Kapitel 2 - Von Profis und Nachhilfe

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L O U I S

Aggressiv schleuderte ich meine Sporttasche in meinen Spind und knallte anschließend auch diesen schlecht gelaunt zu. Harry zuckte beide Male heftig zusammen, doch mir konnte es nicht mehr egal sein. Wenn ich dran dachte, meine nächsten Wochen mit ihm statt auf dem Feld zu verbringen, kam mir die Galle hoch. Und eine enorme Wut auf diesen schüchternen, meistens schweigenden Flauscheball.

Denn leider Gottes konnte ich meinen enormen Zorn nicht an ihm auslassen, da er mich bei jedem bösen Blick meinerseits dermaßen eingeschüchtert ansah, dass ich es einfach nicht übers Herz brachte, ihn blöd anzumachen. Also schwieg er meistens mit knallrot angelaufenem Gesicht und ich seufzte nur immer und immer wieder auf, da ich selbst keinen Plan hatte, wie ich jetzt mit ihm oder dem ganzen Prom-Bullshit umgehen sollte.

"Und du weißt also, was bei einem Prom wichtig ist?", fragte ich ihn zweifelnd, sobald wir die Turnhalle betraten, in der unser ach-so-toller Abschlussball stattfinden sollte. Ich legte den Kopf schief und ließ meinen Blick durch den Raum wandern. Wie sollte hier bitte ein glamouröser Tanzball stattfinden? Das war ja, als würde man das Balletttraining aufs Footballfeld verlegen.

Zu meiner Überraschung nickte Harry ganz wild und lief einige Schritte in die Halle hinein. "Oh ja", begann er zu schwärmen und scannte den Raum genau ab, lief ein wenig auf und ab und ich würde lügen, würde ich behaupten, mein Blick war nicht mal kurz zu seinem Po gewandert, der in einer engen Jeans steckte. "Ich habe schon so viele Filme darüber gesehen und meinem Opa schon häufig bei der Vorbereitung geholfen. Es ist einfach die Nacht der Nächte in einer Schullaufbahn, der Abend gehört nicht nur denen, die im Ranking an der Spitze stehen, die auf jeder Hot-List vorkommen, nein, an dem Abend dürfen sogar die Loser, die Nerds und die zukünftigen Nobelpreisträger glänzen und keiner wird in eine Schublade gesteckt. Es ist eine einzige Nacht, die sie sich alle teilen, in der alle gleich sind", schwärmte er und als er sich schließlich zu mir umdrehte, zog er automatisch beschämt den Kopf ein und sah verlegen weg.

"Wow", stammelte ich und wischte mir meine feucht gewordenen Hände kurz an meiner Hose ab, vergrub sie dann in meinen Hosentaschen. "Bist wohl ein kleiner Träumer, was?", zog ich ihn auf, denn als ich ihn da so mit ganz hitzigen Wangen und hochgezogenen Schulterblättern sah, musste ich einfach schmunzeln und ihn mit irgendwas veräppeln. Vielleicht war er doch nicht ganz so verkehrt, wie alle immer an der Schule behaupteten.

Harry sagte nichts mehr, weshalb ich schließlich beschloss, das Wort erneut zu ergreifen. "Also", legte ich motiviert los und rieb meine Handflächen aneinander, "womit fangen wir an? Du bist ja hier der Profi", neckte ich ihn und leckte mir kurz über die Lippen.

"Äh ja, genau", nickte Harry eilig, schien kurz mit sich zu ringen, aber dann wieder den Überblick zu erlangen, "wir müssen zuallererst mal ein Orga-Team zusammenstellen. Zu zweit schaffen wir das garantiert nicht." Er kratzte sich kurz am Hinterkopf und blickte kurz auf den Boden, ehe er den Kopf ein wenig zur Seite neigte und mit seinen Händen durch die Locken wuschelte, dann wieder zu mir sah und leise kicherte, was dieses Mal mir die Röte in die Wangen trieb. 

"Das war ja ein cooler Move", versuchte ich mich aus der Situation zu retten, bemerkte aber im nächsten Moment schon, wie idiotisch sich das angehört hatte und biss mir verlegen auf der Unterlippe herum. Glücklicherweise lachte mich Harry nicht aus, sondern lächelte nur freundlich, was die Situation wieder erheblich entspannte. 

"Woraus besteht denn so ein Orga-Team?", startete ich einen neuen Versuch, mich in das ganze Prom-Gehabe hineinzudenken und stemmte meine Hände in die Hüften, da ich wirklich keinen blassen Schimmer hatte, wie sowas funktionieren sollte. Vor allem hier drin.

"Naja, also du kannst ja schlecht alles alleine organisieren. Und das ist wirklich eine Menge, die es da zu koordinieren und vorzubereiten gibt. Vermutlich mehr als du denkst." Er schenkte mir ein schiefes Lächeln und erneut nickte ich verlegen. Er hatte ja Recht. "Also, es muss für die Deko gesorgt werden. Für ein exzellentes Buffet und einen guten DJ. Wir brauchen Sponsoren und jemanden, der sich um Flyer und Eintrittskarten kümmert." "Wofür denn bitte Eintrittskarten?", unterbrach ich ihn verwirrt. "Alle im Abschlussjahrgang dürfen hin, wozu denn bitte Eintrittskarten? Es reicht doch auch eine Namensliste."

Erst als Harry amüsiert auflachte, jedoch leise und zart wie eigentlich zu erwarten, sah ich ihn wieder an, dieses Mal erneut voller Verwirrung, allerdings auch ziemlich unsicher, da ich einfach keinen Plan vom Prom hatte und erst recht nicht davon, was an meinem Vorschlag so verkehrt gewesen sein sollte. 

"Ach Louis", kicherte er schließlich, "ich glaube, du brauchst was den Prom angeht wirklich ein richtig gutes Team, das dich unterstützt und am besten nimmst du erstmal ein paar Nachhilfestunden, damit du weißt, um was es hier überhaupt geht. Du wirkst wie ein verlorener Welpe." "Du könntest ja mein Lehrer sein", konterte ich sofort selbstbewusst und zwinkerte ihm kurz zu, was ihn wieder schüchtern lächeln ließ. Wer war jetzt hier der verlorene Welpe?

"Wie auch immer", nuschelte er schließlich und strich sich eine Locke aus der Stirn, "als erstes brauchen wir ein Team, das uns bei all dem hier hilft", stellte er fest und sah mich auffordernd an. "Ja?", entgegnete ich fragend, "wieso siehst du mich so an?" Wieder grinste er mich an und verdrehte amüsiert die Augen. "Louis, du bist der beliebteste Schüler an dieser ganzen Schule, du wirst doch ein paar Leute auftreiben können, die uns helfen", half er mir auf die Sprünge und sofort nickte ich, um weiteren peinlichen Fauxpas aus dem Weg zu gehen.

Schnell tastete ich meine Hosentaschen ab. "Mist, mein Handy ist noch in meiner Sporttasche. Ich geh es schnell holen, okay?", gab ich ihm Bescheid, Harry nickte nur kurz und so war ich schon einige Sekunden später aus der Turnhalle verschwunden.

An meinem Spind angekommen, hatte ich schnell meine Tasche gegriffen und suchte ihre Außentaschen nach meinem iPhone ab. Dieses fand ich zwar nicht, allerdings fiel mir etwas anderes zwischen die Finger. Neugierig faltete ich den Schnipsel Papier auseinander.

Du bist so wahnsinnig schön. Ich könnte dich Ewigkeiten einfach nur anschauen.

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so, meine lieben,

das war das 2.kapitel.
gefällt es euch?
& sollte harry louis vielleicht wirklich nachhilfe geben?😏

votes & kommentare sind immer gern gesehen🌹

all the love. l x

Caretaker of Love (larry au)✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt