Ayaka & Kaito

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Auch am nächsten Morgen weckte mich wie immer das Gezwitscher der Vögel.
Es war unglaublich schön so aufzuwachen.
Ich stand auf und ging in die Küche, um Frühstück zu machen.
Meine Eltern waren spät nach Hause gekommen und schliefen wahrscheinlich noch, aber ich konnte ja zumindest für Kaito und mich eine Kleinigkeit zubereiten.
Ich war gerade dabei den Tisch zu decken, als sich plötzlich zwei starke Arme von hinten um mich legten.
"Guten Morgen, Prinzessin", flüsterte die Person neben meinem Ohr, sodass ich warmen Atem an meinem Hals spüren konnte.
Kaito!
Ich drehte mich schwungvoll um.
"Erschreck mich nicht so", kicherte ich, obwohl ich eigentlich streng hatte wirken wollen.
Kaito grinste nur frech.
Ich grinste zurück, dann setzen wir uns an den Tisch und frühstückten.
Dabei unterhielten wir uns über alles mögliche und der schlechte Eindruck von gestern war längst verflogen.

Nach dem Frühstück rief ich Ayaka an, die schon 20 Minuten danach vor der Tür stand.
Das war ein neuer Rekord.
Zusammen gingen wir in mein Zimmer und ich schloss die Tür hinter uns.
"Hast du ihn schon kennengelernt?", wollte Ayaka sofort aufgeregt wissen, kaum dass die Tür zu war.
Ich nickte.
"Wie sieht er aus? Sieht er gut aus? Ist er single?", fragte sie weiter.
Ich musste lachen, Ayaka war wirklich ein verrücktes Huhn.
"Bevor du mich hier zu Tode fragst, stell ich dich ihm einfach vor", entgegnete ich und stand auf.
Ayaka gab ein leises quietschen von sich, als sie aufsprang und zur Tür stürmte.
Sie benahm sich wie ein kleines Kind, aber das mochte ich an ihr.
Wie gesagt, in dieser Hinsicht war sie einfach unverbesserlich.
Zusammen liefen wir zum Zimmer meines Stiefbruders.
Ich klopfte an die Tür und wartete.
Von drinnen kam ein Grummeln, was ich als "herein" deutete.
Ich öffnete die Tür und hielt meine nervige beste Freundin davon ab sich einfach auf Kaito zu stürzen.
Manchmal war sie doch etwas peinlich.
"Was gibt's Kleine?", fragte Kaito und sah erst mich und dann Ayaka an.
"Ich wollte dir nur kurz meine Freundin Kou Ayaka vorstellen", meinte ich.
Kaitos Blick schwenkte von mir zu Ayaka.
Er musterte sie, wobei sein Blick immer kälter wurde.
"Ah", sagte er als er mit mustern fertig war.
Irgendwie kam ich mir komplett bescheuert vor.
Ich kam einfach in sein Zimmer, nur um ihm meine Freundin vorzustellen, das musste echt bescheuert aussehen gerade.
Ayaka schien von der angespannten Atmosphäre nichts mitzubekommen.
Auch sie musterte meinen Bruder von oben bis unten, nur war sie dabei um Längen auffälliger als Kaito es gemacht hatte.
So auffällig, dass es schon peinlich war und ich sie deshalb mit mir aus dem Zimmer zog.
Gott war das peinlich!
Zurück in meinem Zimmer ließen wir uns auf mein Bett fallen.
"Oh mein Gott (Y/N), du hast so Glück", seufzte sie, "dein Bruder ist echt heiß!"
Ayaka schien Kaitos abwertenden Blick wirklich nicht bemerkt zu haben.
Er hatte sie angesehen wie Abfall!
"Glaubst du er ist single?", fragte Ayaka plötzlich und holte mich zurück in die Realität.
"Woher soll ich das wissen? Ich kenne ihn auch erst seit gestern", antwortete ich.
"Menno", maulte sie, "kannst du ihn nicht fragen?"
Ich stöhnte genervt auf.
In solchen Momenten hätte ich Ayaka erwürgen können.
"Bitte! Bitte geh zu ihm und frag ob er single ist", bettelte Ayaka weiter.
In dem Moment flog die Tür auf und Kaito betrat den Raum.
"Ich bin vergeben", sagte er nur und starrte Ayaka mit einem kalten, vernichtendem Blick an.
Meine beste Freundin lief knallrot an.
"Ich glaube ähm i-ich geh dann auch mal, tschüss (Y/N)-chan", murmelte sie, umarmte mich und verließ dann eilig das Zimmer.
Die Arme!
Ich sah Kaito wütend an: "Du hast gerade meine beste Freundin verjagt. Musstest du unbedingt reinplatzen?"
Kaito grinste nur und setzte sich zu mir aufs Bett.
"Sie ist nervig", meinte er nur.
Ich verschränkte trotzig die Arme.
Das wahr wohl wirklich kein Grund so zu reagieren.
Er lachte nur und ließ sich rücklings aufs Bett fallen.
Dann zog er mich zu sich runter, sodass ich mit dem Kopf auf seiner Brust lag.
"Lass das", meckerte ich und wollte mich wieder aufrichten, doch er schlang seinen Arm um meine Taille und verhindert so meinen Fluchtversuch.
"Entspann dich Prinzessin, alles ist gut", brummte er.
Irgendwie war er doch eigenartig, aber war das nicht jeder?
Vielleicht brauchten wir einfach noch etwas Zeit um uns aneinander zu gewöhnen.
Also blieb ich liegen.
Kurze Zeit lagen wir einfach so da.
Dann fragte Kaito: "Diese Ayaka, ist sie deine einzige Freundin?"
Ayaka war leider wirklich meine einzige Freundin.
Wegen der Arbeit im Schrein und der Schule hatte ich kaum Zeit für Freunde.
Aber Ayaka hatte das nie etwas ausgemacht, wofür ich sehr dankbar war.
Ich brummte also ein leises "ja" und wartete auf Kaitos Reaktion, doch es kam nichts.
Also lagen wir weiterhin schweigend da, bis unsere Eltern plötzlich nach uns riefen.
Wir sprangen überrascht auf und eilten in die Küche.
Dort standen unsere Eltern, mit Koffern bepackt und grinsend in der Einganshalle.
"Wir werden für eine Woche in den Urlaub fliegen", verkündete mein Vater stolz und Hana nickte zustimmend.
Die beiden erklärten uns kurz alles, überließen uns die Verantwortung für den Schrein, umarmten uns zum Abschied, verschwanden eilig aus der Tür und ließen uns leicht überfordert und immer noch verwirrt zurück.
Kaito war der erste der sich aus seiner Starre löste: "Ich denke wir haben jetzt eine Woche für uns."
Ich nickte nur, dann gingen wir beide auf unserer Zimmer.
Ich nutzte die Zeit um Ayaka zu schreiben.
Ich hatte mir echt Sorgen um sie gemacht, so hatte ich sie nämlich noch nie erlebt, aber sie war wieder ganz die Alte und fragte mich sofort wieder über Kaito aus.
So verging die Zeit und es wurde dunkel draußen.
Irgendwann musste Ayaka zu Abend essen und auch ich wollte langsam anfangen zu kochen.
Auf dem Weg zur Küche kam ich an Kaitos Zimmer vorbei.
Eigentlich konnte ich ihn fragen was er essen wollte.
Also riss ich ohne zu klopfen die Tür auf.
Fehler!
Kaito war wohl gerade dabei sich umzuziehen und stand Oberkörperfrei vor mir.
Es war zwar nur Oberkörperfrei, aber mir war das trotzdem so unangenehm, dass ich rot anlief.
"Tschuldigung", murmelte ich und wollte die Tür schon wieder schließen.
"Komm ruhig rein, ich bin eh gleich fertig", entgegnete Kaito ruhig und grinste mich an.
Ich betrat also sein Zimmer.
Die ganze Situation war mir immer noch total unangenehm.
Wir waren zwar Geschwister, aber man musste bedenken, dass wir uns erst seit gestern kannten.
Vorher hatten wir uns noch nie gesehen und wir waren auch nicht blutsverwandt.
Ich blieb auf halber Strecke stehen und musterte meinen Stiefbruder.
Er sah wirklich gut aus.
Groß, trainiert, breite Schultern.
Ich ließ meinen Blick ungehalten weiter über seinen Körper schweifen.
Dabei bemerkte ich nicht wie er mich schelmisch angrinste.
"Das Abchecken musst du noch üben Kleine, das ist viel zu auffällig", meinte er nach einiger Zeit.
Erschrocken schaute ich auf und wurde wieder rot, dann wendete ich meinen Blick sofort wieder von seinen schelmischen, (A/F) Augen ab.
Deshalb bemerkte ich auch nicht, wie er mit schnellen Schritten auf mich zu kam.
Ich merkte es erst als meine Nase sich in seinen muskulösen Oberkörper bohrte und seine Arme mich umschlossen.
Überrascht sah ich auf.
Er lächelte mich liebevoll an und strich mir eine (H/F) Haarsträhne aus dem Gesicht.
"Du wolltest mir irgendwas sagen Prinzessin?"
Ich nickte kurz, dann stammelte ich: "I-Ich ähm ich wollte fragen also was du essen w-willst?"
"Das ist süß (Y/N)-chan, aber ich habe heute schon was vor", flüsterte Kaito, "du musst wohl ohne mich essen Prinzessin."
Er küsste zärtlich meinen Scheitel und entließ mich dann aus der Umarmung.
Dann verließ er das Zimmer.
Ich schaute ihm nach und wollte auch gerade gehen, als mein Blick auf einen kleinen weißen Zettel, auf seinem Schreibtisch fiel.
Ich wusste nicht warum dieser Zettel plötzlich meine komplette Aufmerksamkeit auf sich zog, vielleicht weil es der einzige Zettel auf dem ordentlichen Schreibtisch war oder weil ich eine Notiz für mich in ihm vermutete, auf jeden Fall lief ich zum Schreibtisch und griff nach dem blütenweißen Papierstück.

(Y/N)-chan gehört mir.
Nur mir!

Als ich gelesen hatte ließ ich den Zettel erschrocken aus der Hand fallen.
Diese zwei Sätze hatten genug Aussagekraft um mich zu verstören.
Kam das wirklich von Kaito?
Und was genau meinte er damit?
Ich ließ den Zettel auf dem Boden liegen und rannte in mein Zimmer.
Dort warf ich mich aufs Bett und vergrub mein Gesicht in meinem Kissen.
Mein Bild von Kaito war zerstört.
Was verbag er?
Was für ein Mensch war er wirklich?

Am nächsten Morgen wachte ich wie immer vom Vogelgezwitscher auf.
Aber anders als sonst machte ich nicht sofort Frühstück, denn ich hatte nicht wirklich Lust Kaito jetzt schon zu sehen, sondern checkte erstmal meine Nachrichten.
Bedauerlicherweise hatte ich aber keine.
Das war merkwürdig, normalerweise schickte mir Ayaka jeden Morgen um die selbe Zeit eine Guten-Morgen-Nachricht.
Und da sie früher aufstand als ich sollte ich sie eigentlich schon bekommen haben.
Vielleicht hatte sie es nur vergessen.
Ich quälte mich also aus der warmen Decke und zog mich an.
Plötzlich vibrierte mein Handy.
Ich stürzt sofort auf das kleine Elektrogerät zu und öffnete die Nachricht.
Sie war aber nicht von Ayaka sondern von ihrer Mutter.

Liebe (Y/N)
Ich denke du hast ein Recht das zu wissen.
Es tut mir leid dass du es so erfährst, aber Ayaka hat sich umgebracht.
Wir haben sie heute Morgen tot gefunden.
Wenn du irgendwas dazu weißt gib uns bitte bitte Bescheid!

Kou Nana

Ayaka war tot!
Ich brauchte einen Moment bis mein Gehirn realisierte was das bedeutete.
Meine einzige und beste Freundin hatte sich umgebracht!
Meine Beine gaben nach und ich sank zu Boden.
Ich las die Nachricht nochmal und nochmal, wieder und wieder.
Dabei begannen mir die Tränen die Wangen runter zu laufen, bis ich am Ende zusammengekauert auf dem Boden lag und hemmungslos weinte.
Sofort kam mein Bruder ins Zimmer gerannt.
"(Y/N), Kleines, was ist los?", wollte er wissen und nahm mich in den Arm.
Ich deutete nur auf mein Handy.
Kaito hob es auf und las die Nachricht.
Dann lachte er.
Ich riss mich aus seiner Umarmung los: "Wie kannst du da lachen?!"
"Meine beste Freundin ist tot. Sie ist tot", schrie ich ihn an, "wie kannst du dabei lachen?"
Er sah mir tief in die Augen:
"Ganz einfach Prinzessin, ich habe sie getötet."
Augenblicklich hörten meine Tränen auf zu fließen.
Was sagte er da?
"Du hast den Zettel gesehen, ich dachte du wüsstest es", fuhr er fort.
Ich starrte ihn ungläubig und verwirrt an.
"Dieser verwirrte Gesichtsausdruck steht dir mein kleiner Engel", flüsterte er mir zu und beugte sich zu mir runter, doch ich stieß ihn weg.
Ich wollte dieses Monster nicht in meiner Nähe haben.
"Verschwinde!", schrie ich, "lass mich in Ruhe. Ich hasse dich!"
Kaito sah mich traurig an.
"Hast du es immer noch nicht verstanden? Ich habe das für dich getan. Für uns. Weil ich dich liebe."
Ich sah ihn verstört an.
Er streckte erneut die Hand nach mir aus, doch ich wich winselnd zurück.
Wer weiß zu was er noch fähig war.
"Prinzessin, sie war kein guter Umgang für dich. Du brauchst nur mich", er sah mich eindringlich an, "irgendwann wirst du es verstehen."
Dann stand er auf, verließ das Zimmer und verschloss die Tür von außen.
Ich blieb alleine und vollkommen verstört zurück.

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Der zweite Teil meiner zweiten Geschichte!
Danke an alle, die bis hierher gelesen bzw. gevotet haben.
Ich hoffe es hat euch bisher gefallen.
Hab euch lieb, ihr seid die Besten! ^^

~Neko

My Yandere *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt