Kummer

1.9K 80 2
                                    

"Mylady ihr solltet den Kopf nicht so hängen lassen."



Mayisa sah auf und blickte traurig in das Gesicht der blonden Brienne und zuckte lustlos mit den Schultern.
Sie saß ohne Haltung auf dem Rücken des Pferdes und schnaufte.



"Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, doch dürft ihr soetwas nicht an euch heranlassen."



Das junge Mädchen seufzte und schaute geradeaus.
Seit zwei Tagen ritt sie mit diesem unwohlen Gefühl, dass sie so traurig machte.


Mayisa war froh, dass sie am heutigen Morgen endlich auf Brienne und den Knappen Podrick getroffen waren, denn sie fühlte sich doch etwas unwohl bei diesen fremden Soldaten.



"Wie lange werden wir nach Weißwasserhafen brauchen," fragte Mayisa, ohne auf Brienne's vorherige Bemerkungen einzugehen.




Die blonde Frau schaute nachdenklich zu dem jungen Mädchen.
Es war ihr aufgefallen, dass sie etwas bedrückte und Brienne würde am liebsten schnell etwas dagegen tun.
Allerdings verschloss sich die junge Lady immer mehr und versank in ihrer Trauer.
Lady Brienne konnte es sich kaum vorstellen, was im Lager passiert war.
Mayisa wirkte so eingeschüchtert und erniedrigt, dass Brienne das schlimmste befürchtete.





"Mylady, wenn euch jemand-"

"Wie lange!"
Energisch schaute sie zu der blonden Frau und blickte grimmig drein.
Sie wollte nicht über ihren Kummer sprechen.





Sie wollte nur wissen, wann sie ihren Bruder sehen würde und wann sie wieder das Gefühl von Geborgenheit spüren konnte.
Sie fühlte sich wie in Trance und völlig allein gelassen auf dieser Welt.
Endlich wollte sie wieder einen vertrauten Menschen aus ihrem alten Leben sehen.
Sie sehnte sich so sehr nach ihrem alten Leben in Volantis.
Perfekt war es auch nicht gewesen, doch fühlte sie sicher und nicht heimatlos.


Noch immer war sie eine Fremde in Westeros und verstand manche Kultur nicht.
Trotz allen Unterschieden schienen beide Kontinente an Brutalität nicht zu verhungern. Hier in Westeros hatte sie mehr von dem Elend und Grauen dieser Welt erfahren, doch wusste sie, dass es in Essos genauso grausam zuging.
Sie wusste, dass dort Sklaven wie Pferdescheiße behandelt wurden, weshalb Talisa sie damals auch recht schnell überreden konnte mit ihr nach Westeros zu segeln.




Noch genau konnte sich Mayisa an die leuchtenden Augen ihrer Freundin erinnern, als sie das erste Mal den Boden von Westeros betraten.
Talisa wollte Essos entfliehen und neu anfangen.

Natürlich hätte sie nie geahnt, dass sie auf den König des Nordens treffen würde und ihn heiraten würde.

Sie hatte exakt ihr Gesicht und ihr Lächeln vor Augen.
Talisa fehlte ihr sehr und sie hoffte sie könnte eines Tages Frieden mit ihren Gedanken schließen. Selbstverständlich hegte sie Rachegedanken, doch sie wusste, dass sie wohl nie die Möglichkeit haben würde einen der Freys selbst umzubringen.  Normalerweise war sie nicht rachsüchtig, doch hatten die Freys die Gastfreundschaft missbraucht und nur zu eigenem Nutzen den König des Nordens umgebracht.
Es waren hinterhältige seelenlose Monster gewesen, die Talisa getötet hatten.

Mayisa hatte viel zu viele Geschichten gehört über diese Nacht und wie sie alle gestorben waren.
Es hieß, dass sie ihrer engsten Freundin mehrere Male in den Bauch gestochen hatten und sie verbluten ließen, während sich Robb Stark mit Pfeilen in der Brust zu ihr schleifte und ihren toten Körper in seinen Händen hielt.

Mit Stolz hatten Frey Anhänger davon erzählt, wie sie den Kopf seines Schattenwolfes auf seinen geköpften Körper genäht hatten und ihn dann auf ein Pferd gesetzt hatten um ihn selbst im Tod zu schänden.





Drachenfeuer | jon snowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt