Er

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Ich sehe mich zum gefühlt hundertsten Mal um.
Die Straße hinter mir ist dunkel und leer, nur die Laternen werfen ein schwaches Licht.
"Hallo?", frage ich in die Dunkelheit und weiß nicht ob ich mir eine Antwort wünsche oder nicht.
Stille.
Eilig laufe ich weiter.
Plötzlich höre ich es wieder.
Schritte, irgendjemand folgt mir!
Ich drehe mich erneut schwungvoll um und da sehe ich ihn.
Eine Gestalt, groß, schlank mit dunklen Klamotten und der Kapuze vor den Augen.
Die Hände hat er in den Taschen und eigentlich ist das einzige, dass ich erkennen kann, sein breites Grinsen.
"Hallo (y/n)", sagt er mit rauer Stimme, bevor er sich umdreht und geht.

Die Laternen leuchten hell, die Masse der Menschen löst eine angenehme Atmosphäre aus und es duftet himmlisch nach Essen, doch meine Gedanken sind immer noch bei ihm.
Ich weiß nicht wer er ist oder wie er heißt, noch woher er kommt und doch ist er mir auf seltsame Weise bekannt.
"(Y/n)(Y/n)!", höre ich eine Stimme, dann eilige Schritte und plötzlich habe ich eine eiskalte Hand auf meinem Kimono liegen.
Erschrocken fahre ich herum und blicke direkt in die strahlenden Augen meiner besten Freundin Momoko.
"Endlich bist du daaaa! Wir haben uns schon Sorgen gemacht", meint sie, unbekümmert wie eh und je, und schüttelt vorwurfsvoll den Kopf, sodass ihre kurzen, blonden Haare lustig hin und her wippen.
"(Y/n)!!!", quieckt jemand und nur kurz darauf habe ich Kikiyo, Momokos kleine Schwester, im Arm.
"Tut mir leid, meine Mutter meinte ich soll sie mit zum Schreinfest nehmen", brummt Momoko nur und verdreht genervt die Augen.
"(Y/n)-chan, (Y/n)-chan", sagt Kikiyo und zupft an meinem Kimono, "fängst du mir einen Goldfisch?"
Ihre riesigen grünen Augen funkeln mich aufgeregt und bittend an, sodass ich gar nicht nein sagen kann.
Zu dritt machen wir uns also auf den Weg einen Goldfisch für Kikiyo zu fangen, als Momoko plötzlich stehen bleibt:
"Ach du scheiße, ich hab Tetsu komplett vergessen!"
Ich schaue sie überrascht an.
Tetsu ist Momos und mein bester Freund und hatte eigentlich gar nicht zum Fest kommen wollen.
"Ich hab ihn vorhin beim Teriyaki stehen gelassen, als Kikiyo dich gesehen hat."
Ich muss mich zusammenreißen nicht laut loszulachen.
Wie kann man nur so verpeilt sein?
Das ist so typisch für Momo.
"Ich geh ihn kurz holen", biete ich an, "geh du mit Kiki-chan schonmal vor, wir kommen dann nach."
Momo nickt, also mache ich mich auf die Suche nach Tetsu.
Doch plötzlich ist es wieder da, das Gefühl beobachtet zu werden.
Ich schaue mich unsicher um, aber es sind so viele Menschen hier.
Doch trotzdem habe ich das Gefühl, dass ein Augenpaar an mir haftet.

Als ich den Teriyaki Stand erreiche, fehlt von Tetsu jede Spur.
Na toll, wahrscheinlich hat er sich auch auf die Suche gemacht, nachdem Momo und Kiki so plötzlich verschwunden sind.
"Tetsu!", rufe ich, in der Hoffnung, dass er doch noch in der Nähe ist, doch natürlich erhalte ich keine Antwort.
Ich laufe ein Stück durchs Gedränge und halte die Augen offen, als plötzlich mein Handy klingelt.
"Tetsu hat grade angerufen, er ist gegangen. Er meinte er hätte keinen Bock uns zu suchen", höre ich Momo sagen.
Ich kann förmlich sehen wie sie die Augen verdreht.
"Wir sind jetzt beim Crepé Stand", fügt sie noch hinzu und legt auf.

Nach einem schönen Abend und gnadenlos überfressen, laufe ich zurück nach Hause, besser gesagt ins Schülerwohnheim des Internats, aber Home ist Home und ich war noch nie sehr pingelig, was Wohnungen angeht.
Schließlich hatten mich meine Eltern in alle möglichen Internate gesteckt.
Müde lasse ich mich aufs Bett fallen und bin kurz darauf eingeschlafen.

Mitten in der Nacht werde ich wach.
Das gleiche Gefühl.
Es ist immer dasselbe.
Ich fahre kerzengerade hoch und sehe mich um.
Er ist wieder da, ich spüre es.
Ich weiß es.
Kalter Schweiß läuft mir den Rücken runter.
"Hallo?", flüster ich in die Dunkelheit.
Stille.

"(Y/n)-chan, wenn wir groß sind heitaten wir und bekommen ganz viele Kinder, okay?"
Ich nicke und der kleine Junge setzt mir eine Krone aus Blümchen auf.
"Denn du bist die Einzige für mich."
Er lacht.
Ich lache.
Dann nimmt er meine Hand und küsst mich.
"Ihhh, sowas ist eklig", rufe ich und fahre mir schnell mit dem Ärmel über den Mund.
Er lacht.
Ich nicht.

Diese Erinnerung durchzuckt mich wie ein Blitz.
Ich weiß nicht woher das auf einmal kommt und ich weiß auch nicht wieso in dieser Situation.
"Bitte lass mich in Ruhe", flüstere ich in die Dunkelheit.
Ein leises lachen.
Ich fahre herum und scanne das ganze Zimmer mit den Augen ab.
Da ist nichts und doch scheint er überall zu sein.
Ich beginne zu zittern.
"Geh weg, bitte. Bitte lass mich in Ruhe."
Eine kühle Hand legt sich um meinen Hals.
Ich spüre den unangenehmen Druck und schnappe nach Luft.
"Was willst du von mir?", japse ich mit Tränen in den Augen.
Ich spüre eine andere Hand meinen Körper entlang fahren.
Ich will mich wehren, doch die Hand um meinen Hals drückt mir die Luft ab und lässt mich unbeweglich da sitzen.
Er leckt mir übers Ohr und knabbert an meinem Ohrläppchen.
Währenddessen wandert seine Hand zwischen meine Beine.
"Bitte hör auf, lass mich in Ruhe", flehe ich.
Ich höre sein raues lachen.
"Ich hab dich gefunden Darling, dachtest du, du könntest mir entkommen?"
Was passiert hier?
Was meint er damit?
Plötzlich bin ich wieder frei.
Ich schnappe nach Luft und fasse mir an den schmerzenden Hals.
Ich höre klackern, dann Schritte, dann Stille.
Er ist wieder weg.
Ich atme erleichtert aus.
Ich weiß nicht wie lange ich Ruhe haben werde und trotzdem bin ich unendlich erleichtert.

Übermüdet schleife ich mich ins Klassenzimmer.
Ich habe es kaum geschafft zu schlafen.
"Tschuldigung", murmel ich in Richtung meines Lehrers, als ich den Klassenraum betrete und zu meinem Platz schlurfe.
"Mensch (Y/n), was ist bloß in letzter Zeit los mit dir?", flüstert mir Tetsu zu, als er mich sieht und mustert mich besorgt.
Ehe ich antworten kann lässt sich plötzlich jemand auf den Platz neben mir fallen.
"Na, auch verschlafen?", fragt Kota und zwinkert mir zu.
Kota ist Tetsus ältere Bruder und ein totaler Fuckboy.
Aus irgendeinem Grund hat er es in letzter Zeit auf mich abgesehen.
"Man Kota, lass deine Finger von ihr", zischt Tetsu und funkelt seinen Bruder wütend an.
"Awww stehst du etwa auf sie?", will dieser wissen und wackelt herausfordernd mit den Augenbrauen.
Die beiden Brüder schauen sich böse an, so als würden sie sich jeden Moment umbringen.
"Bitte hört auf", zische ich und zupfe an Kotas Ärmel.
"Natürlich Darling, dein Wunsch ist mir Befehl."
Ich verdrehe nur die Augen, aber wenigstens kann ich mich so wieder auf den Unterricht konzentrieren.

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Yay, Neko-chan ist baaaack!
Ich hab leider in letzter Zeit so Null Ideen was ich schreiben könnte, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem. ^^
Ich wurde außerdem des öfteren gefragt ob ich weiter schreibe und ja, here we go again. XD
Danke für eure Unterstützung und Kommentare. :3

~Neko

My Yandere *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt