Treffen

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Ich wachte wie immer recht früh auf und machte Frühstück für mich und meine Tante, allerdings aß ich allein, weil meine Tante noch schlief und ich sie nicht früher als nötig wecken wollte.
Als ich fertig gegessen hatte ging ich zurück in mein Zimmer um mich für das Treffen mit Kouta und Takuya vorzubereiten.
Ich zog mich an, machte meine Haare und lief dann nach unten.
Dort wurde ich allerdings von meiner Tante aufgehalten.
"Wo willst du schon wieder hin junges Fräulein?", fragte sie und stellte sich mir mit verschränkten Armen in den Weg.
Eigentlich war es ihr total egal was ich machte, wohin ich ging und mit wem ich mich traf, aber irgendwie machte es ihr Spaß mich so zu behandeln.
"Ich treffe mich mit Freunden", antwortete ich wahrheitsgemäß und wartete auf ihre Reaktion.
Sie starrte mich eine kurze Zeit starr an, dann trat sie einen Schritt zur Seite.
"Wehe du machst dich schmutzig", sagte sie noch und ließ mich gehen.
Ich rannte nach draußen und durch das Gartentor.
Dann lehnte ich mich an das kleine Mäuerchen, dass unseren Garten umgab, und wartete auf die Jungs.
Glücklicherweise kamen die beiden kurz darauf.
"(Y/N)!", rief Kouta und kam auf mich zu gerannt.
Auch Takuya kam eilig auf mich zu.
Als wir uns alle begrüßt hatten, begannen wir mit der Tour durch die Stadt.
Ich zeigte den beiden alle wichtigen und interessanten Gebäude und Sehenswürdigkeiten.
Viel zu schnell waren wir fertig, unser Städtchen war aber auch sehr klein, weshalb ich vorschlug in den Freizeitpark zu gehen, der ein wenig außerhalb der Stadt lag.
Die Jungs stimmten zu und so machten wir uns gemeinsam auf den Weg.
Als erstes fiel mir ein Riesenrad auf, doch Kouta zog mich zur Geisterbahn.
Ich hasste Geisterbahnen, weil ich so ziemlich der größte Angsthase überhaupt war, aber als sich Kouta mit mir in die gleiche Kabine setzte ging es mir sofort besser.
Als die Fahrt begann schmiegte ich mich leicht an ihn und er legte sofort beschützend seinen Arm um mich.
Augenblicklich fing mein Herz an schneller zu schlagen und ich begann fast automatisch zu lächeln.

Nah.
Sie war ihm viel zu nah!
Der Anblick der beiden war ihm zuwider.
Er wollte sie nicht so glücklich sehen.
Er würde sie brechen.
Das war seine Art zu lieben.

Diese Fahrt war mit Abstand die beste Geisterbahnfahrt überhaupt!
Als wir die Bahn verließen griff Kouta plötzlich nach meiner Hand.
Ich sah ihn überrascht an, doch dann liefen wir händchenhaltend weiter.
Nach einiger Zeit blieb ich plötzlich abrupt stehen.
"Wir haben Takuya-kun verloren", meinte ich.
Kouta riss erschrocken die Augen auf: "Du hast Recht! Wie konnte das nur passieren?"
Wir waren wohl so sehr mit uns beschäftigt gewesen, dass wir Takuya komplett vergessen hatten.
"Wir teilen uns auf und suchen ihn", schlug Kouta vor.
Ich nickte und wir rannten in verschiedene Richtungen los.
Der Freizeitpark war relativ groß und ich hatte keine Ahnung wo ich anfangen sollte zu suchen, also lief ich dahin, wo wir Takuya vermutlich verloren hatten.
Zur Geisterbahn.
Als ich dort ankam entdeckte ich ihn zu meiner großen Überraschung.
Er stand mit grimmigem Gesicht am Eingang der Geisterbahn, lehnte an einem Pfosten und wippte ungeduldig mit dem Fuß.
Ich hatte keine Ahnung wie lange er da schon stand und wartete, aber das war jetzt auch egal, schließlich war ich ja nun da.
Ich lief also eilig auf ihn zu.
"Takuya-kun!", rief ich, winkte und er schaute auf.
Seine Augen waren eiskalt und ließen mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
Trotzdem lief ich weiter.
Als ich bei ihm ankam sah ich ihn entschuldigend an: "Es tut mir so leid dass du die ganze Zeit hier warten musstest. Wir hätten nicht nur an uns denken sollen."
"Stimmt", antwortete Takuya nur, packte mich am Arm und zog mich hinter sich her bis zum Rande des Freizeitparkes.
Dort blieben wir stehen.
"Was ist denn los? Was wollen wir hier?", fragte ich verwirrt, "ich muss Kouta-kun noch Bescheid sagen dass ich dich gefunden habe."
Ich holte also mein Handy aus der Tasch um Kouta anzurufen, doch Takuya schlug mir das Gerät aus der Hand.
Es fiel zu Boden und wurde durch Takuyas Tritte zerstört.
"Takuya-kun! Was soll das?", rief ich irritiert und wollte mich zu den Überresten meines Handys beugen, doch Takuya hielt mich zurück.
Er zog mich an sich und flüsterte mir ins Ohr: "Du musst Kouta nicht Bescheid geben, wir sind jetzt an der Reihe uns zu amüsieren, Kleine."
Ich bekam Gänsehaut.
Was hatte Takuya vor?
Ich wollte nicht, egal was es war, Takuya war mir nicht mehr geheuer.
Doch er zog mich hinter sich her als wäre ich eine Puppe.
Nicht weit von uns war das Riesenrad und genau dorthin zog er mich.
"Dein Blick vorhin war eindeutig", meinte er, "nur ein Idiot wie Kouta würde das nicht bemerken."
Idiot?
Ich dachte die beiden wären Freunde.
Mir blieb allerdings keine Zeit zum Nachdenken, da Takuya mich zu einer Kabine drängte.
Als wir beide Platz genommen hatten ging es auch schon los.
Wir fuhren eine halbe Runde, dann blieb das Riesenrad an der höchsten Stelle stehen, damit man die Aussicht genießen konnte.
Und die war überwältigend!
Links konnte man die kleine Stadt sehen und rechts den Wald und einen schmalen Fluss.
Die untergehende Sonne tauchte alles in rosarotes Licht und machte die Stimmung perfekt.
Begeistert sah ich mich um.
Doch Takuyas Stimme holte mich aus meiner Euphorie zurück auf den Boden.
"Lach nicht", brummte er.
Verwirrt sah ich ihn an.
"A-aber...", begann ich stotternd.
"Du bist viel schöner wenn du weinst. Ich will dich leiden sehen Kleine", unterbrach er mich.
Ich sah ihn verängstigt an und versuchte zurück zu weichen, doch in einer Riesenradkabine war das nicht wirklich möglich.
Takuya beugte sich zu mir vor: "Wo willst du denn hin (Y/N)-chan? Du kannst mir nicht entkommen!"
Was wollte er von mir?
Was war nur los?
Er beugte sich noch weiter zu mir und küsste mich auf den Mund.
Als er sich von mir löste grinste er: "Ich liebe die Angst in deinen Augen. (Y/N), das macht mich wahnsinnig."
Wahnsinnig war das richtige Wort für seinen Geisteszustand.
Er musste komplett krank sein.
Ich versuchte ihn von mir zu drücken, er war zu nah, viel zu nah.
Als das misslang begann ich ängstlich zu wimmern.
Ich hatte keine Chance gegen ihn.
Er war stärker und ich hatte keine Möglichkeit zu fliehen.
Ich war ihm absolut schutzlos ausgeliefert, er könnte sonst was mit mir anstellen.
Dieser Gedanke verstärkte mein Winseln.
"T-takuya-kun, b-bitte lass mich i-in Ruhe. Bitte hör auf", jammerte ich und tatsächlich ließ Takuya von mir ab.
Weinerlich sah ich zu ihm auf: "Was sollte das?"
"Ich liebe dich", antwortete er.
"Das ist keine Liebe!", schrie ich und spürte Sekunden später einen kräftigen Schlag auf meiner Wange.
Entsetzt starrte ich ihn an und versuchte den Schmerz zu ignorieren, der durch meine Wange zuckte.
Er hatte mich geschlagen!
"Du hast mir nichts zu sagen", fauchte Takuya, "ich entscheide wen und wie ich liebe und du wirst mir gehören du kleine Schlampe ob du willst oder nicht und wenn du dich wehrst wird das Konsequenzen haben!"
Eingeschüchtert nickte ich.
Ich sollte zumindest während der Fahrt dafür sorgen dass er sich nicht noch einmal aufregte, sobald ich hier raus war konnte ich immer noch weg laufen.
Nach einiger Zeit setzte sich das Riesenrad wieder in Bewegung.
Takuya und ich saßen die ganze restliche Fahrt schweigend in der Kabine.
Ich starrte nach draußen, während Takuyas Blick über meinen Körper schweifte.
Es war mir unangenehm, aber ich wollte ihn nicht noch einmal verärgern.
Als die Fahrt endlich vorbei war, riss ich die Tür auf, stolperte ins Freie und rannte los.
Ich hörte Takuya hinter mir her rufen, doch ich rannte weiter, schön blöd wenn ich auf ihn hören würde.
Ich rannte aus dem Park und plötzlich vernahm ich schnelle Schritte hinter mir.
Ich drehte mich nicht um, doch ich konnte mir denken wer hinter mir her lief.
Ich rannte so schnell ich konnte, doch ich war nicht schnell genug.
Takuya griff nach meinem Arm und hielt mich fest.
Dabei stolperte ich und fiel auf den harten, steinigen Boden.
Vor Schmerz stöhnte ich auf, was Takuya abfällig lachen ließ.
Von oben sah er auf mich herab.
Man sah ihm an wie sehr ihm das gefiel, er der König der Welt, Herr über mich und ich, das schwache, gebrechliche Mädchen zu seinen Füßen.
"Ich habe dir doch gesagt dass du mir nicht entkommen kannst", spottete er.
Ich ignorierte ihn und versuchte aufzustehen, mir tat zwar alles weh, aber ich wusste dass ich es schaffen konnte, zumindest wenn Takuya nicht gewesen wäre.
Er trat mir mit voller Kraft in den Bauch.
Ich brach wieder zusammen und rutschte einige Zentimeter über den steinigen Boden.
Die kleine Steinchen bohrten sich in meine Handflächen und Beine, rissen meine Klamotten auf und schürften meine Haut auf.
Tränen stiegen mir in die Augen.
"Das war die Strafe dafür, dass du mich hast warten lassen", meinte Takuya triumphierend und beugte sich zu mir runter, "die Strafe für deinen Fluchtversuch wird nicht so harmlos sein."
Er griff nach meiner Taille und stellte mich wieder auf die Beine.
Ich wimmerte vor Schmerz und Angst.
Er war ein Monster!
Ich konnte nur schwer stehen, geschweige denn laufen, weshalb Takuya mich über seine breite Schulter warf als wäre ich nicht schwerer als eine Feder.
Natürlich versuchte ich mich zu wehren, allerdings war das nicht wirklich vielversprechend.
Ich war müde, kaputt und ängstlich, außerdem hatte ich selbst bei vollem Bewusstsein kaum eine Chance gegen Takuya.
Als mir die Aussichtslosigkeit meiner Lage bewusst wurde begann ich zu weinen.
Kleine Tränen kullerten meine Wangen hinunter und tropften auf den Boden und Takuyas Shirt.
Ich hoffte auf ein Wunder, bevor ich ohnmächtig wurde.

Sie war unglaublich leicht.
Leichter als er gedacht hatte.
Ihr Widerstand war jämmerlich, aber es amüsierte ihn.
Er liebte ihre erbärmliche Art.
Sie war so schwach und er so stark.
Er war ihr überlegen und das freute ihn.
Er liebte sie, aber er wusste, dass er sie zerstören würde, doch auch das freute ihn.
Das war seine Art zu lieben!

My Yandere *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt