Arrest

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"Ich danke euch für eure Treue und Ergebenheit, Jon Schnee, aber in diesem Moment hättet ihr nur einmal lügen müssen und es hätte uns viel Drama erspart."

Leicht enttäuscht wandte die Blonde den Blick von dem schwarzen Lockenkopf ab und widmete ihre Aufmerksamkeit dem rauschenden Meer.
Die Reling unter ihren zarten Händen fühlte sich selbst durch die Handschuhe eiskalt an.
Das harte Holz unter ihren Fingern beunruhigte ihr Gemüt nur noch mehr und der beißende Wind um ihre Wangen ließ sie hin und wieder erzittern.
Die Nacht war kälter und dunkler als alle anderen zuvor.
Nur der Mond schien schwach, doch erhellte er kaum das Wasser vor ihnen.

Es war ein bedeutender Dämpfer für Jon Schnee, als die Drachenkönigin sich so enttäuscht ihm gegenüber verhielt, nur weil er die Wahrheit gesagt hatte.
Es traf ihn wie ein leichtes Ziepen im Herzen und versetzte ihn in ein Unwohlsein, dass er sofort loswerden wollte.
Sein Kopf drehte sich in Richtung Daenerys und die Augen hefteten sich fasziniert an ihr feines Gesicht.

"Ich bin der Überzeugung, dass ich immer die Wahrheit sagen sollte," behauptete Schnee.

"Hat das nicht euren Vater das Leben gekostet?"
Sie zog die Augenbrauen hoch und wandte sich wieder zu ihm.

Jon schluckte, weil er erkannte wie sehr sie Recht hatte.
Doch er wollte es nicht zugeben.

"Ihr hättet Cersei einfach zustimmen müssen und dann hätte Tyrion sich nicht in diese Gefahr begeben müssen," fuhr sie fort.

"Verzeiht mir, meine Königin," gab er zurück und machte einen Schritt nach vorne.
Noch immer war es ungewohnt für ihn einen anderen Menschen wieder mit diesem Titel anzusprechen.
Aber Jon hatte sich entschieden seine Macht abzulegen und Daenerys die Treue zu schwören.
Es würde alles erleichtern und Konflikte vermeiden.
Allerdings war er sich unsicher wie Sansa darauf reagieren würde.




"Vermisst ihr eure Geliebte?", fragte Daenerys nachdenklich.
Ihr Blick war starr und traurig, als ob dieser Gedanke sie schon länger beschäftigen würde.

Jon legte verwundert den Kopf schief und runzelte die Stirn.
Seit Tagen war er nur in Gegenwart der Königin gewesen und hatte sich treu an ihrer Seite gezeigt.
Er hatte nichts mehr von Mayisa gehört seit sie abgereist war und erwähnt hatte Jon sie auch nicht.
Es war als wenn er es vermied über sie nachzudenken oder ihren Namen auszusprechen.

Die Königin konnte sehen wie sehr er nachdachte um die richtigen Worte zu finden.
Er schien abzuwägen welche Antwort die klügste ihr gegenüber war.

"Nein, das tue ich nicht."

Kurz lachte sie schnaufend auf und verdrehte dann die Augen.
"Zu Cersei Lennister seid ihr ohne Zweifel ehrlich, doch eure eigene Königin belügt ihr?"

Der Bastard schnappte nach Luft und zuckte mit dem Kopf zurück.
Sein ertappter Blick und die fehlenden Worte bestätigten Daenerys.
Sie verschränkte die Arme und zog die Brauen hoch.

Natürlich vermisste er sie.
Es war keine Frage, auf dessen Daenerys eine Antwort von ihm wollte.
Sie kannte die Antwort bereits.
Jon vermisste das Mädchen und ihre Anwesenheit.
Er sehnte sich nach ihren warmen liebevollen Blicken, die nur ihm gehört hatten.
Mayisa hatte ihn so angeschaut, als wenn sie alles an ihm ohne Zweifel lieben würde.
Jon hatte immer das Gefühl begleitet, dass sie ihn nicht verurteilte und er in ihrer Gegenwart so sein konnte wie er war.
Sie liebte genauso wie er war.
Exakt dieses Gefühl vermisste Jon.
Er vermisste ihren langen weichen Haare, die so wunderschön braun waren, dass er sie durchgehend anfassen wollte.
Jon sehnte sich nach ihrer weichen Haut und den Berührungen ihrer zarten Finger auf seinem Körper.
Seine Lippen waren gierig nach ihren Küssen und seine Ohren verlangten nach ihrer engelsgleichen Stimme.
Es bestand kein Zweifel daran, dass er sie vermisste.
Nur hatte er es unterdrückt darüber nachzudenken.

Drachenfeuer | jon snowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt