Albträume

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Friedlich ruhte die Nacht über der Wache.
Die Stille verschluckte jegliche Kälte und alle schliefen friedlich.
Alle lagen in ihren warmen Betten und genossen ihre unbekümmerte Ruhe.
Nur Jon und Sansa waren hellwach.
Sansa's Bruder war von ihren Schreien geweckt worden.
Sie hatte es selbst kaum gemerkt und war voll und ganz in ihrem Albtraum versunken gewesen.
Tagelang hatte sie, als sie auf der Flucht gewesen war, kaum geschlafen und hatte sich deshalb auf einen erholsamen Schlaf gefreut.
Doch ihr Unterbewusstsein vergaß nicht was ihr angetan worden war.

Jon saß seiner Schwester gegenüber und sah sie besorgt an.
Es hatte ihn mit Schmerz erfüllt als er ihre verzweifelten Schreie und ihr klägliches Weinen gehört hatte.
Er hoffte es nie wieder zu hören.
"Sansa wir sollten darüber reden."
Mit verweinten roten Augen schaute die junge Frau den Lockenkopf bedrückt an. Dann schüttelte sie ängstlich den Kopf.
"Du willst doch auch nicht über alles reden, was dir passiert ist."
"Mir wurde nicht so sehr wehgetan wie dir.
Irgendwann wirst du es verarbeiten müssen um es zu vergessen."

Wieder schüttelte die Rothaarige den Kopf. Jon bekam einen flehenden Blick von ihr zugeworfen.
Er schnaufte tief und presste die Lippen ratlos zusammen.
"Würdest du mit jemandem anders reden wollen? Einer Frau?"
Sie krümmte die Augenbrauen und sah ihn überlegend an, schüttelte jedoch dann wieder den Kopf.
"Sansa er kann dir nichts mehr tun.
Das würde ich nie zulassen."
"Ich bin nicht sicher vor ihm solange er noch lebt und über den Norden herrscht."
Jon blickte von ihr weg. Dann ließ er einen angestrengten Seufzer von sich.
"Bitte Jon," sagte Sansa flehend.
"Ich möchte nach Hause."
Ihr Bruder schluckte. Ein betrübter Ausdruck zierte sein Gesicht.
Auch er wollte heimkehren.
Nichts lieber als das.
Schon lange sehnte er sich nach einem Zuhause.
Die Nachtwache hatte ihn hintergangen.
Sie war kein Heim mehr für ihn.
"Ich werde Mayisa holen," entschloss er sich schließlich.
Verwirrt schaute Sansa zu ihrem Bruder auf, der zur Tür lief.
"Mayisa?" Sansa runzelte ihre Stirn über den sonderbaren Namen.
"Sie ist eine Lady und neben dir die einzige Frau hier. Es ist eine lange Geschichte."
"Ich dachte Frauen bei der Nachtwache sind verboten."

Jon biss sich auf die Lippe.
"Sie brachte mir das hier."
Er zog bedacht das Dokument hervor und gab es seiner Schwester.
Sansa rollte neugierig das Stück Papier auf und fing an zu lesen.
Jon konnte erkennen, wie ihr Blick immer mehr und mehr ihrer Kontrolle entwich.
Dann schaute zu ihrem Bruder auf.
"Wenn du das hier besitzt, wieso sind wir dann noch hier?
Du hast das Recht auf Winterfell und den Norden!
Die Lords werden uns sofort helfen, wenn sie die Unterschriften von Mutter und Robb sehen!"
Jon seufzte erneut.
Er verstand Sansa's Enthusiasmus für einen Kampf gegen Ramsay.
Auch er wollte dieses Monster tot sehen und Winterfell in den Händen seiner Familie wissen.
Dennoch war er inmoment nicht bereit einen weiteren Schlacht zu führen.

"Du glaubst also die Unterschrift ist echt."
"Natürlich! Ich kenne Mutters Unterzeichnung in und auswendig!"
Jon wirkte hin und her gerissen.
"Und dieses Mädchen hat dieses Dokument dir überreicht?"
Er nickte.
"Sie war Talisa's beste Freundin und eine von Robb's engeren Vertrauten im Krieg."
"Wie hat sie dann überlebt?"
Jon griff zum Türgriff und öffnete leise die Tür.
"Das kannst du sie gleich selbst fragen."

Mit zügigen Schritten lief er zu dem Zimmer von Mayisa.
Kurz vor der Tür machte er Halt und ging einen Moment in sich.
Wie konnte er Sansa nur helfen?
Nichts wollte er inmoment mehr.
Sie war seine Schwester und er würde alles geben um die Albträume und Lasten von ihr zu nehmen, die sie mit sich trug.
Ohne zu Klopfen öffnete er schließlich energisch die Tür.
Mayisa's Kopf fuhr hoch. Entgeistert blickte die braunhaarige Schönheit dem schwarzen Lockenkopf entgegen.
Sie wirkte etwas verwirrt. Verlegen fuhren die zarten Finger durch die braunen Haare.
Wie gern Jon sie doch mal angefasst hätte.
"Jon...ihr..."
Ein Gähnen von ihr unterbrach den Satz. Sie sah ihn verschlafen an und lächelte dann lieb.
"Es tut mir leid euch zu wecken aber ich brauche eure Hilfe," entschuldigte die Krähe sich.
Sie nickte nur. Dann erhob sie sich.
Rasch wandte Jon seinen Blick ab, als er merkte, dass sie nur ein Unterkleid trug.

Drachenfeuer | jon snowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt