Ich hab kein Hunger", entgegnete sie knapp, schob ihren Sessel nach hinten und stand auf.
"Wohin?", Davut sah sie verwundert an.
"Ins Zimmer", war ihre knappe Antwort, doch Davut ließ sich nicht beirren und stand ebenfalls auf.
"Du gehst jetzt nirgenswo hin!", rief er wütend und zog sie am Handgelenk zu sich.
Asya zitterte und versuchte ihre Angst gegenüber ihn zu unterdrücken. Nicht selten war er ihr gegenüber handgreiflich gewesen.
"Lass mich los!", flüsterte sie gereizt und versuchte vergebens ihre Hand zu befreien.
"Nein!", rief er und zog sie näher an sich. "Was ist los mit dir? Seit Tagen isst du nichts, und wenn das so weitergeht bleibt bei dir nur noch Haut und Knochen übrig!"
Asya atmete tief durch und versuchte ihn von sich wegzudrücken, was ihr mit der einen Hand nicht gerade leicht fiel.
"Mir gehts gut!", antwortete sie mit ihrer alltäglichen Ausrede um ihren Schmerz vor anderen Leuten zu verbergen.
"Nein Asya es reicht mir jetzt! Du kannst jemanden anderen anlügen aber nicht mich! Du verbirgst etwas vor mir und ich merke es. Was ist der Grund, weshalb du jeden Tag weinst? Denkst du ich merk es nicht?
Hör auf zu behaupten, dass es dir gut ginge und antworte auf meine Frage, ich werde versuchen dir zu helfen", sprach er gleichgültig und sah sie eindringlich an. Man sah ihn an, dass es ihm nicht interessierte. Man konnte es ihm ansehen, dass er all dies nur seiner Mutter zuliebe tat.
"Sei einfach still!", rief sie mit erstickter Stimme und riss sich von ihm weg.
"Asya benimm dich nicht wie ein kleines Kind!", rief er wütend und kam ihr dabei gefährlich nahe.
"Tu ich nicht!", entgegnete sie trotzig und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust.
Doch schon im nächsten Moment fiel sein Blick auf die Armbanduhr, die er in der rechten Hand trug und er riss entsetzt den Mund auf.
"Wir werden später noch darüber reden!", versicherte er ihr und warf sich eilig seine Jacke über.
Schon im nächsten Moment fiel die Haustür zu und Asya atmete erleichtert aus.
Sie ging in 'ihren' Zimmer, ließ sich erschöpft auf das Bett plumpsen und die Worte von Davut noch einmal in ihren Kopf durchgehen.
Was war der eigendliche Grund für all ihre Tränen? Ihre Vergangenheit? Ihre Heirat mit Davut? Den Verlust ihrer Eltern, mit ihren jungen Jahren? War sie über Hakan immer noch nicht hinweg?
Je mehr sie darüber nachdachte, desto verzweifelter wurde sie. Ihre Hand glitt zu der Kette , dass ihr ihre Mutter vermachte.
Sie löste es von ihrem Hals und klappte es auf, die jungen Gesichter ihrer Eltern blickten zu ihr herauf und Asya hatte das Gefühl, dass auch wenn sie nicht neben ihr waren, sie überall begleiteten wo sie hinging.
Mit einem schwachen Lächeln am Gesicht, ließ sie ihre Augenlider zufallen und schlief innerhalb kürzester Zeit ein.

Mit genervter Laune, riss Davut die Haustür auf und eine der Diener kam herbeigeeilt um ihn die Jacke abzunehmen, doch er lehnte mit einer Handbewegung dankbar ab.
Er zog seine Schuhe aus und ging mit großzügigen Schritten zu den Zimmer, wo er Asya im Bett auffand.
Ihre Hände klammerten sich an einer ovalförmigen Kette und sein Blick fiel auf die zwei Personen, die auf den schwarz/weiß Bildern abgebildet waren.
Das junge Mädchen war wunderschön und ähnelte Asya, oder war das Asya? Davut studierte es näher und konnte erkennen, dass die zweite Person ein Junge war.
Hatte sie deshalb geweint? Hatte sie sich in ihren Dorf in einen anderen Jungen verliebt und war deshalb traurig?
Davut betrachtete sie wie sie schlief und konnte sich selbst nicht erklären wieso er das tat.
Er streichelte ihre weiche Wange, die einen Hauch von rosa aufwies und Asya murmelte etwas vor sich hin und fuchtelte an der Stelle wo es sie gekitzelt hatte.
Davut lächelte und sah zu wie sie längsam ihre olivenförmigen Augen öffnete und ihn verschlafen ansah.
"Hmm?"
"Du hast mir noch so einiges zu erklären!", sagte Davut mit einen finsteren Blick und deutete mit seinen Zeigefinger auf das
Bild ihres Vaters, welches in der Kette angebracht worden war.

AsyaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt