Kapitel 23/ Hoffnung
»Du bist einfach nur verrückt«, meinte Davut kopfschüttelnd und zog Asya in das Haus. Pirna trat hinter ihnen her und beobachtete die beiden etwas verunsichert.
»Ist dir klar, was hätte passieren können, wenn wir dich nicht rechtzeitig gefunden hätten?«, rief er wütend und nahm ihr Gesicht zwischen seine rauen Händen. Ihre Lippen waren bläulich angelaufen und ihr ganzer Körper zitterte.
»Pinar, geh schnell nach oben und hol so viele Decken wie du kannst.« Pinar, die das Geschehen zurückhaltend mitverfolgt hatte, nickte und nutzte die Gelegenheit um der unangenehmen Situation zu entfliehen.
»Verdammt, du bis ja völlig kalt«, murmelte er nach einer Weile und tastete ihre kühle Stirn ab. Er nahm sie in die Arme und die Wärme die von ihm ausging, übertrug sich auch auf ihrem Körper. Seine Berührungen lösten etliche Stromschläge in ihr aus, aber diesmal entzog sie sich ihm nicht. In seinen Armen war es behaglich und warm; sie konnte förmlich spüren wie sein Herz gegen seine Brust hämmerte, seinen warmen Atem an ihrem Nacken, der sie erschaudern und auf ihrem ganzen Körper eine Gänsehaut entstehen ließ. Nach einer Weile ließ er von ihr ab und Asya spürte wie die Kälte allmählich zurückkehrte; eine bittere Enttäuschung kroch in ihr hoch und sie wünschte sich noch einen Moment länger in seinen Armen liegen zu dürfen. Davut verschwand im Nebenzimmer, wo er immer noch leise vor sich hin fluchte. Schlürfende Schritte kamen von der Treppe und Sekunden später kam Pinar - in den Händen mehrere Decken auf einmal - herunter. Sie balancierte geschickt die letzten Stufen herunter und legte die Decken zur Seite, darauf bedacht sie nicht fallen zu lassen. »Hier«, rief Davut kurze Zeit später und trat ins Wohnzimmer, wo sich Asya und Pinar auf das Sofa niedergelassen haben.
»Hier, zieh das an«, sagte er etwas schroff. Asya betrachtete den geblümten Schlafanzug nicht gerade erfreulich und zuckte mit ihren Schultern.
Sie war nicht fähig etwas zu sagen, deswegen nahm sie ihm die Kleidung widerstandslos aus seiner Hand und verschwand im Badezimmer, wobei Davut' s Blicke ihr bei jedem Schritt folgten. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, ließ sie sich auf den Boden sinken und atmete tief ein und aus. Was war bloß in ihr gefahren? Ihr Verhalten war unmöglich gewesen, kindlich, nahezu unmöglich. Asya raffte sich wieder hoch und ließ heißes Wasser in die Wanne ein. Sie befreite sich von ihrer Kleidung und ließ sich vorsichtig in das Becken nieder, genoss die wohltuende Wärme, die ihre kalten Glieder entspannen ließen. Sie zog den Duft des Badeschaums durch die Nase und lehnte sich gegen den Rand. In diesem Moment fühlte sie sich einfach nur pudelwohl. Da war es wieder: Dieses kribbelige Gefühl, wenn sie an Davut dachte. Dieser Schauder, wenn er sie berührte. Dieses Herzklopfen, wenn sie an seine grauen Augen dachte.
Ihre Hände waren schon verschrumpelt, als sie endlich aufstand und sich sorgfältig abtrocknete. Asya zog den Schlafanzug an und trocknete ihre Haare mit dem Handtuch. Sie bürstete sich sorgfältig, ehe sie ihre Haare wieder zusammenband.
»Ich bin fertig«, krächzte sie nach einer Weile und begab sich zum Wohnzimmer, wo Davut sie sorgfältig musterte. Ein leichtes Kribbeln kroch ihr beim Reden in die Nase und es fühlte sich beinahe so an, als würde jemand ihre Nase kitzeln. Sie nieste.
»Das kommt davon,wenn du in der Kälte wegläufst«, sagte Davut etwas wütend, doch ein Hauch von Besorgnis war in seiner Stimme auszumachen.
»Ich geh dann mal lieber«, flüsterte Pinar im Hintergrund und daraufhin war sie auch verschwunden.
»Komm«, sagte er liebevoll und klopfte auf den Platz neben sich. Asya zögerte eine Weile bevor sie sich neben ihm setzte. Anders als erwartet, nahm Davut die Decken, welche Pinar von oben geholt hatte, in die Hand und wickelte Asya damit ein. Kurze Zeit später war sie mit etlichen Decken eingemummt und konnte sich kaum noch bewegen.
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Asya
RomanceAsya ist ein junges Dorfmädchen, das schon in jungem Alter aufgrund den Tod ihrer Eltern, bei ihrer Großmutter auf einem Bauernhof lebt, das sie von der menschlichen Zivilisation fernhält. Ihr wird Schmerz und Leid zugefügt; der Verlust ihrer Eltern...