Kapitel 24 - Louis

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H A R R Y

Meine Finger trommelten stets im selben Rhythmus gegen das Fensterbrett, wie die Regentropfen gegen die Scheibe prasselten und meine Locken waren plattgedrückt ans Glas gelehnt. Langsam ließ ich meinen Blick durch unseren Garten schweifen, in meiner Hand hielt ich eine große Teetasse fest umklammert, in der sich heiße Milch mit Honig befand - die beste Medizin gegen eine fiese Erkältung.

Ein vorsichtiges Klopfen an der Tür ließ mich jedoch aufsehen. "Herein?", fragte ich also lese und kurz darauf spitzte der graue Lockenkopf meiner Oma in mein Zimmer hinein, ein warmes Lächeln auf ihren Lippen, als sich mich in meinem Erker sitzen sah.

"Na, mein Schatz. Fühlst du dich ein wenig besser?" Gemächlich kam sie auf mich zu, in ihrer Hand ein Teller mit einem Stück Kuchen darauf und einem kleinen Stückchen schwarzer Schokolade - was sollte ich dazu noch groß sagen? Sie war schlichtweg die beste Oma der Welt.

Dankbar nahm ich den Teller entgegen und stellte ihn neben mir ab, als sie sich auch schon neben mir auf der Fensterbank herabließ. "Die Halsschmerzen gehen langsam weg und auch mein Schnupfen löst sich jetzt endlich. Liegt wohl daran, dass ich so viel getrunken habe." Als mein Blick wieder ihre mütterlichen, blauen Augen trafen, fühlte ich mich jedoch wie auf frischer Tat ertappt, fast so, als hätte sie eine andere Antwort erwartet.

"Ist irgendwas?", fragte ich also mit unsicherem Lächeln, was ihr ein leises, melodisches Lachen entlockte. "Ach, Harry, du erinnerst mich so an deine Mutter und mich. Als sie ihren ersten, richtigen Freund hatte, da hatten wir genau dieselbe Situation. Allerdings unten vor dem Kamin und nicht hier oben." Sie grinste schelmisch und stupste meine Schulter mit ihrer an, was nun auch bei mir ein schwaches Lachen auslöste.

Dass ich nicht protestierte, als sie Louis als meinen Freund bezeichnete, merkte ich gar nicht.

"Ihr habt viel gemeinsam, weißt du? Deine Mum und du", meinte sie, nun wieder etwas ruhiger werden. Neugierig sah ich sie an, doch es schien nicht so, als würde sie dem noch sonderlich viel hinzufügen wollen, weshalb auch ich meinen Blick wieder abwandte. "Ich wette, sie wäre genauso hin und weg von Louis wie du es bist."

Sofort sah ich wieder zu ihr und wollte gerade etwas bemerken, als sie mir direkt in die Augen sah und mich exakt so anlächelte, dass ich schon jetzt wusste, sie hatte absolut Recht und jeglicher Widerstand wäre zwecklos.

"Überleg gut, ob du mir jetzt widersprechen willst, junger Mann", mahnte sie mich auch schon schmunzelnd, ehe ich richtig etwas zu ihrer Aussage sagen konnte. Also ergab ich mich seufzend und nickte leicht. "Du hast ja Recht. Ich bin ihm ziemlich verfallen", gab ich zerknirscht zu.

"Und du hast Angst, nicht wahr? Wegen seinem Bruder und Jughead und dich überfordert das alles gerade, oder?" Sie sah mich forschend an und wieder nickte ich nur. Es hatte ja keinen Zweck, die Wahrheit zu leugnen.

Hilflos sah ich also zu meiner Oma, die wiederum ebenfalls angestrengt an die Decke sah und nachzudenken schien. Seufzend hob ich meine Tasse und nippte wieder an meiner Milch, als sie wieder zu sprechen begann.

"Was unterscheidet Louis von William, Harry? Was ist an Louis so besonders und was genau begeistert dich an ihm, wenn du seinen bescheuerten Bruder mal vollkommen vergisst? Dieses Spatzenhirn sollte in deinen Gedanken sowieso nicht mal mehr eine Gehirnzelle in Anspruch nehmen dürfen, hat er gar nicht verdient", schlussfolgerte meine Oma, während sie entrüstet das Kinn reckte, wobei sie mich fast an eine Henne erinnerte, die ihre Küken verteidigen wollte.

Kurz verzog ich den Mund zu einem Lächeln, ehe ich wieder nachdenklicher wurde und auch mein Gesichtsausdruck fiel. Ja. Was machte Louis für mich so besonders?

Ich räusperte mich kurz und sah dann aus dem Fenster. Es regnete unaufhörlich und je mehr es wie aus Eimern goss, desto heftiger schlug mein Herz beim bloßen Gedanken an Louis.

"Mit Louis macht einfach alles Sinn", hauchte ich und legte eine Hand an die Fensterscheibe, beobachtete, wie sie um die Konturen meiner Finger beschlug, "Louis ist da und alles ist anders. Seit der Sache mit William hat etwas Großes gefehlt, etwas Fundamentales, um wieder fühlen zu können und das hat mir Louis irgendwie gegeben", erklärte ich leise.

"Es war nicht so, dass ich jedes Mal Schmetterlinge im Bauch hatte, sobald ich ihn gesehen habe, ich habe keine Stromschläge in mir gefühlt, wenn er mich berührt hat, es war ein ganz anderes Gefühl", ich stockte kurz, "viel tiefer, viel stärker."

"Ich spüre es immer und immer wieder und es ist ein Gefühl, das mir fehlt, wenn er nicht bei mir ist und es scheint so, als würde es automatisch alles andere blockieren, was ich ohne ihn tun würde, ich kann es einfach nicht, weil mich diese Emotion stets und ständig an ihn erinnern will und ich will es zulassen, weil ich mich noch nie so gut und sicher gefühlt habe."

Meine Augen wurden glasig und ich sprach immer schneller, das wusste ich, doch ich wollte jetzt nicht aufhören.

"Weißt du, wie das ist, wenn du durch die Gänge der Schule läufst und dich jeder kennt, jeder weiß, wer du bist und wie du dich fühlst und jeder weiß, was in dir vorgeht und was du machst und fühlst und überhaupt! Jeder dieser Leute sieht mich und scheint behaupten zu können, zu wissen, wer ich bin. Er hat das nie getan. Louis hat so etwas nie gemacht. Keine Ahnung, ob er sich einfach keine Gedanken über so was macht, aber es war einfach mal verdammt schön, jemanden kennenzulernen und sich auch endlich mal so zu geben, wie ich es auch wirklich wollte. Auch mal die Chance zu haben, zu zeigen, wer der echte Harry Styles ist. Ich bin nicht nur der Enkel des Hausmeisters, Oma, und Louis hat das sofort bemerkt", schluchzte ich mittlerweile leise und wischte mir grob die Tränen von den Wangen.

"Er wollte wissen, was ich in der Schule gerade lerne, wollte wissen, wie ich mir meine Zukunft ausmale und wollte einfach wissen, wer ich bin. Er wollte hören, was ich zu sagen hatte, wenn er fragte, was meine Lieblingsfarbe sei, nicht, was die anderen vermuteten und zu wissen schienen, er wollte meine persönliche Antwort, wenn er mich fragte, was mit William passiert ist und wollte nicht den Gossip hören, den man an der Riverdale High darüber erzählt hat. Er wollte wissen, wer ich wirklich bin und das hat seit Mum und Dad und euch nie jemand getan."

"Und ich wollte wissen, wer er war", fuhr ich mit zittriger Stimme fort, "und das hat mir das Schönste geschenkt, was ich je bekommen habe. Oma, ich denke, Liebe ist ein großes Wort und ich habe eine Heidenangst davor, es zu verwenden, ich habe so große Angst, aber vielleicht ist Louis Tomlinson meine erste, große Liebe", schluchzte ich und meine Oma nahm mir nun vorsichtig meine Tasse aus der Hand, stellte sie weg und zog mich an ihre Brust.

"Und das schlimmste ist, bei Louis fühlt sich selbst diese Angst so verdammt gut und richtig an."

Langsam blickte meine Oma auf mich hinab, ihre Brille hing ihr schief auf der Nase, doch das war jetzt unwichtig. Sie lächelte. Das war alles. Ein bloßes Lächeln, mehr nicht. Das war, was zählte.

Und Louis und ich. Wir zählten auch.

"Schauen wir, dass du bis morgen gesund wirst, Liebling." Sanft küsste sie meine Stirn. "Ich denke, das wird ein ganz besonderer Tag, den du nicht verpassen solltest."

Und mit diesen Worten drückte sie mich wieder an ihren Busen und es war okay.

Wie immer, wenn Louis in meinem Kopf herumschwirrte und ich endlich mal zu mir selbst stand.

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babes, das war das vorletzte kapitel, i'm crying.
am dienstag kommt das letzte :(

ihr seid so tolle leser, wirklich. ich liebe euch & eure kommentare🌹💓

ihr seid wundervoll.

all the fucking love. l x

Caretaker of Love (larry au)✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt