Lastenträger

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Mit stummen langem Blick sah Mayisa in die Ferne. Der Schnee wurde weniger je südlicher sie ritten.

Es waren drei Tage vergangen seitdem sie von der Mauer losgeritten waren. Sie merkte kaum einen Temperaturunterschied, den sie sich so sehnlichst gewünscht hatte. Immer noch trug sie den Umhang, der mit Fell besetzt war, von Jon Schnee.

Sie hatte kurz vor Aufbruch bemerkt wie Sansa ihm einen neuen gegeben hatte. Mayisa war sehr glücklich darüber, dass sich zwei Starks wieder vereint hatten. Dafür war sie jahrelang durch den Norden gereist.

Die Wildlinge waren bereits auf ihrer Seite und folgten ihnen. Sie wusste nicht wie viel es waren, doch waren es sehr viele Zelte, die sich im schützenden Tal erstreckten. Es herrschte ein leichter Schneefall, jedoch blieben die Flocken nicht auf dem Boden liegen.

Jon versuchte immernoch sie zu überreden hier zu bleiben. Mittlerweile war sie auch hin und hergerissen und überlegte ununterbrochen über einen anderen Weg ihren Bruder zu finden. Wäre es zu riskant einfach einen Raben nach Volantis zu ihrem alten Zuhause zu schicken? Sie müsste einen Treffpunkt ausmachen um ihn dann mit zum Lager der zwei Starkgeschwister mitzunehmen. Zu gerne würde sie hier bleiben.

Mayisa hatte Sansa richtig ins Herz geschlossen und bewunderte sie zutiefst. Oft hatten sie in den letzten Tagen nebeneinander in Sansa's Zelt gesessen und gemeinsam bei warmem Feuer geredet und dabei einige Kleider gestickt.

Sansa schien sehr geschickt in dieser Tätigkeit zu sein und gab Mayisa hin und wieder nützliche Tipps. Sansa hatte ihr das Kleid geschenkt, das sie selbst genäht hatte. Mayisa trug es gerade und sah an sich herunter. Es war ein dunkelblauer bequemer Stoff. Sansa hatte es zuerst für sich selbst genäht, weshalb die Proportionen nicht gestimmt hatten, als Mayisa es anprobierte. Es musste lustig ausgesehen haben wie sie mit zu langen Ärmeln und zu langem Rock dort stand, denn Sansa hatte herzlich gekichert. Sie mussten es kürzen und etwas enger machen. Nun passte es perfekt und Mayisa fühlte sich in dem Kleid geborgen.
Sie hatte es von einem Menschen bekommen, der trotz aller schlimmer Ereignisse noch ein gutes Herz besaß.
Mayisa hatte großen Respekt vor ihr und spürte ihr gegenüber eine große Bewunderung.
Sansa war in etwa gleich alt und das braunhaarige Mädchen konnte sich nur zu gut vorstellen was sie erdulden musste.

Sansa hatte von dem ersten Ereignis erzählt, bei dem sie merkte, dass die Zeiten in Königsmund für sie schwer sein würden. Joffrey hatte sie gezwungen den aufgespießten Kopf von Ned Stark, ihres Vaters, anzusehen. Noch immer konnte Sansa die salzigen Tränen auf ihrem Gesicht spüren. Sie konnte noch immer die Verzweiflung fühlen, die sich dann ruckartig in Wut und Hass umgewandelt hatte. Sie hatte Joffrey, dem König, gedroht. Er hatte ihr erzählt, dass er auch Robb's Kopf bald dort aufspießen lassen würde. Dies hatte Sansa wütend gemacht. Sie deutete an, dass vielleicht auch Robb ihr den Kopf von Joffrey bringen würde. Zu gerne wollte sie, dass Robb es geschafft hätte, hatte sie zu Mayisa gesagt. Doch leider wurde dieser Wunsch nie wahr und das einzige was Sansa je bekam waren Ohrfeigen von Meryn Trant, einem Wiederling aus der Königsgarde.

Auch Mayisa konnte sich an solche Erfahrungen erinnern. Sie war ruppige Männer gewohnt, da ihr Vater auch manchmal etwas herrisch gewesen war. Ebenfalls ihr Bruder. Aber trotzdem schockte es sie, dass es noch brutalere Männer gab. Diese Welt war nichts für kleine Mädchen. Überall wurde Frauen und Mädchen wehgetan.
Sie wusste noch genau welch kalte Nacht es war, als sie auf dem Weg zu dem nächsten Dorf war.
Plötzlich hatte sie Schritte hinter sich gehört. Mayisa war damals öfter nachts gelaufen. Nachts trieben sich nicht viele herum. Nur einige betrunkene Männer. Das Problem war, dass Betrunkene entweder gewalttätiger und netter wurden. In dieser Nacht traf sie auf zwei gewälttätige.
Sie hatten sie von hinten gepackt und an dem Stoff ihres Kleides gezogen.
Noch heute konnte sie den ekligen Gestank von Schweinescheiße und Bier, der von ihren Körperm ausging, riechen.
Sie war geübt darin gewesen sich zu winden. Rasch hatte die zu ihrem versteckten Messer am Bein gegriffen und beiden Übeltätern in die Brust gestochen.
Sie hatten ihr zuvor eklige Dinge zugeflüstert und am Liebsten hätte Mayisa ihnen die Eier abgeschnitten.
Sie war schnell weggerannt und auf einen Baum hinauf geklettert.
Sie war gut im klettern gewesen und nachts hatten die beiden keine Chance gehabt sie dort zu finden.
Diese Begegnung mit ekelhaften Perverslingen war nur eine von vielen, die Mayisa im Laufe der Zeit.

Drachenfeuer | jon snowWo Geschichten leben. Entdecke jetzt