Ostwacht

1.3K 54 8
                                    

Mit leichtem mulmigem Gefühl betrat Mayisa das Gemach des Königs.
Ihr war bewusst, dass es auch ihres war, doch fühlte sie sich immer wieder wie eine Fremde, wenn sie daran dachte.

Jon stand auf dem harten Holzboden und schnürte sich gerade die Rüstung fest.
Er blickte kurz auf, hantierte jedoch an den Schlaufen weiter.

"Wir legen bereits an.
Der Tag ist angebrochen.
Es ist eisig kalt und der Wind ist brutal stark," murmelte Mayisa und ging mit einigen Schritten auf ihn zu.

"Du warst die ganze Nacht verschollen," bemerkte er mit tiefer Stimme.
Seine Augen lagen nachdenklich auf ihrem Gesicht.
Mayisa begann die Rüstung an seinem Körper zu befestigen und sah hochkonzentriert aus.

"Ich war an Deck."

"Bei diesem Wetter?"
Besorgt musterte er sie.
Sein eindringlicher Blick verunsicherte sie.
Augenblicklich nahm sie die Finger von ihm und schaute in sein Gesicht.

"Exakt. Ser Davos war bei mir.
Wir redeten eine Weile lang."

"Und ihr habt nicht vor eurem König zu berichten worüber ihr geredet habt?"

Herausfordernd schmunzelte er seiner Geliebten entgegen.
Ihr süßes Grinsen erwärmte sein Herz und stimmte ihn glücklich.

"Es ging um Gefühle, die wir beide verspüren."

Jon zog schmunzelnd die Brauen hoch und legte ergreifend den Arm um ihre Taille.
"Gefühle also?"

Mayisa nickte nur und strich mit zarten Finger über das kalte Metall, dass seine starke Brust bedeckte.

"Woher weißt du denn, dass ich die ganze Nacht weg war?"

Jetzt war sie es die ihn herausfordernd anblickte.

Jon schnappte nach Luft und legte den Kopf schief.
Er wusste worauf dies hinauslaufen würde.

"Ich-," setzte er an, doch Mayisa kam ihm zuvor.

"Du warst die ganze Nacht wach!"

Sein ertapptes Gesicht bestätigte sie und kopfschüttelnd verschränkte Mayisa vorwurfsvoll die Arme.

"Ich habe dir gesagt du sollst schlafen gehen um Kraft zu sammeln für deinen Auftrag."

"Du redest wie eine Mutter," lachte er herzlich und behielt sie stets bei sich.

"Gewöhn dich schon mal dran."

Er lachte herzlich auf.
Sanft wanderten seine Finger zu ihren Haaren und er strich liebevoll über ihre weiche Haarpracht.
Dann legte er seine Hand an ihre Wange.
Sehnsüchtig legte sie ihr Gesicht in seine schützende Hand und schloss die Augen.

"Ich habe auf dich gewartet.
Wir hätten diese Nacht miteinander verbringen sollen...," murmelte er mit vibrierender Stimme.

Sie lächelte sanft mit geschlossenen Augen und genoss seine starke Hand auf ihren Wangen.

"Ich weiß, was du meinst..."

"Es könnte meine Letzte sein,"sprach er es schließlich aus.

Tief holte Mayisa Luft und schnaufte dann bedrückt den Atem aus.
Langsam zwang sie sich ein Lächeln auf um nicht wieder in Traurigkeit zu versinken und auch ihn von niedergeschlagenen Blicken abzuhalten.
Mit vorsichtigen Fingern strich sie liebevoll über seine Haut.

"Das wird es nicht,"murmelte sie sehnsüchtig.
"Du bist ein sehr guter Schwertkämpfer und hast in der Vergangenheit gegen die Toten gewonnen."

Drachenfeuer | jon snowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt