Kapitel 21 - Alleine

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L O U I S

Mein Brustkorb vibrierte. Zorn oder pures Adrenalin, darauf verwendbar meinen Bruder krankenhausreif zu schlagen - das war schwer einzuschätzen. 

Doch als meine Faust in Williams Gesicht landete, waren beide Fragen für mich erledigt. Immer und immer wieder preschte mein Arm vor, traf ihn an Kiefer, Nase und Auge. Hauptsache an Stellen, die schmerzten. Denn genau das wollte ich. Ihm mindestens genauso viele Schmerzen bereiten, wie er Harry. Und wie nun Harry mir.

"Du Bastard, du elendiger", knurrte ich, als sich meinen Griff um den Kragen seines Shirts verstärkte, bereit seinen Kopf gegen die Fliesen zu schmettern. "Wieso hast du nichts gesagt? Wieso hast du mir nicht erzählt, dass mein Harry auch deiner war? Wie krank bist du eigentlich?" Mein Schreien wurde immer lauter, mein Gewissen leiser.

Doch Williams Kehle verließ nicht mehr als ein klägliches Röcheln und ein Schwall Blut, der mich schließlich in meiner Bewegung stoppen ließ. "Fuck!", fluchte ich ein weiteres Mal, dieses Mal jedoch ließ ich von meinem Bruder - jedenfalls biologisch betrachtet - ab und stand langsam wieder auf. Meine Hand reichte ich ihm nicht. Doch er sah ohnehin nicht aus, als wäre er in der Verfassung zu stehen, geschweige denn zu sitzen oder gar zu laufen!

"Ich bin durch mit dir, nur damit du es weißt", spuckte ich ihm vor die Füße, betrachtete ihn, betrachtete seine Widerwärtigkeit und wusste, dass ich so schnell wie möglich hier raus musste. Zum Wohl von uns beiden.

Mein Blick traf den der Bedienung, einem zierlichen Mädchen aus meinem Jahrgang, als mir schlecht wurde und ich so schnell ich konnte aus dem Pop's  stürzte. Nur um mich draußen auf dem Parkplatz auf einem Grünstreifen zu übergeben. Der ätzende Geruch meines Erbrochenen trieb mir die Tränen in die Augen, die ich mir jedoch schnell mitsamt dem Schweiß auf meiner Stirn wegwischte, als ich meine Füße wieder fest auf dem Boden spürte.

"Es tut mir so leid", hauchte ich hinaus in die Dämmerung, vollkommen ahnungslos, wo ich nun stand. Ganz alleine, dessen wurde ich mir langsam aber sicher bewusst.

***

Kein Anruf wurde beantwortet an diesem Wochenende. Weder von Harry, noch von Jughead. Keiner von beiden reagierte auf meine Nachrichten, auf unzählige Voicemails und bei Harry zuhause öffnete keiner die Türe. Dennoch hatte ich das beklemmende Gefühl, sie waren die ganze Zeit beisammen, was mich noch mehr in den Wahnsinn trieb, da ich nun auf Jughead eifersüchtig war. Und dass, obwohl er Harrys verdammter Bruder war und ich allein meine Chance auf ein Happyend mit Harry verspielt hatte.

Vollkommen gerädert wachte ich Montagmorgen auf, mein Wecker piepste ununterbrochen und wie ich nach einem kurzen Seitenblick feststellte, tat er das schon seit geschlagenen fünf Minuten. Kein Wunder, dass er mich regelrecht anschrie, endlich aufzustehen. Also verlor ich keine Zeit, stellte ihn aus und schleppte mich ins Bad, um mich endlich umziehen zu können.

Als ich nach unten in die Küche kam, nahm ich mir wie jeden Schulmorgen meine Schüssel und füllte sie mit Cornflakes, ehe ich Milch dazugab und mir einen Löffel suchte, der mir jedoch aus der Hand rutschte und mit lautem Klirren auf den Fliesen aufschlug. 

"Verdammte Scheiße", raunte ich missmutig vor mich hin, als ich mich bückte, um ihn aufzuheben. Allerdings dachte ich nicht mehr an die geöffnete Besteckschublade und schlug mir volle Kanne den Hinterkopf am scharfkantigen Holz an, sodass mir sofort die Tränen in die Augen schossen und ein leises Wimmern meine Lippen verließ.

"Meine Güte, Louis, was machst du denn hier mitten in der Nacht?" Erschrocken drehte ich mich auf der Stelle um und starrte entgeistert zur Türe, in der nun meinen Mutter stand und mich verwirrt musterte. "Das könnte ich dich auch fragen - warte, was? Wie, mitten in der Nacht?" Nun war ich derjenige, der sein Gegenüber wie ein verlorener Welpe anstarrte. 

"Guten Morgen, mein Schatz, wir haben 5.30 Uhr und du hast diese Woche wegen deinem harten Football-Training und der Vorbereitung eures Proms frei." Auf den Lippen meiner Mum breitete sich ein amüsiertes Schmunzeln auf und meine Lippen verließ lediglich ein gequältes Stöhnen. "Das darf doch nicht wahr sein." "Ist es leider", gab meine Mum trocken zurück, weshalb sie sich einen bösen Blick von mir einfing. "Schon gut, schon gut, ich halte die Klappe, aber", sie hob ihre Hand und zeigte auf mich, "du gehst jetzt schön zurück ins Bett und schläfst noch eine Runde. Du siehst schlimmer aus als ein Zombie." "Vielen Dank, Mum." "Ach, Sohnemann, sei froh, dass ich dir nicht sage, ich würde besagten Zombie sogar eher daten als dich, wäre ich-" "Mum!"

Erneut hob sie bloß abweisend die Arme und verließ dann mit leisen Schritten die Küche.

Zurück blieb nur meine Wenigkeit, die bedröppelt in die Dunkelheit starrte. Erneut alleine. Erneut voller Sehnsucht nach Harry.

***

Nach meiner Power-Vormittags-Trainingseinheit, beschloss ich, erneut mein Glück bei Harry zu versuchen und schlug wie so oft schon am vorherigen Wochenende auch den Weg zu Harrys Haus ein. Zwar sank mit jedem Mal mein Mut und auch meine Hoffnung, tatsächlich mit ihm sprechen zu können, doch ganz wollte ich einfach noch nicht aufgeben. Nicht, wenn es um Harry ging.

Als ich schließlich abermals vor der wuchtigen Haustüre stand, klingelte und voller zittriger Anspannung darauf wartete, dass mir endlich jemand die Türe öffnen würde, verpasste ich beinahe den Fakt, dass sich die Tür vor mir tatsächlich öffnete und jemand in mein Blickfeld trat.

"Louis, Liebling, dich hab ich ja schon lange nicht mehr gesehen. Wie geht's dir?" Harrys Oma lächelte mich liebevoll an, ehe sie mich an sich zog und ihre Arme liebevoll um mich schlang und mich an ihre Brust quetschte. "Mir geht es gut soweit und dir?", antwortete ich höflich auf ihre Frage, als sie mich wieder los ließ. "Ach, ich kann mich nicht beklagen. Aber sag, was führt dich zu uns, Louis? Harry ist doch gar nicht hier zur Zeit. Aber das weißt du ja bestimmt", lächelte sie mich munter an und ich erstarrte. 

"Er ist nicht hier?", fragte ich verblüfft und sie schüttelte den Kopf. "Nein, tut mir leid, er ist mit Jughead für ein paar Tage weggefahren." "Weißt du, wann er wieder kommt?" "Nein, tut mir leid. Er meinte nur, vermutlich nicht vor Samstag."

Mein Gesichtsausdruck fiel.
Samstag war unser Abschlussball.

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*dramatische musik*

okay, okay.
ja, das hört sich nicht nach happyend an. aber wartet mal ab, leute🌹

lasst mir gerne eure meinungen zum kapitel da, schreibt mir oder folgt mir, ich möchte wieder mehr kontakt zu meinen lesern (:

einen schönen start in diese woche wünsche ich euch♡

all the love. l x

Caretaker of Love (larry au)✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt