Leiden

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Seit Tagen schallte traurige Musik lautstark durch mein Zimmer,
Taschentücher türmten sich neben meinem Bett und die Rollläden waren auch seit Tagen unten.
Seit diesem Tag hockte ich in meinem Zimmer und wollte nichts mehr mit der Außenwelt zutun haben.
Meine Welt war zusammengebrochen, nichts machte noch Sinn.
"(Y/N)! Es reicht jetzt! Komm jetzt sofort da raus! Seit sechs Tagen verkriechst du dich schon und lässt mich hier alleine schuften!"
Hotaru...
Meine große Schwester.
Ihre Stimme drang kaum zu mir durch.
Sechs Tage waren es also schon.
Sechs Tage...
Ich erinnerte mich nur zu gut wie Kyoya mich vor sieben Tagen in den Park bestellt hatte, nur um mir zu sagen dass es aus war.
Er hatte nh Neue.
Cooler, hübscher und tausend mal interessanter als ich...
Für so eine oberflächliche Schlampe hatte er mich fallen gelassen.
Eigentlich hätte ich sauer sein sollen, aber es tat so weh...
Wieder rollten Tränen aus meinen Augen.
Warum?
Die einzige Frage, die tagtäglich in Endlosschleife durch meinen Kopf jagte.
"Jetzt ernsthaft (Y/N). Das ist nicht der Weltuntergang. Komm jetzt endlich raus, ich brauche deine Hilfe", jammerte Hotaru weiter.
Am liebsten hätte ich mir einfach die Decke über den Kopf gezogen, aber sie hatte ja Recht.
Ich konnte mich nicht ewig verkriechen und ihr die ganze Arbeit überlassen.
Schließlich durfte ich bei ihr wohnen.
Hotaru war viel älter als ich, studierte und hatte eine eigene Wohnung.
Weil ich Stress mit unseren Eltern hatte ließ sie mich bei sich wohnen, also war es selbstverständlich dass ich ihr so gut es ging zur Hand ging.
Aber zur Zeit ging es halt einfach nicht!
Bei jeder Bewegung stachen die winzigen Splitter meines gebrochenen Herzens tief in meine Brust.
Warum tat es nur so verdammt weh?!
Wusste Kyoya überhaupt wie sehr er mir weh tat?
Kyoya...
Und wieder kamen die Tränen.
Verdammt, wann hörte das denn auf?
Er war sicher glücklich.
Glücklich mit seiner Neuen, während ich hier drinnen verreckte...
"Ok (Y/N), du brauchst mir nicht helfen, aber geh wenigstens wieder zur Schule", seufzte Hotaru und ich hörte wie sie schlurfend davon ging.
Schule?!
Damit ich ihm über den Weg laufen muss?
Damit ich ihn wieder sehen muss?
Damit ich sehen muss wie glücklich er mit seiner Rikka ist?!
Bitte tu mir das nicht an Hotaru!
Ich bin noch nicht soweit...

Doch Hotaru kannte keine Gnade.
Pünktlich um sechs Uhr morgens hämmerte sie gegen die Tür, sodass ich gezwungen war aus meinen Träumen zu erwachen.
Träume in denen zwischen Kyoya und mir noch alles in Ordnung war und Rikka nicht existierte.
"Aufwachen (Y/N)!", brüllte meine Schwester zusätzlich zum rhythmischen Hämmern ihrer Fäuste.
"Bin wach", brummte ich, "und bitte lass die Tür ganz."
Lustlos quälte ich mich aus dem Bett und machte mich fertig für einen ätzenden Schultag.
Es dauerte ewig bis ich alles zusammen hatte und gerade als ich gehen wollte stellte sich Hotaru mir in den Weg.
"So, meine Liebe", sie blickte an mir runter, "gehst du nicht aus dem Haus."
Auch ich schaute an mir runter.
Alles saß schief und war mehr schlecht als recht verschlossen.
Ich glaube so verkörperte ich das Klischee eines Mädchens mit Liebeskummer.
Hotaru beugte sich zu mir runter und begann mich richtig anzuziehen.
Ich fühlte mich zwar wie ein Kleinkind, was nicht in der Lage war sich alleine anzuziehen, aber ich war ihr auch unglaublich dankbar.
Schließlich wollte ich bei meiner Rückkehr aus der Versenkung nicht so wirken als würde ich ohne Kyoya überhaupt nicht klar kommen.
Das stimmt zwar irgendwie nicht, aber man konnte ja wenigstens versuchen den Eindruck des starken Mädchens zu übermitteln.
Kyoya sollte auf keinen Fall merken wie schlecht es mir ging.
Andererseits hatte er das wahrscheinlich schon längst getan, schließlich hatte ich eine ganze Woche in der Schule gefehlt.
"Ok, fertig", Hotaru stand zufrieden auf und betrachtete ihr Werk.
"Siehst gut aus (Y/N)", sie lächelte aufmunternd, "und jetzt geh raus und zeig diesem Kyoya was für ein wahnsinnig tolles Mädchen er verloren hat!"
Ich nickt und zum ersten Mal seit einer Woche lächelte ich wieder.
Dann lief ich los.
Am Gartentor drehte ich mich noch mal um.
Hotaru stand noch in der Tür und streckte mir den erhobenen Daumen entgegen.
Ich grinste, winkte nochmal und machte mich endgültig auf den Weg zur Schule.

Als ich am Schultor ankam hätte ich am liebsten gleich wieder umgedreht.
Dort am Eingang stand doch tatsächlich Kyoya mit dieser Rikka in den Armen.
Sie schienen schon jetzt so vertraut miteinander zu sein wie Kyoya und ich es erst nach Monaten waren.
Eifersucht und Schmerz keimten in mir.
Am liebsten wäre ich nach Hause gerannt und hätte mich wieder bei trauriger Musik und völliger Dunkelheit in meinem Zimmer verkrochen.
Oder Rikka eine reingehauen.
Das würde sicher auch Spaß machen.
Am besten beides.
Rikka zeigen was ich von ihr halte und dann abhauen...
Doch stattdessen lief ich einfach weiter und warf Kyoya nur ein unscheinbares Lächeln zu.
Sollte er sich doch fragen was das bedeuten sollte.
Ich wusste es ja selbst nicht.
Als ich fast vorbei war kam ein kurzes Stöhnen von Kyoyas Schlampe.
Und ohne es zu wollen schielte ich zu den beiden nach hinten.
Ich konnte nur sehen wie Kyoya Rikka die Zunge in den Hals steckte, dann verschwamm meine Sicht.
Unauffällig beschleunigte ich meine Schritte, er durfte nicht sehen wie ich weinte!
Ich versuchte mich so sehr aufs Laufen zu konzentrieren, dass die Tränen nicht fließen konnten.
Leider taten sie es trotzdem und ich betete, dass Kyoya mich nicht sah.
Auf dem Weg ins Klassenzimmer versuchte ich mein verweintes Gesicht wieder in Ordnung zu bringen und ließ mich, dort angekommen, auf meinen Platz fallen.
Ich hoffte kurz meine Ruhe zu haben, doch falsch gedacht.
"(Y/N)-chan! Du lebst noch! Schön dich auch mal wieder zu sehen."
Ayumi, meine "beste Freundin" seit dem Kindergarten.
Absolut uneinfühlsam, anhänglich  und nervig, genau der Mensch, den ich jetzt absolut nicht gebrauchen konnte.
"Wie siehst du denn aus? Wann hast du das letzte mal geschlafen? Du weißt schon dass es Make-up gibt? Muss ja nicht jeder gleich sehen dass du halb tot bist. Uhhh ich habs! Du siehst aus wie ein Zombie aus diesem einen Anime. Warte ich leih dir mein Make-up. Wo hab ich das denn nur..."
Sie begann wild in ihrer Tasche zu kramen.
"Geh weg", stöhnte ich nur genervt und ließ meinen Kopf auf die Tischplatte sinken.
Als Ayumi plötzlich das wilde Kramen stoppte sah ich ein wenig auf.
Irgendeine Typ stand neben ihr und legte ihr gerade zärtlich den Arm um die Schulter.
"Hey Schatz", flötete Ayumi und schien mich schon wieder komplett vergessen zu haben.
Die beiden küssten sich flüchtig und waren genauso schnell verschwunden wie sie gekommen waren.
Sowas von oberflächlich...
Aber Ayumi war begehrt.
Ich hatte irgendwann aufgehört zu zählen wie viele Beziehung, wenn man es so nennen konnte, sie schon geführt hatte.
Ich verstand nicht was die Jungs so toll an ihr fanden.
Sie hatte absolut keinen Charakter und ihr Gesicht war mit Make-up zu
tapeziert.
Ok, sie hatte ziemlich große Brüste und auch nicht gerade wenig Hintern, aber konnte das wirklich alles sein?
Sonst war sie doch einfach nur abstoßend.
Ich senkte meinen Kopf wieder der Tischplatte entgegen und hoffte, dass der Unterricht möglichst schnell vorbei gehen würde.

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Etwas anderer Anfang und wenn es langweilig ist tut es mir leid, aber mir hilft das Schreiben immer und um meinen eigenen Kummer zu verarbeiten habe ich ihn in diese Geschichte gepackt.
Aber keine Sorge es bleibt natürlich nh Yandere Geschichte. ^^

~Neko

My Yandere *pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt