H A R R Y
15 Uhr. Jetzt lagen nur noch knapp zehn Minuten Warterei vor mir, bis Louis endlich kommen würde und die erste Sitzung des Orga-Teams begann. Ich für meinen Teil hatte schon ganze Arbeit geleistet. Da ich für Louis auf keinen Fall irgendwie einen dummen oder schlechten Nachhilfelehrer abgeben wollte, hatte ich mir seit gestern Abend sämtliche meiner Lieblings High-School-Dramen und Serien angesehen, nur um jetzt mit bahnbrechendem Wissen glänzen zu können. Und vielleicht auch ein kleines bisschen alleine deshalb, weil ich bei Louis gut ankommen wollte. Die anderen waren mir egal, die würden mich sowieso auf ewig hassen.
Tatsächlich dauerte es nicht mal ganze zehn Minuten, bis Louis lässig die Tür zur Turnhalle aufstemmte und gemächlich auf die Zuschauertribüne zu schlenderte, auf der ich Platz genommen hatte. "Hey", begrüßte ich ihn leise und schenkte ihm ein scheues Lächeln. Er sah mich nicht mal an.
Verlegen räusperte ich mich, richtete meinen Blick dann wieder auf den Block in meiner Hand, den ich fest umklammert hielt. "Wo bleiben die anderen denn?", bluffte er mich nach wenigen Minuten vollkommener Stille an und nahm mit einem schweren Seufzer direkt neben mir Platz. Vor Schreck hätte ich beinahe einen Satz zur Seite gemacht, doch ich zwang mich dazu, auf meinen vier Buchstaben sitzen zu bleiben, um der angespannten Stimmung nicht zusätzliches Schießpulver zu liefern.
"Ich weiß nicht", erwiderte ich kleinlaut und rupfte den Rand meiner Blätter an der Spirale ab, biss mir unruhig auf der Lippe herum und erwischte mich selber dabei, wie ich immer und immer wieder zwischen der großen Tür und Louis hin und her blickte. Louis knurrte und schmiss seinen Rucksack mit einem lauten Poltern auf die Stufe unter uns, so kraftvoll, dass ich erschrocken von ihm weg wich und meinen Block fallen ließ.
Louis schien nun auch zu bemerken, dass mir seine schlechte Laune tierische Angst einjagte, weshalb er mich beschwichtigend ansah und leise hinzufügte: "Tut mir leid, Harry, der Tag war nur einfach ziemlich stressig und mich kotzt es einfach an, wie unzuverlässig ein Großteil der Schüler an dieser verdammten High School ist." Gestresst fuhr er sich durchs Haar und strich die verwuschelten Strähnen fahrig hinter sein Ohr, erwischte jedoch nicht alle, sodass ich nun wirklich dem Drang widerstehen musste, ihm einfach in die Haare zu langen. Schnell hob ich meinen Block auf und führte das Gespräch weiter, damit nicht wieder so eine drückende Stille zwischen uns entstehen konnte oder ich mich heute schon wieder blamierte.
"Sei froh, dass du überhaupt zur Schule gehen kannst."
Sobald ich die Worte ausgesprochen hatte, bereute ich sie auch schon wieder. "Wie meinst du das?" Fragend legte er seinen Kopf schief und musterte mich von der Seite. "Gar nichts", erwiderte ich mit leichtem Lächeln, "ich hab mir da übrigens was überlegt." "Aha, was denn?" Er klang so uninteressiert, dass ich beinahe einen Rückzieher machte, zumal es mich ein wenig verletzte, dass ihn meine Aussage wohl keineswegs wirklich zu interessieren schien. Dennoch zog ich es jetzt einfach durch, viel zu verlieren hatte ich ja wohl nicht mehr.
"Ich habe eine Liste zusammengestellt mit sämtlichen Serien und Filmen, die ich für einen Prom nützlich finde, die einem einen guten Einblick in dieses ganze Thema geben. Ganz vorne dabei mein absoluter Lieblingsfilm, Prom - Die Nacht Deines Lebens. Und da jetzt sowieso Wochenende ist, habe ich gedacht, du könntest ja vielleicht bei mir vorbeikommen und wir könnten damit anfangen, dann kannst du dich langsam an das Thema gewöhnen und wir könnten dann eine kleine Brainstorming-Session machen und Ideen für unseren Abschlussball sammeln, was hältst du davon?"
Unsicher fanden meine Augen seine blauen, die mich ausdruckslos anstarrten. Sofort überkam mich ein Gefühl der inneren Ohnmacht, ich wusste, es war zu viel. Ich hatte mal wieder maßlos übertrieben. Wieso musste ich auch immer direkt so mit der Türe ins Haus fallen? Der kleine, dumme Harry und der große, beliebte Louis Tomlinson? Was hatte ich mir eigentlich eingebildet?
Louis lachte. Und genau das brachte mich zurück in die knallharte Wirklichkeit. Die Welt, die ich so hässlich wie sie war schon längst gewohnt war, mir es jedoch nie eingestanden hatte, immer wieder an das Gute glauben wollte. Wie naiv konnte man sein.
Beschämt wischte ich mir den Schweiß von meinen Händen an meiner Jeans ab und richtete meine Blockblätter.
Louis und ich verloren kein weiteres Wort mehr über meinen Vorschlag. Denn als mein Blick endlich wieder auf ihn traf, wollte er mir zwar gerade antworten, doch ebenso schnell flog die Tür auf und der Rest des Orga-Teams polterte in die Halle. Das Gespräch war beendet.
***
"Dann hätten wir das also. Cheryl, Veronica, ihr kümmert euch um das Buffet. Jughead, Betty, ihr seid für vernünftige Eintrittskarten und Plakate zuständig. Macht alle auf diesen beschissenen Abend aufmerksam. Archie, Josie, eure Aufgabe ist das Bespaßungsprogramm. Besorgt uns bloß einen guten DJ. Noch besser wäre irgendein Live Act. Nick und Kevin, eure Aufgabe ist die Deko, ihr beiden Homos müsstet das doch auf die Reihe kriegen, nicht wahr?"
Louis schenkte den beiden Jungs ein freches Lächeln und ich hatte das Gefühl, vor Wut gleich zu explodieren. Das konnten die sich doch unmöglich gefallen lassen! Allerdings traf mich schon im nächsten Moment der Schlag, als beide nur doof lachten und bei Louis einschlugen. Das konnte doch nicht wahr sein. Tagtäglich mussten Homosexuelle darum kämpfen, endlich mal als normal und gleich angesehen zu werden und dann brauchte es einzig und allein zwei hirnverbrannte Idioten, um all diese Mühen mit einer beschissenen Reaktion wieder wett zu machen.
Ich wollte aufstehen und gehen. Am liebsten davor noch Louis direkt ins Gesicht schreien, was für ein homophober, respektloser Scheißkerl er doch war, aber ich war nun mal ein Schisser. Also zog ich wie eigentlich immer meinen Schwanz ein, hielt meinen Mund und blieb hocken. Doch auf einmal drehte er sich um, kam auf mich zu und setzte sich so dicht neben mich, dass unsere Schultern sich berührten. "Und wir beide kümmern uns um den Rest", flüsterte er vielversprechend.
Es war zu viel. Einfach zu viel und ich hielt das alles gerade nicht mehr aus. Also flüchtete ich. Blitzschnell hatte ich eine Verabschiedung in den Raum geworfen und war schon wie am Tag zuvor aus der Halle verschwunden. Nur dieses Mal ging es nicht auf direktem Weg zu mir nach Hause, sondern erst noch im Hausmeisterbüro vorbei. Schließlich hatte Opa heute Morgen angeboten, mich mitzunehmen. Da er jedoch nicht aufzufinden war, ließ ich seufzend meinen Rucksack vom Rücken gleiten, stellte ihn ab und setzte mich auf den alten Drehstuhl, der unangenehm quietschte.
Ein Klopfen ließ mich schließlich aufgebracht herumfahren, mein Herz pochte dermaßen schnell, dass ich jede Sekunde mit einem Herzinfarkt rechnete. Erst recht, als ich sah, dass ausgerechnet Louis im Türrahmen stand.
"Knock knock", witzelte er amüsiert. "Who's there?", entgegnete ich perplex, zum Teufel mit meiner Schwäche für Knock Knock Jokes. "Ice Cream." "Ice Cream who?" "I scream if you don't let me in", vervollständigte er seine Witzelei und augenblicklich musste ich grinsen. Er war aber auch zu süß, wie er da am Türrahmen lehnte und mich versuchte, mit Albereien zum Lachen zu bringen. Charmant wie man ihn kannte.
"Darf ich reinkommen?", fragte er mit freundlichem Lächeln und ich nickte in Richtung eines freien Stuhls, wohl in der Hoffnung, er würde das Angebot annehmen. Was er auch tatsächlich tat. "Louis, was machst du noch hier?", fragte ich vorsichtig nach, sobald er sich auf dem Stuhl niedergelassen hatte. "Du hast doch jetzt eigentlich ein Spiel oder nicht? Es ist Freitag", murmelte ich und knetete meine Hände.
"Na, du hast mich doch eingeladen", grinste er und sah mich mit seinen leuchtenden Augen und dem verbotenen Grinsen so unfassbar heiß an, dass ich fast vom Stuhl rutschte. "Bitte was?", erwiderte ich verblüfft, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. "Na, der Nachhilfeunterricht. Ich könnte ein wenig Unterstützung wahrlich gebrauchen. Also, worauf warten wir noch? Lass uns erst kurz bei mir daheim ein paar Sachen holen und dann weiter zu dir gehen. Der Prom ist eine amerikanische Klischee-Scheiße, erfüllen wir eine weitere und machen einen waschechten Sleepover."
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hallo, ihr süßen🌹
ich mag das kapitel irgendwie.
was etwartet ihr von der story?ich schreibe so gerne gerade diese geschichte, hell. & ihr macht mich so glücklich. bitte kommentiert & votet so fleißig weiter, das bedeutet mir wahnsinnig viel♡
all the love. l x
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Caretaker of Love (larry au)✔
FanfictionWas haben der Spitzensportler der High School und der Enkel des Hausmeisters namens Harry gemeinsam? Rein gar nichts, wenn es nach Louis ginge. Doch als es um sein Stipendium durch die Football-Mannschaft schlecht steht, muss er umdisponieren. Lampi...